Cover-Bild Spätes Gewissen
Band der Reihe "Zeitgeschichtliche Kriminalromane im GMEINER-Verlag"
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Gmeiner-Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 474
  • Ersterscheinung: 05.04.2017
  • ISBN: 9783839220771
Wolfgang Westphal

Spätes Gewissen

Kriminalroman
1960 flüchtete der damals 15-jährige Paul aus der DDR. Nach dem Mauerfall kehrt er nach Kröpelin in Mecklenburg zurück und hofft, dort seinen Jugendfreund Karl wiederzutreffen. Doch Karl ist tot. In ihrem früheren Geheimversteck findet Paul einen Brief, aus dem hervorgeht, dass sein Freund Zeuge eines Mordes wurde. Wurde auch Karl ermordet? Paul setzt alles daran, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Damit bringt er sich selbst in Lebensgefahr, denn der Täter ist ihm immer einen Schritt voraus und tötet alle, die ihm gefährlich werden könnten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2017

Spannender Krimi um einen brutalen Mörder und alte Stasi-Seilschaften

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Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin ...

Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin zurück. Als er dort erfährt, das sich sein bester Freund Karl, den er damals schweren Herzens und ohne Abschiedsworte zurücklassen musste, vor einigen Jahren aus noch ungeklärten Umständen umgebracht haben soll, meldet sich sein schlechtes Gewissen und er setzt alles daran, die noch offenen Fragen zum Tod von Karl zu klären. Seine Suche bringt ihn auf die Spur eines brutalen Mörders und führt ihn und seine Helfer zu alten Stasi-Seilschaften, die immer noch aktiv und vor allem hochgefährlich und absolut skrupellos sind.

Dem Autor Wolfgang Westphal gelingt hier ein spannender, stimmungsvoller und vor allem gut recherchierter Kriminalroman, der zudem im ersten Teil stark biographisch angehaucht ist und auf eigenen Erfahrungen beruht. Aus dieser Ausgangssituation strickt der Autor im folgenden eine gut konstruierte Kriminalgeschichte, die seine Leser durch einen packenden Schreibstil mit jeder Seite tiefer in ihren Bann zieht und mit einem durchgehenden Spannungbogen, der die Geschichte bis zum Ende trägt, ausgestattet ist.

Die Protagonisten in den Haupt- und Nebenrollen des Buches sind überwiegend gut und vor allem lebensnah charakterisiert, lediglich beim Ich-Erzähler Paul bleiben große Teile seiner Biographie aus der Zeit zwischen der Flucht und seiner Rückkehr nach Kröpelin im Dunkeln. Dieser Umstand, der nach Auskunft des Autoren in einer Leserunde zum Buch aber durchaus gewollt war, hat mir den Zugang zu der Figur doch ein wenig erschwert. Dies ist aber durch die absolut gelungenen Beschreibungen zu den anderen Charakteren (Hier sind besonders Pauls Helfer Konrad Grochowski und Susanne Wagner hervorzuheben), mehr als ausgeglichen worden und schlägt somit für mich nicht negativ zu Buche.

Als einziger kleiner Kritikpunkt bleiben somit gewisse kleinere Ungenauigkeiten bei den Zeitangaben im ersten Drittel der Geschichte, die mich beim Lesen das eine oder andere Mal ein wenig ins Schleudern gebracht haben, am absolut überzeugenden Gesamteindruck aber nur einen minimalen Makel hinterlassen konnten.

Wer auf spannende Kriminalromane mit Anspruch steht und am Thema Stasi und dessen Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der DDR interessiert ist, wird hier bestens unterhalten und erhält zudem wichtige Informationen und Eindrücke zu diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte.

Veröffentlicht am 05.01.2018

So hätte es sein können

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Begebenheiten, wie sie sich hätten zutragen können in der ehemaligen DDR und die auch solchen, die in dieser Beziehung schon einiges gelesen und auch anderweitig mitbekommen haben, die Haare in die Höhe ...

Begebenheiten, wie sie sich hätten zutragen können in der ehemaligen DDR und die auch solchen, die in dieser Beziehung schon einiges gelesen und auch anderweitig mitbekommen haben, die Haare in die Höhe und die Tränen in die Augen schießen lassen und das Herz gehörig zum Rasen bringen: Solche schildert Wolfgang Westphal in "Spätes Gewissen". Und er ist einer, der es wissen muss, gelang ihm doch als Teenager gemeinsam mit den Eltern die Republikflucht.

Ja, auch in der DDR gab es Sexualverbrechen, aber aufgrund des alles andere als freien Journalismus war es möglich, diese weitgehend unter Verschluss zu halten, die Staatsapparate konnten Angehörige der Opfer und andere Betroffene leicht einschüchtern.

Wobei es Peter, dem Alter Ego des Autors, der nach langen Jahren im Westen in die heimatlichen Gefilde zurückkehrt, zunächst um etwas ganz anderes geht: er will seinen Jugendfreund wiedersehen, der dort zurückgeblieben ist und gerät dadurch in eine ganz andere, viel größere Geschichte, in der es um eine Mordserie an Frauen geht, die sich über Jahrzehnte erstreckte und möglicherweise noch andauert. Fast beiläufig erfährt er, dass der Freund schon vor Jahren ums Leben kam - etwa in Zusammenhang mit diesen Morden?

Peter trifft auf diverse Menschen, die ihm etwas erzählen können und nach und nach offenbaren sich wahre Abgründe. Wirklich nach und nach erst, denn die Geschichte ist lang, nimmt viele Wendungen und gerät auch mal auf Abwege. Sie ist gut erzählt, alle Figuren sind eindringlich, wenn auch ausgesprochen ausgiebig beschrieben und man kann sich als Leser nach der Lektüre ein gutes Bild davon machen, wie das Leben in der DDR auch heute noch Einfluss auf gewisse Vorgänge hat. Nicht zu knapp, kann ich Ihnen sagen! Doch mir war es insgesamt viel zu umständlich und obwohl es viele sehr spannende Stellen im Buch hat, gab es auch mindestens ebenso viele Längen, die mich das Buch wiederholt aus der Hand legen ließen. Kurzum: ich empfand die Geschichte als umständlich und kam nach den Pausen schwer wieder rein. Die zahlreichen Charaktere, die sich hier tummeln, musste ich dann stets wieder neu sortieren. Ein dennoch ausgesprochen lesenswertes Buch, das aber um mindestens ein Drittel kürzer hätte ausfallen können!

Veröffentlicht am 12.07.2017

Was geschah damals wirklich?

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Paul ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen, flüchtete als 15jähriger mit seinen Eltern in den Westen. Als Erwachsener kehrt er nach dem Mauerfall in seine alte Heimat Kröpelin zurück, all die Jahre hatte ...

Paul ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen, flüchtete als 15jähriger mit seinen Eltern in den Westen. Als Erwachsener kehrt er nach dem Mauerfall in seine alte Heimat Kröpelin zurück, all die Jahre hatte er sich gefragt, was aus seinem damals besten Freund Karl geworden ist. Doch Karl lebt nicht mehr. In ihrem damaligen Versteck hinterlässt Karl einen Brief an Paul, in dem er über ein beobachtetes Verbrechen schreibt. Paul fühlt sich seinem toten Freund verpflichtet und stellt Nachforschungen an, die ihn und die Menschen die ihn dabei unterstützen, in große Gefahr bringen.

Der Autor packt hier ein äußerst brisantes Thema an. Die Stasi und die Frage, in wieweit die Stasi auch heute noch aktiv ist. Das Erschreckende an dem Buch ist, dass die Handlung sehr authentisch wirkt und man das Gefühl hat, dass die Realität durchaus ähnlich aussehen könnte, wie im Buch beschrieben. Ich habe mich damals, nach dem Mauerfall, auch des öfteren gefragt, was mit den Stasi Leuten passierte. Dass sie ihre Meinung/Gesinnung von jetzt auf sofort ändern ist wohl sehr unwahrscheinlich.

Wir begleiten zum einen Paul bei seiner Recherche in einem lange zurückliegenden Todesfall, angeblich einem Selbstmord. Lernen Menschen kennen, die ihm bei seiner Suche helfen und das, obwohl sie damit ein großes Risiko eingehen. Parallel dazu beobachten wir die Ermittlungsarbeit der Polizei in Bremen, die in einem aktuellen Tötungsdelikt ermittelt. Als Leser ahnen wir, dass es Parallelen zwischen den Fällen gibt, verfügen hier über mehr Wissen als Paul und die Polizei. Eingeschobene Kapitel, die in der Vergangenheit spielen machen klar, was damals wirklich passiert ist, wie perfide die Stasimethoden waren.

Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, die Handlung ist spannend, weist aber auch immer mal wieder Längen auf. Ich fand die Thematik sehr interessant, vor allem weil sie so authentisch erscheint und man sich unwillkürlich fragt, wie viel Wahrheit sich in dieser fiktiven Geschichte verbirgt. Ein Buch das sich zu lesen lohnt.

Autor: Wolfgang Westphal