Cover-Bild Die Verschwörung von Shanghai
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 426
  • Ersterscheinung: 07.08.2017
  • ISBN: 9783458177173
Xiao Bai

Die Verschwörung von Shanghai

Roman
Lutz-W. Wolff (Übersetzer)

Ein Attentat im Hafen und die bildhübsche Ehefrau an der Seite des Opfers verschwunden. Die Spur führt in die Französische Konzession: 1931 eine zu Reichtum gekommene Enklave Frankreichs mitten in Shanghai, bevölkert von Gangstern, korrupten Polizisten, Revolutionären und Spionen … Xiao Bai spinnt eine meisterhafte Intrige rund um ein verhängnisvolles Begehren, literarisch, spannend, atmosphärisch.

An Deck des Ozeandampfers mit Kurs auf Shanghai schießt Hsueh heimlich ein Bild von ihr. Er ist Fotograf, sie wunderschön, nichts weiter. Doch als nach den Schüssen unten am Hafen ihr Gesicht in jeder Zeitung auftaucht und er ihr dann in den Gassen der Französischen Konzession wiederbegegnet, verfällt er ihr hoffnungslos. Um in ihrer Nähe zu sein, wird er Teil eines doppelbödigen Spiels, als Spitzel für die Polizei, Kämpfer für die Revolution und Waffenhändler. Nur Leidenschaft allein hat in der Französischen Konzession noch niemanden vor einer Kugel bewahrt, das weiß er ganz genau …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2017

Nur das Überleben zählt

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und manchmal nicht einmal das im Shanghai der 1930er Jahre.

Zunächst treffen wir auf den Fotografen Hsueh, die quasi Hauptperson des Romans. Er hat nicht nur diesen einen Beruf, sondern verdient sein ...

und manchmal nicht einmal das im Shanghai der 1930er Jahre.

Zunächst treffen wir auf den Fotografen Hsueh, die quasi Hauptperson des Romans. Er hat nicht nur diesen einen Beruf, sondern verdient sein hauptsächliches Auskommen als Begleiter der Österreicherin Therese, die inzwischen verwitwet, in Shanghai gestrandet ist und die Geschäfte ihres Mannes übernimmt.

Dass dies ein Hauen und Stechen sondergleichen wird, schreckt die Geschäftsfrau, die sich schon bald als eiskalte Verhandlungspartnerin herausstellt, nicht. Nahtlos fügt sie sich in das in Shanghai vorherrschende "jeder gegen jeden und jeder für sich selbst" ein, das umso erschreckender erscheint, als dass der Autor Xiao Bai hier hauptsächlich wahre Ereignisse "verbraten" hat.

Spannend ist der Roman durch den unterkühlten Stil nur am Rande, doch gibt er einen treffenden Einblick in die Atmosphäre des Shanghai der frühen 1930er Jahre, man hat es bildlich vor sich und kann sich das Geschilderte auch gut als Film vorstellen.

Hsueh gerät ein bisschen aus dem Gleichgewicht, da er eine Frau auf einem Schiff entdeckt hat, die ihn verzaubert. Sie spielt in einer anderen Liga, nämlich der der Politik und ihr bedeuten Emotionen durchaus etwas. Werden sie ihr bzw. beiden möglicherweise zum Verhängnis?

Wer gerne in fremde Welten und Zeiten eintaucht sowie einen extrovertierten, dabei eloquenten Schreibstil zu schätzen weiß, wird sich möglicherweise von dem Buch einfangen lassen. Ein wenig Exotik im Alltag und eine fremde, ein wenig unheimliche Welt! Etwas für Liebhaber ungewöhnlicher Literatur und historischer Themen!

Veröffentlicht am 29.09.2017

Komplexe fiktive Geschichte mit wahren Begebenheiten

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Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt ...

Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt im Jahr 1931 in Shanghai. In Shanghai agieren Besatzer, die Kommunisten und die Funktionäre der Volksmacht. Im Mittelpunkt steht der Pressefotograf Hsueh, der zum Spielball innerhalb der französischen Konzession – als Polizeispitzel – einer weißrussischen Geschäftsfrau und einer chinesischen Geliebten wird. Wobei anzumerken ist, dass die Weißrussin ebenso Hsuehs Geliebte darstellt. Auslöser der Entwicklungen in dem besagten Jahr ist ein Mordopfer im Hafen von Shanghai. Als Hsueh die Zeitung aufschlägt, stellt er fest, dass er die Witwe des Mordopfers bereits auf dem Schiffsdampfer gesehen hat. Heimlich fotografierte er die Frau. Von ihrer Schönheit vom ersten Augenblick an geblendet, geht er der Frau nach. Es stellt sich heraus, dass sie eine weißrussische Waffenhändlerin mit dem Namen Therese ist. Gleichzeitig ist sie Hsuehs Geliebte, aber nicht nur seine Geliebte. Ihr Zweitname ist Lady Holly. Aufgrund dessen, dass Hsueh bei der Presse arbeitet, bekommt er eher Insiderwissen als andere Bürger Shanghais. Somit wird er von der französischen Polizei indoktriniert, um einerseits hinter den Geschäften von Therese zu kommen, und andererseits gerät er in politische Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Kuomintang – eine revolutionäre Partei – und den Anhängern der Volksmacht. Hsuehs zweite Geliebte ist Leng, die ebenso zwischen die Fronten gerät wegen ihres ersten Ehemanns, der der Volksmacht angehörte. Leng entwickelt sich ebenso als Spielball zwischen den Gruppierungen.
Xiao Bai zeigt einen Teil der asiatischen Geschichte vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, der für die Mehrheit der Leserschaft eher unbekannt ist. Französische Konzession, die Briten, die Volksmacht und die revolutionäre Bewegung im damaligen China bilden diesen komplexen Roman. Hauptprotagonist ist der Pressefotograf Hsueh, um den herum das Geschehen aufgewirbelt wird, weil er sich manches Mal mit den falschen Leuten einlässt. Schutz findet er in der Regel bei der französischen Polizei. Momente der Liebe findet er bei Therese, und Momente der Zweisamkeit sind für kurze Dauer bei Leng. Therese stellt eine dominante und nicht ungefährliche Geschäftsfrau dar. Leng dagegen muss zwischenzeitlich mit ihrem Leben kämpfen. Lengs Mann wurde Opfer von Folter und Demütigungen, die auch Leng noch zu spüren bekommt. Nach der ersten Hälfte des Romans wird die Geschichte verständlicher, und zum Ende hin sogar rasant und spannend erzählt.
Man merkt, dass dieser Roman kein leichter Lesestoff ist, und nicht eben nebenher gelesen werden kann. Entweder liest man den Roman in einem Rutsch, oder setzt Pausen zum Nachdanken und Absacken ein. Mit Fragen und Verwirrungen steht man trotzdem am Ende Nach meiner Erfahrung bietet es sich an, diesen Roman nach einiger Zeit nochmal zu lesen, um die geschichtlichen Hintergründe genauer verstehen zu können. Ohne historische Hintergründe, die in einem Anhang im Buch kurz umschrieben werden, kommt man nicht aus. Begrüßenswert ist auch das Personenregister im Anhang, um die einzelnen Figuren einordnen und verstehen zu können. Hilfreich sind auch die Funktionen der Figuren. Da dieser Roman auf wahre historische Begebenheit beruht, die ebenso nicht leicht zu verstehen sind. Dennoch stellt man fest, dass der Autor sich Mühe gibt, einen unterhaltsamen Roman darzubieten. Fazit: anspruchsvoll, lehrreich und nachdenklich.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss

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Shanghai, französische Konzession, 1931: Durch ein mehr oder weniger zufällig entstandenes Foto einer jungen Frau gerät der Fotograf Hsueh Weiss in turbulente Geschehnisse …

Der Autor, selbst in Shanghai ...

Shanghai, französische Konzession, 1931: Durch ein mehr oder weniger zufällig entstandenes Foto einer jungen Frau gerät der Fotograf Hsueh Weiss in turbulente Geschehnisse …

Der Autor, selbst in Shanghai geboren, nimmt den Leser mit in das Shanghai Anfang der 1930er Jahre, einer Zeit, die offenbar nicht nur in Europa turbulent gewesen ist. Der Start in den Roman ist nicht unbedingt einfach, denn der Leser wird fast erschlagen von der Fülle der Personen, von vielen Perspektivewechseln und von den Geschehnissen, die erst nach und nach eingeordnet werden können, es lohnt sich aber, dabei zu bleiben. Die Atmosphäre erscheint mir stimmig und ich fühlte mich mitgenommen in jene Zeit und an jenen Ort.

Im Anhang findet man ein Personenverzeichnis, das es etwas erleichtert, den Überblick über die vielen Charaktere, deren asiatische Namen zudem nicht immer leicht auseinanderzuhalten sind, zu behalten. Auch die Zeittafel im Anhang kann nützlich sein, wenn man etwas über die historischen Hintergründe der Geschehnisse erfahren will. Diese finden ihren Platz auch in der Geschichte, wenn auch nur knapp und oft als Momentaufnahmen, machten mir aber immer wieder Lust, mich weiter damit zu beschäftigen und ein bisschen selbst zu recherchieren. Leider findet sich keine Karte im Buch und auch ein Glossar habe ich vermisst.

Auch einige der Charaktere erhalten interessante Hintergründe, dennoch legt der Autor eher weniger Wert auf tiefgreifende Charakterzeichnungen, sein Fokus liegt klar auf dem Geschehen. Das ist ein bisschen schade, denn so kann man als Leser kaum Emotionen für die Charaktere aufbauen, auch ihre Handlungen kann man nicht immer nachvollziehen.

Ich finde die Geschichte interessant geschrieben und war oft gespannt, wohin sie mich führen würde. Das Ende finde ich gelungen und zur Geschichte passend. Dass die Erzählung auf tatsächlichen Ereignissen basiert, die aber viel Spielraum für die Fantasie des Autors ließen, hat mir gut gefallen, in seinem Nachwort erzählt der Autor ein bisschen darüber.

Ich habe den Roman gerne gelesen. Man muss sich auf ihn und die zum Teil fremden Mentalitäten der Akteure, sowie die Erzählweise des Autors einlassen, was sicher nicht jedem leicht fallen wird. Ich vergebe 3,5 Sterne.