Die fremde Königin
Während Rebecca Gablé im ersten Band der Reihe, „Das Haupt der Welt“, die Geschichte Ottos I. von 929-941 beschrieb, umspannt „Die fremde Königin“ die Jahre 951-962.
Adelheid von Burgund, Königin von ...
Während Rebecca Gablé im ersten Band der Reihe, „Das Haupt der Welt“, die Geschichte Ottos I. von 929-941 beschrieb, umspannt „Die fremde Königin“ die Jahre 951-962.
Adelheid von Burgund, Königin von Italien, befindet sich in der Gefangenschaft Berengars, der die Macht über ihr Herrschaftsgebiet an sich reißen möchte. Mit ihrer Rettung wird der junge Panzerreiter Gaidemar beauftragt. Er steht im Dienst König Ottos, an dessen Hof Adelheid eskortiert werden soll und den sie kurz nach ihrer erfolgreichen Flucht ehelicht. Im Laufe ihrer Regentschaft wird die Macht des Königspaares einige Male auf die Probe gestellt, oft auch aus den Reihen der eigenen Familie. Treuer Begleiter der Königsfamilie bleibt Gaidemar, dessen Aufstieg der Leser begleitet.
Bei ihm handelt es sich übrigens um eine fiktive Figur, wie gewohnt verknüpft Rebecca Gablé das Schicksal historisch verbürgter Persönlichkeiten mit dem ihrer Feder entsprungenen Helden. Eine entsprechende Kennzeichnung befindet sich im Personenregister.
Die Autorin schafft es, den Leser sicher durch die Ränkespiele zu führen, ohne dass dieser zwischen den häufig wechselnden Bündnissen und Intrigen den Überblick verliert.
Mit Adelheid hat das Buch eine starke, intelligente Protagonistin, die sich auch in politische Belange einmischt und dabei die Balance zwischen ihren persönlichen Befindlichkeiten und ihrer Stellung als Königin finden muss.
Auch wenn der Titel nahelegt, dass Adelheid die Hauptrolle gebührt, so stand für mich eher Gaidemar im Mittelpunkt des Romans. Dieser ist seiner Zeit vielleicht etwas voraus und trotz kleinerer Makel der strahlende Held der Geschichte, für meinen Geschmack hätte er gern ein paar Kanten mehr haben dürfen.
Besonders die Charakterisierung der Bösewichte war mir leider etwas zu einseitig, an ihnen wurde meist nicht ein gutes Haar gelassen.
Die große Romanze des Buches, die wohl eher zum Mitschmachten angelegt war, hatte für mich einen merkwürdigen Beigeschmack und wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen – auch das etwas gekünstelte vorhersehbare Happy End erzeugte bei mir eher Stirnrunzeln.
Im Großen und Ganzen wirkten aber die meisten Figuren glaubwürdig und luden dazu ein, mit ihnen mitzufiebern.
Da ich bereits „Das Haupt der Welt“ gelesen hatte, habe ich mich gefreut, auf einige bekannte Gesichter zu stoßen. Aber auch ohne dieses Vorwissen sollte „Die fremde Königin“ gut verständlich sein.
Der flüssige Schreibstil machte die Lektüre sehr angenehm und kurzweilig, sodass ich sie auch Lesern, die sich schnell von der Seitenzahl abschrecken lassen, empfehlen kann.
Auch die Schlachtszenen – für mich in historischen Romanen oft eher ein notwendiges Übel – wurden wenig langatmig und dennoch glaubwürdig abgehandelt.
Als Laie kann ich nicht viel zur historischen Korrektheit der Handlung sagen, mir sind jedenfalls keine groben Schnitzer aufgefallen. Hatte ich mich bisher außerhalb des Geschichtsunterrichts noch nicht mit jener Zeit beschäftigt, so hat mich das Buch doch angeregt, ein paar Dinge nachzuschlagen.
Auch wer sich schon näher damit beschäftigt hat dürfte auf seine Kosten kommen, denn die Rahmenhandlung um die tatsächlichen Begebenheiten wurde gut ausstaffiert.
„Die fremde Königin“ ist zwar nicht mein Lieblingswerk der Autorin geworden, hat mir aber schöne Lesestunden beschert und keinesfalls enttäuscht. Sollte es eine Fortsetzung geben, werde ich auf jeden Fall weiterlesen.