Wunderbares Büchlein über die Magie der Mathematik
Ich muss gestehen, anfangs hatte ich so meine Bedenken, als ich den Klappentext las. Die Story an sich hörte sich super an, aber ich war nie eine wirkliche Leuchte in Mathematik. Doch meine Ängste, die ...
Ich muss gestehen, anfangs hatte ich so meine Bedenken, als ich den Klappentext las. Die Story an sich hörte sich super an, aber ich war nie eine wirkliche Leuchte in Mathematik. Doch meine Ängste, die Handlung aufgrund komplizierter Formeln nicht zu verstehen, waren völlig unbegründet. Das lag zum einen daran, dass die Welt der Zahlen so perfekt in die Geschichte eingebunden wurde. Und zum anderen machen es einem die Erklärungen des Professors sehr leicht, seinen rechnerischen Erläuterungen zu folgen.
Er ist es auch, die einem am meisten ans Herz wächst. Er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und zudem noch in der Lage, sein Wissen denen zu vermitteln, die sich mit Mathematik schwer tun. Seine Überfürsorglichkeit Kindern gegenüber, seine Begeisterung für Baseball und seine gleichzeitige Hilflosigkeit bei alltäglichen Dingen, die nicht nur von der Einschränkung seines Langzeitgedächtnisses herrühren, machen ihn sympathisch und liebenswert. Dagegen wirken die übrigen Charaktere beinahe etwas blass, obwohl ich vor allem Root und die Haushälterin sofort lieb gewonnen habe. Weitere Figuren lernt man leider nur ansatzweise kennen, was anfangs genauso gewöhnungsbedürftig ist wie die Tatsache, dass man die Namen sämtlicher Protagonisten nicht erfährt.
Doch angesichts der wunderbar klaren Erzählweise stören diese Kleinigkeiten kaum. Die Magie der Zahlen erschließt sich einem genauso spielend wie der Haushälterin, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist. Dabei wird der Leser durchaus mit der Dramatik konfrontiert, wie es sein muss, sich tagtäglich neu mit einem Menschen auseinanderzusetzen, der sich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr an einen erinnern kann. Das geschieht ohne Kitsch oder übersteigerter Tragik, was besonders der Poesie der Mathematik zu verdanken ist, wie sie hier dargestellt wird. Über sie definiert der Professor nicht bloß sein Leben, sondern auch seine Umwelt und sogar das Universum an sich. Und das auf so eindringliche Art, dass es nie trocken oder langweilig wird.
Leider ist die Geschichte bereits nach 250 Seiten vorbei. Diese Kürze und die großen Zeitsprünge zum Ende hin wecken den Wunsch, noch mehr über das Trio zu lesen, noch mehr über ihre Hintergründe zu erfahren.
Fazit
Das Geheimnis der Eulerschen Formel ist ein wunderbarer Roman, dem es gelingt, einer an sich trockenen Wissenschaft Leben und Magie einzuhauchen. Auf diese Weise behandelt er ein tragisches Thema anrührend und ohne Kitsch und bringt einem gleichzeitig die eindringliche Welt der Mathematik näher. Liebevolle Figuren und bewegende Szenen lassen den Leser sehr gut in die Story eintauchen. So sehr, dass sie zum Schluss viel zu kurz erscheint und man gerne so einiges mehr über die Charaktere gelesen hätte.
Alles in allem ist es ein schönes Buch über Freundschaft, Verlust und die Macht der Zahlen und was sie alles bewirken kann.