Berührende Geschichte
Zu meiner Schande muss ich leider gestehen, dass „Die Nacht gehört den Wölfen“ das erste Buch ist, das ich von Wulf Dorn gelesen habe. Dies ist äußerst schade, denn dieser Mann kann nicht nur gut, sondern ...
Zu meiner Schande muss ich leider gestehen, dass „Die Nacht gehört den Wölfen“ das erste Buch ist, das ich von Wulf Dorn gelesen habe. Dies ist äußerst schade, denn dieser Mann kann nicht nur gut, sondern auch packend schreiben, sodass ich das Buch nur selten aus den Händen legen konnte.
Der Schreibstil konnte mich von der ersten Seite an sehr überzeugen, denn der Autor beschreibt sämtliche Szenen sehr detailliert, ohne allerdings abzuschweifen oder Dinge unnötig in die Länge zu ziehen. Gleichzeitig werden auch Simons Familiengeschichte und die Geschehnisse nach seinem Selbstmordversuch sensibel, aber dennoch mit Bestimmtheit erzählt, sodass hier viele spannende Momente geschaffen wurden. Ein kleiner Kritikpunkt sind allerdings die Dialoge, denn diese wirkten stellenweise holprig, was mich aber nur selten gestört hat. Dafür wurden die Figuren sehr gut ausgearbeitet und einige von ihnen waren mir sogar sympathisch.
Die Geschichte handelt von dem 15-jährigen Simon, dessen Eltern bei einem Autounfall verstorben sind. Er selbst saß auch im Wagen, hat den Unfall allerdings überlebt. Für ihn beginnt seitdem jedoch ein nicht enden wollender Albtraum, der dazu führt, dass Simon einen Selbstmordversuch unternimmt und danach in die Psychiatrie gebracht werden muss. Nach diesem mehrmonatigen Aufenthalt lebt er bei seiner Tante Tilia und seinem Bruder Mike, der nicht beim Autounfall involviert war. Simons Ängste und Albträume werden dabei ausführlich und emotional geschildert, sodass man sich – zumindest in diesem Punkt – gut in den Jungen hineinversetzten kann. Man merkt allerdings mit der Zeit auch, dass etwas nicht mit ihm stimmt und er autistische Züge an den Tag legt, unter denen nicht nur er, sondern auch seine Mitmenschen leiden.
Gleichzeitig geht es aber nicht nur um Simon, sondern auch um das Verschwinden von der ein Jahr älteren Leonie. Auch Mikes Freundin muss ein Gewaltverbrechen durchleiden und am Ende stellt sich die Frage, was und wie viel Simon am Ende tatsächlich über alles weißt. Dies wird von Wulf Dorn insgesamt spannend und eindringlich beschrieben, sodass es sich fast schon angefühlt, als sei man mittendrin und nicht nur ein Leser.
Ich muss leider zugeben, dass mir das Cover überhaupt nicht gefällt und ich dem Buch deswegen fast keine Chance gegeben hätte. Als ich jedoch die Kurzbeschreibung gelesen habe, wurde ich dann doch schnell umgestimmt, denn diese liest sich hervorragend.
Abschließend kann man sagen, dass „Die Nacht gehört den Wölfen“ mir aufgrund der Thematik und den gut ausgearbeiteten Figuren gut gefallen hat und mich vor allem zum Nachdenken anregen konnte. Zukünftig werde ich mit Sicherheit weitere Bücher von Wulf Dorn lesen.