Cover-Bild Das Meer der Libellen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 22.09.2020
  • ISBN: 9783832181147
Yvonne Adhiambo Owuor

Das Meer der Libellen

Roman
Simone Jakob (Übersetzer)

Auf der Insel Pate, vor der Küste Kenias, lebt die eigensinnige Ayaana mit ihrer Mutter Munira. Als ein Matrose namens Muhidin in ihr Leben tritt, findet Ayaana etwas, wonach sie sich immer gesehnt hat: einen Vater. Doch als Ayaana erwachsen wird, muss sie mit einschneidenden Ereignissen zurechtkommen, die nicht nur sie selbst, sondern auch das Leben auf Pate tiefgreifend verändern: Fremde mit zweifelhafter Vergangenheit tauchen auf, religiöse Extremisten suchen Zuflucht auf der Insel, China streckt seine Fühler nach Afrika aus und mit einem Tsunami fordert die Natur ihren Tribut. So beschließt Ayaana, in der Ferne ihr Glück zu suchen und ein Studium in China zu beginnen. Sie begibt sich auf eine gefährliche Schiffsreise, die letztlich vor allem eines ist – eine Reise zu sich selbst.
Nach ihrem gefeierten Debütroman ›Der Ort, an dem die Reise endet‹ legt Yvonne Adhiambo Owuor einen kraftvoll erzählten Roman über eine junge Frau vor, die darum kämpft, ihren Platz in der Welt zu finden – eine ergreifende Geschichte über Schicksal, Tod, Liebe und Verlust.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2020

Sprachgewaltig, poetisch und politisch aktuell

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REZENSION – In ihrem preisgekrönten Debütroman „Der Ort, an dem die Reise endet“ (2016) beschäftigte sich die kenianische Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor (52) mit den Auswirkungen kolonialer Gewaltherrschaft ...

REZENSION – In ihrem preisgekrönten Debütroman „Der Ort, an dem die Reise endet“ (2016) beschäftigte sich die kenianische Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor (52) mit den Auswirkungen kolonialer Gewaltherrschaft und der Unabhängigkeitskämpfe ihres Landes. In ihrem zweiten, im September im Dumont-Verlag veröffentlichten Roman „Das Meer der Libellen“ schildert sie nun politisch aktuell am Lebensweg ihrer jungen Protagonistin Ayaana den nicht minder katastrophalen Fortgang der Entwicklung Kenias, das sich unter unfähigen und korrupten Regierungen von ausländischen Wirtschaftsmächten ausbeuten lässt.
Der Roman beginnt in den 1990er Jahren. Ayaana wächst als kleines Mädchen auf der dem Festland vorgelagerten Mangroven-Insel Pate auf - einem Ort, „der alle räumlichen und zeitlichen Verbindungen mit dem Rest der Welt ignorierte“. Die Bewohner leben noch immer von Fischfang oder Seefahrt. Handy und Tablet sind einzige Zugeständnisse an die industrielle Neuzeit. Auf Pate bleibt man gern unter sich, lebt in alter Tradition mit und von der Natur. Im umgebenden Meer, wohin die bunten Libellen alljährlich zurückkehren, fühlt sich Ayaana wohl: „Ein weiches, heiteres Sinken, eine vertraute Ruhe erfüllte sie, in der sich die Zeit und all ihre Probleme im Nichts auflösten.“
Jahre später, Ayaana ist inzwischen eine junge Frau, drängt das Weltgeschehen auch nach Pate durch. Wir hören vom Islamischen Staat und vom Tsunami. Die Chinesen beginnen, sich für Kenia zu interessieren. Unter dem Deckmantel freundschaftlicher Beziehungen und vermeintlicher Wirtschaftshilfe erweitert China sein Einflussgebiet und beutet die Rohstoffe Kenias aus. „Wie wir gehört haben, will China einen neuen Hafen bauen. Eine Ölpipeline soll quer über die Insel verlaufen. Wir haben gehört, dass eine ganze Stadt im Meer entstehen soll. All das wissen wir nur vom Hörensagen. Mit uns spricht China nicht.“
Im Rahmen diplomatischer Beziehungen erhält Ayaana ein Stipendium, um in China traditionelle Heilkunde zu studieren. Doch bald wechselt sie zur Schifffahrtskunde. „Was bedeutet das?“, wird sie von ihren Leuten auf Pate gefragt. „Dass ich ein Schiff nach Hause bringen kann.“ Voller Sehnsucht kehrt Ayaana tatsächlich nach Studienabschluss aus der chinesischen Millionen-Metropole enttäuscht auf ihre kleine Insel vor der kenianischen Küste zurück. „Ihre Generation hatte angeblich Geschmack an einer Welt gefunden, die anderswo hergestellt wurde. Sie hatte darin nichts gefunden, das zu besitzen sich lohnte. Je mehr sie in dieser Welt erlebt hatte, desto unsicherer war sie geworden.“ Trotz aller Verlockungen der großen weiten Welt vermisste Ayaana ihre Heimat, die kleine Insel ihrer Kindheit, ihr vertrautes Meer der Libellen: „Das Einzige, das ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, war das Meer. Dem Meer war sie immer willkommen.“
„Das Meer der Libellen“ überzeugt in inhaltlicher Tiefe und gewaltiger Ausdruckskraft. Der Roman aus Kenia begeistert durch seine atmosphärische, fast poetische Sprache voller Farben, Klänge und Düfte eines fernen Landes, wobei hier der Übersetzerin Simone Jakob ein besonderes Lob gebührt. Einerseits ist der Roman eine gefühlvolle Geschichte über das Erwachsenwerden einer jungen Kenianerin, der der Verlust ihrer geliebten Heimat droht – sei es durch Unfähigkeit der eigenen Regierung oder durch Einfluss ausländischer Mächte. Andererseits ist es gerade deshalb auch ein äußerst politischer Roman. Doch das politische Zeitgeschehen bindet Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor derart geschickt in die Geschichte Ayaanas und ihrer Freunde ein, dass man, fasziniert von den so unterschiedlichen Lebenswegen der Romanfiguren, Gefahr läuft, die harsche Kritik der Autorin am politischen System Kenias und dessen industrieller Abhängigkeit von China fast überliest.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Coming of Age Story zwischen Swahili-Küste und China

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Wer schon einmal auf den Inseln des Lamu-Archipels war, weiß: Es ist, wie in eine andere Zeit, ein anderes Tempo einzutauchen. Die Inseln, auf denen sich die Traditionen der Swahili-Kultur besonders lebendig ...

Wer schon einmal auf den Inseln des Lamu-Archipels war, weiß: Es ist, wie in eine andere Zeit, ein anderes Tempo einzutauchen. Die Inseln, auf denen sich die Traditionen der Swahili-Kultur besonders lebendig erhalten haben, sind geprägt vom Rhythmus des Meeres, vom Ruf des Muezzin, von afrikanischem und omanischem Erbe, dem Schmelztiegel alter Handelsstädte - auch wenn von der einstigen Bedeutung auf den Routen, auf denen schon Sindbad der Seefahrer unterwegs gewesen sein dürfte, nicht mehr viel zu spüren ist. Das Leben scheint dort langsamer, gemächlicher voranzustreiten.

Hier siedelt die kenianische Autorin Yvonne Adhiambo Owuor ihren neuen Roman "Das Meer der Libellen" an. Es ist nicht automatisch eine Welt, die der in Nairobi geborenen Owuor, deren familiäre Wurzeln dem Namen nach eher im Westen des Landes liegen dürften, automatisch vertraut sein dürften."Die Küste ist nicht Kenia" heißt es an einer Stelle, und immer ist in dem Buch vom Unterschied der Küstenbewohner zum Hinterland, den Bürokraten von Upcountry die Rede.

Vor allem aber geht um eine, eigentlich zwei Frauen, die in dieser konservativen, teils archaischen Umgebung mit festen Vorstellungen von Sittsamkeit und Ehre,ihren eigenen Weg gehen. Owuor beschreibt das Heranwachsen von Ayaana, die quasi durch Geburt eine Außenseiterin ist:Ihre Mutter Munira gehörte einst zu einer der tonangebenden, einflussreichen Familien. Doch dass sie vom Studium in Nairobi mit einem unehelichen Kind zurückkehrte und noch nicht mal den Namen des Vaters nennen konnte - das war eine so große Schande, dass ihre Familie die Heimatinsel Pate verließ. Munira musste bleiben, betreibt in ihrem Haus einen Schönheitssalon, während Ayaana, weniger beaufsichtigt als andere Mädchen, früh eine Faszination für das Meer entwickelt. Der ehemalige Matrose Muhidin wird für sie die Vaterfigur, die sie selbst erwählt hat.

Ihre Andersartigkeit wird für Ayaana zu einer Chance, die mit guten und schlechten Erfahrungen verbunden sein wird: Als "Nachfahrin" wird sie als eine Art Sonderbotschafterin mit Studienmöglichkeit nach China eingeladen, verkörpert sie nach Ansicht chinesischer Wissenschaftler doch das Erbe jener chinesischen Seefahrer, die vor Jahrhunderten als Teil einer Expedition durch den "westlichen Ozean" an der ostafrikanischen Küste landeten. In einer Zeit, in der sich China bereitmacht, wirtschaftlich in Afrika Fuß zu fassen, kommt dieses chinesisch-afrikanische Erbe gerade recht.

Owuor erzählt in bildhafter, poetischer Weise vom Weg einer jungen Frau, die aufgrund ihrer Andersartigkeit teils für sie gefährliches Interesse und Begehren weckt, einer Frau, die von den Traditionen ihrer Heimat geprägt ist, aber auch gegen sie aufbegehrt und mit Verlust und Verrat konfrontiert wird.

Die Rolle Chinas in Afrika wird in diesem Roman ebenso thematisiert wie das Werben radikaler Islamisten um die jungen Männer der Inseln, den Hass, der ebenso unerbittlich ist wie der Krieg gegen den Terror, in dem das Zerbrechen Unschuldiger als Kollateralschaden gilt. Die Hoffnungen auf ein besseres Leben jenseits des Meeres, das skrupellose Geschäftemachern von Schleusern, das Schicksal von Migranten - die Themen und Krisen des 21. Jahrhunderts sind verbunden mit der Lebensgeschichte Ayaanas.

"Das Meer der Libellen" ist ebenso die epische Geschichte einer starken Frau wie ein Roman dieser Zeit und globaler Probleme. Swahili-Weisheiten zu Beginn eines jeden Kapitels schlagen dabei den Bogen zu der alten Kultur der Inselwelt. Bei diesem Buch hat man förmlich den Geruch von Zimt und Kardamon in der Nase, den Klang von Taarab-Musik in den Ohren und schmeckt das Salz in der Küstenbrise.

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