Kann man sich trotz Rassismus in seiner Heimatstadt noch wohlfühlen?
Annalie lebt ein ganz normales Teenagerleben in einer Kleinstadt in Illinois. Sie jobbt in ihren Sommerferien in einer Eisdiele, damit ihr langjähriger Schwarm sie endlich wahrnimmt, wenn er sich eine ...
Annalie lebt ein ganz normales Teenagerleben in einer Kleinstadt in Illinois. Sie jobbt in ihren Sommerferien in einer Eisdiele, damit ihr langjähriger Schwarm sie endlich wahrnimmt, wenn er sich eine Kugel Eis holt. Doch dann steht aus heiterem Himmel plötzlich zu Hause an ihrer Garage das Wort "Schlitzaugen" - ein rassistischer Anschlag in ihrer kleinen, beschaulichen Stadt, denn ihre Mutter ist Chinesin, sie und ihre ältere Schwester Halbchinesinnen. Ihre große Schwester Margaret will die Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen. Annalie möchte einfach ihr Leben zurück. Aber dieser Schriftzug ist nicht das Einzige, was sich in beider Leben diesen Sommer verändert.
Das Buch beginnt wie ein Teenie-Liebesroman. Annalie ist seit Grundschultagen in Thom verliebt und möchte diesen Sommer, in dem er wieder Single ist, nutzen, um ihm näher zu kommen. Doch schon bald schlägt die Stimmung im Roman um, denn ihre Garage zu Hause wird mit einem rassistischen Schriftzug beschmiert. Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf, denn Annalie ruft in ihrer Panik ihre große Schwester Margaret, die in New York studiert, an, und diese kommt sofort.
Im Laufe des Romans kommt heraus, dass die Schmiererei an der Garage nur die Spitze des Eisbergs ist, den die Familie schon an (mikro)rassistischen Begebenheiten und Angriffen erlebt hat. Die Leserin bekommt viele Impulse, darüber nachzudenken, wo Rassismus – gerade auch in der Sprache - anfängt.
Die Schwestern sind in ihrer Wesensart sehr unterschiedlich. Dazu kommt noch die jeweils schwierige Beziehung zu ihrer chinesischen Mutter, die eher traditionell lebt und an die Dinge herangeht. Der Vater hat die Familie schon lange verlassen.
Diese interessante, schwierige Dreierbeziehung dazu die (komplizierten) Liebesgeschichten der beiden jungen Frauen, ihre Freundschaften und die unterschiedliche Beziehung zu ihrer Heimatstadt machen diesen Jugendroman neben seiner Frage „Was ist Rassismus?“ zu einer Beziehungsstudie mit sehr verschiedenen Ansätzen und Sichtweisen.
Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen Annalie und Margaret, die jeweils in Ich-Perspektive erzählen. Auch die wichtigen Nebenfiguren werden charakterlich ausgefeilt dargestellt.
Trotz all der sehr wichtigen Themen hat das Buch zwischendurch auch mal seine Längen. Aber es nimmt durch neue Wendungen immer wieder an Fahrt auf und überrascht die Leserinnen. Am Ende sind viele der genannten Beziehungen anders und besser geworden.