Schöner Jugendroman, aber nicht sehr mitreißend
In "Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" geht es um Maggie, die 1993 von Chicago nach Irland zieht, weil ihre Mutter einem Mann dorthin folgt. Maggie findet sich dort nicht unbedingt zurecht, ...
In "Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" geht es um Maggie, die 1993 von Chicago nach Irland zieht, weil ihre Mutter einem Mann dorthin folgt. Maggie findet sich dort nicht unbedingt zurecht, vermisst ihr altes Zuhause samt Großmutter und ihren Onkel Kevin. Erst als sie Eoin kennenlernt, lässt ihr Heimweh allmählich nach...
Die Handlung des Romans ist schon recht interessant. Es geht viel darum, wie Maggie damit fertig wird, einfach aus ihrer bekannten Umgebung herausgerissen zu werden und ums Erwachsenwerden, was auch wirklich schön beschrieben wird. Allerdings habe ich eine Weile gebraucht, um in die Handlung einzufinden, meiner Meinung nach zieht sie sich am Anfang. Zum Beispiel ist Eoin auf den ersten 100 Seiten noch total unwichtig und kommt mehr in Maggies Gedanken vor als wirklich. Zum Glück nimmt die Story ab etwa der Mitte und vor allem zum Ende hin dann Fahrt auf...
Bei den Charakteren bin ich ein bisschen zwiegespalten, denn sie wurden ganz unterschiedlich genau beschrieben, sodass ich ein paar richtig authentisch fand, andere wiederum zu wenig beleuchtet wurden. Maggie ist, wie ich finde, sehr gut beschrieben und wurde mir auch sympathisch. Sie handelt oft aus dem Bauch heraus und trifft nicht immer die schlauesten Entscheidungen, aber bei so ziemlich allem konnte ich sie nachvollziehen, egal, was sie gerade dummes getan hat. Sie ist nunmal noch ein Teenager und das merkt man in dem Roman auch. Auch Onkel Kevin mochte ich total beziehungsweise noch mehr als Maggie. Er ist auch wieder so: Zwar bekommt er in seinem Leben nicht wirklich viel auf die Reihe, aber Jessie Ann Foley hat seinen trotz allem liebenswürdigen Charakter perfekt rübergebracht, einfach nur süß, wie er sich zum Beispiel um Maggie kümmert :)
Andere Charaktere wie Maggies Mutter Laura, deren Mann Colm, und ihre Schwester Ronnie, sogar Eoin zu gewissen Teilen, bleiben eher blass. Ich weiß auch nicht wieso, Eoin zum Beispiel kommt am Ende doch auch oft vor, aber trotzdem hatte ich nie wirklich den Eindruck, ihn zu verstehen oder ihn beschreiben zu können...
Auch beim Schreibstil bin ich mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Das Buch war durchaus schön zu lesen, leicht und angenehm und - was mir besonders gut gefallen hat - sehr authentisch. Die Dialoge wirken nicht steif, stattdessen wird geflucht und geschimpft, wie im echten Leben eben auch. Nur konnte mich der Schreibstil leider nicht mitreißen. Vor allem hat mir hier gefehlt, dass die Emotionen, die Maggie während der Handlung empfindet, einfach nicht bei mir angekommen sind. Dabei ist der Roman aus der Ich-Perspektive (Maggies Sicht) geschrieben und sie durchlebt eine Achterbahn der Gefühle. Aber nein, weder konnte ich mich groß mit ihr mit freuen, wenn etwas Schönes passiert ist, noch musste ich weinen oder war wenigstens traurig, wenn etwas Schlimmes geschah. Ich kann es mir wirklich nicht erklären, aber das hat "Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" bei mir nicht erreicht...
Genauso ging es mir bei dem 90er-Jahre-Feeling, von dem ich dachte, es würde bei mir ankommen. Ich hatte mich auf viele Musiktipps gefasst gemacht, aber da wurde ich auch wieder enttäuscht. Vor allem am Anfang hätte das Buch zu fast jeder Zeit spielen können. Später wird das meiner Meinung nach besser, da kam bei mir mehr an, besonders wenn von Nirvana gesprochen wird. Was ich in der Hinsicht aber sehr schön finde, sind die Listen auf den letzten Seiten. Dort sind einerseits Buchempfehlungen von Kevin an Maggie und natürlich Songs, den jeweiligen Charakteren zugeordnet, zu finden. Da habe ich mich dann auch ein wenig reingehört und es hat Spaß gemacht, verschiedene Songs zu hören, aber selbst dadurch bin ich nicht vollends in den 90ern gelandet...
Alles in allem kann ich dem Roman nur gute 3 Sterne geben, weil er zwar schön zu lesen war, mich aber nicht vom Hocker reißen konnte, zu wenig emotional war.