Cover-Bild Grand Union
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 10.06.2021
  • ISBN: 9783462053760
Zadie Smith

Grand Union

Erzählungen
Tanja Handels (Übersetzer)

»Zadie Smith eröffnet literarische Räume, in denen wir uns selbst und unsere Welt besser begreifen können« Die Welt.

Dieser erste Erzählungsband von Zadie Smith vereint neunzehn auch formal sehr unterschiedliche Storys, die sich um die Themen drehen, mit denen Zadie Smith zur Ikone der Literatur geworden ist: Frau-Mann, schwarz-weiß, Macht-Ohnmacht – und zunehmend auch Politik und das Älterwerden. Von Leserinnen und Lesern geliebt und von der Kritik hochgeschätzt ist Zadie Smith seit ihrem Debüt »Zähne zeigen« als Romanautorin und Verfasserin brillanter Essays eine der wichtigsten Autorinnen überhaupt.

In dieser ersten Erzählungssammlung nutzt sie ihre außergewöhnliche Beobachtungsgabe und ihre unverwechselbare Stimme, um die Komplexität des modernen Lebens auszuloten. Dabei bewegt sie sich scheinbar mühelos zwischen den Genres: von der historischen Erzählung über die aktuelle Story bis hin zur Dystopie – »Grand Union« ist eine kluge literarische Bestandsaufnahme, welche Ereignisse der Vergangenheit unsere Identität bestimmen und bis in die Zukunft wirksam werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2021

Ein rauschendes Kurzgeschichten-Kaleidoskop

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Meine Meinung

Von der hochgelobten literarischen Stimme Zadie Smiths wollte ich mir schon länger ein Bild machen. Was eignet sich da besser, als mit ihrem ersten Erzählungsband Bekanntschaft zu schließen?

In ...

Meine Meinung

Von der hochgelobten literarischen Stimme Zadie Smiths wollte ich mir schon länger ein Bild machen. Was eignet sich da besser, als mit ihrem ersten Erzählungsband Bekanntschaft zu schließen?

In »Grand Union« sind auf weniger als 300 Seiten neunzehn knackige Kurzgeschichten versammelt, die sich mit einer ganzen Bandbreite bunter Themen queer durch die Gesellschaft und Historie befassen, und sich auch in ihrem Stil merklich unterscheiden. Gerade durch die wechselnde Sprache und den schnellen Wechsel der Materie fiel es mir schwer einen leitenden Faden zu entdecken, den ich wirklich dankbar ergriffen hätte. Zu lose waren mir die Episoden aneinandergereiht und manches Mal hatte ich das Gefühl den Kern des Gelesenen nicht richtig greifen zu können. Wirklich Schade, denn Zadie Smith erzeugt mit ihrem besonderen Talent eine unglaubliche Rhythmik, der man sich nicht entziehen kann.

Durch die Erzählungen bringt Zadie Smith gegenwärtige Problematiken von Rassismus über den schnelllebigen Einfluss des Internets (insbesondere der sozialen Medien) auf unser Leben, bis hin zu Gedanken zum Älter werden und den bewegenden Einkauf einer alternden Dragqueen, bei der deutlich wird wie einsam und isoliert sie sich in der Gesellschaft aufgrund ihrer transsexuellen Identität fühlt, nachdem ihre Showtime abgelaufen ist.

Besonders spannend wird es, wenn Smith sich Klassenunterschieden widmet oder sich ihre Figuren um Selbstreflexion und Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst bemühen. »Grand Union« beheimatet eine unheimliche Dichte und Tiefe und trotz der kürze der einzelnen Storys bewegt das Erzählte zum Nachdenken und in sich hineinhören.

Fazit

Ein rauschendes Kurzgeschichten-Kaleidoskop. In wechselnder Sprache und Stilistik verarbeitet Zadie Smith eine enorme Themenvielfalt der gegenwärtigen Gesellschaft, doch für mich fehlte ein leitender roter Faden, sodass ich beileibe nicht alles Angesprochene einordnen konnte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.07.2021

Veröffentlicht am 24.12.2024

Große Variablilität, nicht ganz so große Wirkung.

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In ihrer - erstaunlicherweise - ersten Erzählungssammlung packt Zadie Smith gleich 19 Erzählungen, wie sie unterschiedlicher mitunter kaum sein könnten, auf nur 272 Seiten. Sowohl stilistisch als auch ...

In ihrer - erstaunlicherweise - ersten Erzählungssammlung packt Zadie Smith gleich 19 Erzählungen, wie sie unterschiedlicher mitunter kaum sein könnten, auf nur 272 Seiten. Sowohl stilistisch als auch inhaltlich unkonventionelle, aber eben für mich auch qualitativ sehr variable Geschichten.

Da wird mit knallharten Variationen feministischer Sexualität gespielt, ebenso wie mit der Rache am männlichen Geschlecht durch den Verzehr von Chicken Wings, da lässt sich die britische Pauschalurlauber-Familie im "Fluss der Faulheit" treiben, eine transsexuelle Person benötigt ein neues Kleidungsstück und gerät selbst in die Falle der Vorurteile oder Michael Jackson, Marlon Brando und Elisabeth Taylor werden gerade am 11. September 2001 zusammen auf einen Roadtrip durch New York geschickt. Hier geht es definitiv wild zu. Besonders die erste Hälfte des Buches konnte mich mit den oben angerissenen Geschichten eher überzeugen als die zweite Hälfte. Zu pointenlos sind mir manchmal die dialoglastigen Erzählungen. Mitunter fraglich, was die Autorin damit überhaupt aussagen möchte, oder ob es sich um einen globalen Kommentar zur globalen Situation mit Problemen des Rassismus, Sexismus, der Elternschaft usw. in Zeiten des Brexit und unter Trump handelt. Eindeutig herauszulesen sind immer wieder die beiden Haupthandlungsorte: New York und London. Wichtige Meilensteine in Sadie Smiths eigenem Leben.

Einige Sätze sind gewohnt prägnant, tief- und hintergründig, treffen genau uns Ziel und lassen die Leser*innen ihre eigene Gedanken- und Erlebniswelt hinterfragen. So werden Milieustudien aufgemacht durch Sätze wie: "Ja, meine Schule hat einen englischen Nationalspieler und zweieinhalb Popstars hervorgebracht und Darryls Schule diesen grinsenden Irren, der gerade im Irak jemanden enthauptet hat." Oder eine massive politische wie auch ökologische Schieflage konstatiert durch die Wahrnehmung der britischen Pauschaltouristen in Spanien, die die afrikanischen Flüchtlinge Tomaten aus Plastikgewächshäusern ernten sehen und sich von ihren Frauen die Haare am Strand flechten lassen: "...die Frauen machen sich an die Arbeit. Ihre Männer sind in den Folientunnels. Die Tomaten liegen im Supermarkt. Der Mond hängt am Himmel. Die Briten verlassen Europa. Wir sind kurz mal 'entwischt'." Das letzte Zitat stammt aus der Geschichte "Der Fluss der Faulheit", welchen ich nicht nur literarisch sehr stark sondern sogar in seiner Kürze vergleichbar mit David Foster Wallace' grandiosem "Schrecklich amüsant - Aber in Zukunft ohne mich" finde.

Insgesamt handelt es sich meines Erachtens bei diesem Erzählungsband um eine sehr durchwachsene Mischung, die durchaus gelungen und abwechslungsreich sein kann, mich jedoch nicht restlos überzeugen konnte.