Schonungslose Milieustudie als Familiendrama mit Krimieinschlag
Die beiden Hauptprotaginisten in diesem Roman sind die Schwestern Mickey und Kacey. Nach dem Drogentod der Mutter wachsen die beiden kleinen Mädchen bei ihrer Großmutter Gee auf. Diese kommt über den Tod ...
Die beiden Hauptprotaginisten in diesem Roman sind die Schwestern Mickey und Kacey. Nach dem Drogentod der Mutter wachsen die beiden kleinen Mädchen bei ihrer Großmutter Gee auf. Diese kommt über den Tod ihrer Tochter nicht wirklich hinweg und sorgt zwar für die Mädchen, aber schenkt ihnen keinerlei Liebe und Geborgenheit. So kümmert sich die Ältere der beiden Schwestern, Mickey, von klein auf um Kacey. Die Beiden sind unzertrennlich bis Kacey auf die schiefe Bahn gerät, wie ihre Mutter drogenabhängig und schlussendlich Prostituierte wird. Die eher verschlossene Mickey ist eher eine Einzelgängerin und wird Straßenpolizistin in Kensington, dem berüchtigsten Viertel von Philadelphia. Dort kann sie ein Auge auf Kacey werfen, auch wenn sie seit 5 Jahren nicht mehr miteinander sprechen.
Die Alleinerzieherin eines fünfjährigen Sohnes schlägt sich in ihrem Job durch, der großtelis noch immer den Männern vorbehalten ist. Ihr langjähriger Partner Truman wurde bei einem Einsatz schwer verletzt. Ihr neuer zugewiesener Partner Eddie nervt sie jedoch immer mehr und sie bittet ihren Vorgesetzten alleine patroullieren zu dürfen. Im Hinterkopf hat sie die Absicht ein Auge auf Kacey zu haben. Als sich die Morde an Protituierten häufen und Mickey Kacey seit einger Zeit nicht mehr auf der Straße gesehen hat, befürchtet sie ihre Schwester täglich tot aufzufinden.
Obwohl unsere Hauptprotagonistin Mickey ein Cop ist und es sich um Serienmorde handelt, ist "Long Bright River" kein Krimi oder Thriller. Ich würde den Roman als Familiendrama oder Spannungsroman einordnen.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Mickey. Dazu gibt es auch zwei Zeitstränge, die in "Damals" und "Jetzt" eingeteilt, verschieden lang sind und sich abwechseln. Als Leser bekommt man die Geschichte eigentlich nur aus Mickeys Sicht erzählt.
Die Charaktere sind sehr authentisch und facettenreich.
Neben der Schwesternbeziehung steht das Drogenproblem im Vordergrund. Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einer der übelsten Bezirke von Philadelphia. Neben den Morden an jungen drogenabhängigen Frauen, wird aber auch die Umgebung sehr gut und bildhaft beschrieben.
Liz Moore versteht es meisterhaft den größten Drogenmarkt der Ostküste in den USA darzustellen. Die Schilderungen der Verhältnisse in Kensington sind schonungslos. Drogen, Krimininalität und Prostitution prägen das Straßenbild. Besonders traurig machte mich die Erkenntnis, dass bereits Neugeborene süchtig sind und schwere Entzugserscheinungen haben. Welche Qual für so kleine Menschenkinder - einfach unvorstellbar!
"Long Bright River" ist ein facettenreicher und tiefgründiger Spannungsroman, der vorallem durch die düstere Ortsbeschreibung und hinter die Fassaden der Menschen blickt.
Cover:
Das englischsprachige Cover gefällt mir nicht wirklich. Da spricht mich das deutschsprachige Cover viel mehr an, obwohl ich zu beim ersten Anblick dachte, dass es sich hier um eine Young Adult Geschichte handelt, weil diese in letzter Zeit sehr ähnlich gestaltet werden.
Fazit:
Ein schonungsloser Blick auf die größte Drogenhölle der amerikanischen Ostküste, verbunden mit einem Familiendrama und Serienmorden an jungen Prostituierten. Ein tiefgründiger Spannungsroman, der trotz der Morde eher ruhig daherkommt und mehr eine Milieustudie ist, als ein Krimi. Macht nachdenklich...