Cover-Bild Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 01.03.2019
  • ISBN: 9783492058452
William Kent Krueger

Für eine kurze Zeit waren wir glücklich

Roman
Tanja Handels (Übersetzer)

New-York-Times-Bestseller: Von der Freude und Traurigkeit des Erwachsenwerdens, vom Ende der Unschuld und von der Kraft der Anteilnahme

Im Sommer des Jahres 1961 kommt der Tod in vielen Formen nach New Bremen. Als Unfall. Als Selbstmord. Und als Mord. Zusammen mit seinem kleinen Bruder Jake scheint der dreizehnjährige Frank immer am falschen Ort zu sein – oder am richtigen, schließlich liefert eine Leiche auch Stoff für gute Geschichten. Bis das Sterben auch Franks Familie heimsucht. Plötzlich tut sich vor den Brüdern die ganze Welt der Erwachsenen auf, und der Tod fordert von allen eine Entscheidung: für die Familie, die Freunde und das Leben.

»Ein wundervoller Erzählton. Ich liebe dieses Buch.« Dennis Lehane

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2019

Spannendes Coming-of-Age-Drama über einen Sommer 1961 in einem Dorf im Westen der USA

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Frank und Jake sind Söhne des Methodistenpfarrers Nathan Drum und seiner Frau Ruth. Die Brüder verbringen die meiste Zeit gemeinsam, auch den Sommer 1961. Durch die Beerdigungen, die für die Familie eines ...

Frank und Jake sind Söhne des Methodistenpfarrers Nathan Drum und seiner Frau Ruth. Die Brüder verbringen die meiste Zeit gemeinsam, auch den Sommer 1961. Durch die Beerdigungen, die für die Familie eines Pfarrers von drei Gemeinden an der Tagesordnung stehen, ist der Tod auch für die Söhne nichts Ungewöhnliches. Der Tod des gleichaltrigen Bobby, der von einem Zug erfasst wurde, tangiert sie nicht weiter, weshalb sie weiterhin verbotenerweise an den Bahnschienen spielen, wo wenig später ein weiterer Toter aufgefunden wird und sie unmittelbar Zeugen werden.
Während der Vater sehr gottesfürchtig ist und in seinem Beruf als Seelsorger aufgeht, wollte seine Frau nie eine Pfarrersgattin werden, sondern hatte Nathan als Jurastudenten geheiratet, der Anwalt werden wollte. Nach traumatischen Erlebnissen als Offizier im Zweiten Weltkrieg hat er sich allerdings umorientiert und das Priesterseminar abgelegt. Ruth geht als Sopranistin in ihrer Musik auf und fördert das musikalische Talent der älteren Tochter Ariel, die ihr ganzer Stolz ist.
Im Sommer 1961 wird die Familie mit Schicksalsschlägen konfrontiert werden, die sie für immer verändern wird.

Der Roman ist vierzig Jahre später aus der Sicht von Frank erzählt. Er berichtet von seiner Kindheit in einer Kleinstadt im Westen der USA, von den Dummheiten, die Jungs in seinem Alter im Kopf haben, wie er seinen kleinen Bruder geärgert und seine Schwester Ariel vergöttert hat. Den Vater hat Frank immer als Respektsperson angesehen, während er seine Mutter, die in seinen Augen die ältere Schwester stets bevorzugt hat, nie so nahe stand.
Die Erwachsenengeneration ist von den Kriegsereignissen, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Korea-Krise geprägt, der Konflikt zwischen Sioux und Weißen, die andauernde Ungleichbehandlung der "Indianer", ist auch für die jüngere Generation allgegenwärtig.

Die Geschehnisse in New Bremen, die Todesfälle, die sich im Sommer 1961 häufen, aber auch die ganz normalen Probleme eines Heranwachsenden sind glaubwürdig aus der Sicht eines 13-Jährigen geschildert, der die Dinge nicht so einordnen kann wie ein Erwachsener.
Durch Titel und Klappentext vorgewarnt, aber auch durch die unheilvolle Atmosphäre, die durch das Leben in der Kleinstadt Anfang der 1960er-Jahre, geprägt von Streitereien und Konflikten bis hin zu tätlichen Übergriffen unter den Erwachsenen und Jugendlichen erzeugt wird, wartet man nur darauf, dass es zu einem großen Knall kommt.

"Für eine kurze Zeit waren wir glücklich" ist ein Coming-of-Age-Roman, eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Ende einer unbeschwerten Kindheit. Alle Charaktere, die Hauptfiguren der Familie Drum, aber auch die weiteren Bewohner der Kleinstadt, sind vielschichtig und glaubwürdig dargestellt. Die unterschwellige Gefahr, die man als Leser spürt, die Katastrophe, die sich anbahnt, packt und lässt einen unweigerlich weiterlesen. Zudem wird die Spannung kontinuierlich aufrecht erhalten, da die Todesfälle, die zunächst als Unfall und natürlicher Tod abgetan werden, lange nicht aufgeklärt werden und die Frage bleibt, ob es sich nicht um Verbrechen handeln könnte. Als sich dann auch noch nach den Feierlichkeiten am Unabhängigkeitstag ein Mord ereignet, entsteht durch verschiedenste Verdächtigungen Unruhe in New Bremen.
Berührend ist zu lesen, welche Vorwürfe sich Frank macht, wie Nathan mit seinem Glauben ringt und wie Ruth sich noch weiter von ihrer Familie entfremdet. Erzählt wird ein Drama über eine Familie, die an den Ereignissen des Sommers 1961 verzweifeln oder Kraft in ihrem Glauben finden kann.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Gelungene Mischung aus Entwicklungs- und Kriminalroman

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Für eine kurze Zeit waren wir glücklich - William Kent Krueger

Eine scheinbar ganz normale, zumindest nach außen hin glückliche Familie, in der Frank, 13, und sein jüngerer Bruder Jake als Söhne eines ...

Für eine kurze Zeit waren wir glücklich - William Kent Krueger

Eine scheinbar ganz normale, zumindest nach außen hin glückliche Familie, in der Frank, 13, und sein jüngerer Bruder Jake als Söhne eines Pastors in New Bremen aufwachsen. Bis im Sommer 1961 der Tod in ihr Leben tritt, und das gleich mehrmals. Ihre Welt gerät aus den Fugen, denn auch die eigene Familie droht daran zu zerbrechen. Binnen weniger Wochen müssen die beiden Jungs erwachsen werden.

Die Charaktere der beiden Jungen fand ich sehr interessant, weil sie nämlich grundverschieden sind. Der Erzähler Frank ist der typische Draufgänger, der erst handelt bevor er nachdenkt und dadurch auch immer mal wieder in Schwierigkeiten gerät. Jake dagegen, leidet sehr unter seinem Stottern und ist ein nachdenklicher, schüchterner Typ, der immer wieder versucht seinen Bruder einzubremsen. Hatte ich am Anfang noch die Befürchtung, dass es sich bei den beiden um Stereotype handelt, so wird im weiteren Verlauf der Handlung eine deutliche und glaubwürdige Entwicklung der Persönlichkeiten deutlich.

Es geht um das Ertragen und den Schmerz großer Verluste, um Schuld und Vergebung, letztendlich immer ums Erwachsen werden.
"Mitten im größten Leid verstehen sie, was es heißt, einander beizustehen, eine Familie zu sein und anderen zu vergeben." Klappentext

Getragen wird diese Geschichte von einer sehr ruhigen, dennoch atmosphärischen Grundstimmung. Ein einfaches amerikanisches Landleben im Stil von Kent Haruf. Stark erinnert fühlte ich mich auch an eine Fernsehserie aus meiner Kindheit, „Unsere kleine Farm“ eine heile Welt mit viel Religion und Gottvertrauen.

Eine traurige, aber stimmige Geschichte, letztendlich versöhnlich. Trotz aller Tragödien, die sich ereignen, schafft es der Autor trotzdem, eine positive Stimmung zu hinterlassen.

Veröffentlicht am 30.04.2020

Erinnerungen an den Sommer in New Bremen

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„Wird ein Verlust zur Tatsache, dann ist er wie ein Stein, den man in der Hand hält. Er hat Gewicht, Umfang, Konsistenz. Er ist fassbar, man kann ihn einschätzen, mit ihm umgehen. Man kann sich damit geißeln ...

„Wird ein Verlust zur Tatsache, dann ist er wie ein Stein, den man in der Hand hält. Er hat Gewicht, Umfang, Konsistenz. Er ist fassbar, man kann ihn einschätzen, mit ihm umgehen. Man kann sich damit geißeln oder ihn wegwerfen.“

Inhalt

Frank Drum erinnert sich an den Sommer 1961, der für ihn wegbereitend für sein ganzes weiteres Leben werden sollte. Damals lebte er mit seiner Familie in New Bremen, einem fiktiven Ort am Minnesota River – der Vater war Dorfpfarrer der Gemeinde, die Mutter eine begnadete Sängerin im Kirchenchor und die große Schwester ein Talent an der Orgel. Franks Tage verliefen typisch für einen 13-Jährigen, der sich gemeinsam mit dem kleinen Bruder Jake die Freizeit vertreibt und zwischen Schule, Freunden und Fahrradtouren die Sonne und das Abenteuer genießt. Doch dem ersten Toten des Sommers, einem Außenseiter aus der Schule, der zu lange an den Bahnschienen verweilte, sollen noch etliche weitere folgen und Frank ist irgendwie immer mittendrin, als Zeuge oder Betroffener. Besonders den Verlust seiner geliebten Ariel, der älteren Schwester mit dem großen Herzen, verkraftet Frank nur schwer. Denn ihr Tod, so ergibt es die Obduktion, war nicht einfach nur ein Unfall, sondern vorsätzlicher Mord. Frank möchte zu gern den Mörder seiner Schwester stellen und ihn seiner gerechten Strafe zuführen, wenn da nur nicht die Beschränkungen seiner Jugend wären und Erwachsene, die seinen Worten immer etwas entgegenzusetzen haben …

Meinung

Nachdem ich vergangenes Jahr so viele begeisterte Leserstimmen zu diesem Roman wahrgenommen habe, musste ich ihn unbedingt lesen, um so wie andere den wundervollen Erzählton und die berührende Geschichte über das schmerzliche Erwachsenwerden eines Jungen kennenzulernen. Dementsprechend hoch war auch meine Erwartungshaltung an die Geschichte, deren Thematik gleich in mehrere Richtungen schwenkt.

Zum einen ist es eine klassische Familiengeschichte, mit den Problemen, Wünschen und Geheimnissen mehrerer Beteiligter, die in enger verwandtschaftlicher Bindung zu einander stehen. Darüber hinaus ist es ein Kriminalroman, bei dem ein Junge versucht, hinter die Machenschaften seiner Mitmenschen zu kommen, um deren Handlungen besser verstehen zu können und dann ist es der unwiderrufliche Weg von der Kindheit zum Erwachsenwerden, verstärkt durch traurig-dramatische Erlebnisse, die sich nicht mehr verbergen und in schöne Worte kleiden lassen.

Das Leseerlebnis war für mich von widersprüchlichen Empfindungen geprägt: zum einen ist es ein ausgesprochen bildhafter, atmosphärischer Roman, der das Lebensgefühl seiner Protagonisten und deren Erlebnisse in absolut stimmige Handlungsabläufe umwandelt, zum anderen ein Grundsatzroman der sich oftmals an Glaubensfragen und moralischen Werten orientiert – diese beiden Punkte haben mir ausgesprochen gut gefallen und mir echten Zugang zum Text gewährt. Doch dann kommt die Wertigkeit der Erzählung hinzu, ihre Bedeutsamkeit über den Roman hinaus und davon war ich dann leider enttäuscht, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, in einem Film zu stehen, die Menschen immer nur von außen zu betrachten und ihnen nicht wirklich nahe zu kommen. Doch dieses Vorgehen wirkt nicht versehentlich, sondern eher gewollt, deshalb hatte ich mehrfach das Gefühl keinen Roman, sondern ein Drehbuch zu lesen.

Fazit

Ich vergebe 4 Lesesterne für eine bildhafte, emotional erzählte Geschichte, die mich in weiten Teilen an einen Film erinnerte und die ich wirklich lieber auf der Leinwand erlebt hätte als auf dem Papier. Die wichtigen Fragen über Schuld und Schicksal, Freude und Leid, Vergeben und Vergessen – sie werden alle aufgegriffen und erlebbar gemacht, aber ihre Reichweite verlässt nicht die gut 400 Seiten des Buches.

Die Protagonisten habe ich mehr gesehen als verstanden, die Geschichte birgt unzählige Erinnerungen jedweder Natur, zeigt auch deren Verblassen im Lauf der Zeit, ebenso wie die Vielschichtigkeit diverser Erlebnisse auf unterschiedliche Personen, doch irgendwie bleibt nicht viel zurück, nachdem ich das Buch beendet habe und deshalb muss ich ganz klar einen Lesestern abziehen.

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Veröffentlicht am 01.11.2019

Und plötzlich ist alles anders

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Im heißen Sommer von 1961 fängt alles Elend mit der Leiche des kleinen Bobby Cole an. Die Brüder Frank und Jake wachsen bisher eigentlich sehr behütet auf, der Vater ist Prediger in der Gemeinde, jeder ...

Im heißen Sommer von 1961 fängt alles Elend mit der Leiche des kleinen Bobby Cole an. Die Brüder Frank und Jake wachsen bisher eigentlich sehr behütet auf, der Vater ist Prediger in der Gemeinde, jeder kennt hier jeden. Doch im Laufe des Sommers wird klar, dass die heile Welt von New Bremen nicht so heil ist, wie es zunächst scheint.
Kruegers Roman versetzt den Leser gekonnt in die 60er Jahre zurück, das Gefühl ist beim Lesen sofort da. Überhaupt hat er ein sehr gutes Händchen für die Atmosphäre, und so streift man mit den Brüdern durch die Hitze, schnippst Steine am Fluss und lässt die Beine von der Brücke baumeln. Frank fungiert als Erzähler, ihn lernt man besonders gut kennen und schnell auch schätzen. Im Laufe des Sommers muss der 13jährige erwachsen werden, und der Leser ist hautnah dabei. Seine Entwicklung zu verfolgen hat mindestens genauso viel Spaß gemacht wie den Tätern der Freveltaten auf die Spur zu kommen. Der Kriminalfall ist spannend, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Der Fokus liegt meist auf den Beziehungen der Figuren untereinander. Es ist eher ein Roman der leisen Töne, der trotzdem sehr eindringlich und mitreißend ist. Das Leid, das sich durch die Familien dieses Städtchens zieht ist sehr vielgestaltig, erst nach und nach versteht man alle Zusammenhänge. Ich habe diesen Roman trotz des schweren Themas sehr genossen, denn Krueger lässt in allem Elend auch immer ein Fünkchen Hoffnung durchblitzen.