Cover-Bild Der Mann, der die Welt ordnete
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 14.12.2021
  • ISBN: 9783463000114
Axel S. Meyer

Der Mann, der die Welt ordnete

«Gott schuf, Linné ordnete»: ein faszinierender Roman über den schwedischen Botaniker Carl von Linné

Von Leidenschaft, Ehrgeiz und Besessenheit getrieben, ringen zwei Forscher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Anerkennung. Carl von Linné will Gottes Schöpfung, die Flora und Fauna, nach einem von ihm entwickelten System ordnen und zum berühmtesten Botaniker aller Zeiten werden. Zunächst wird der Schwede verkannt, publiziert aber schließlich bahnbrechende Schriften und unternimmt abenteuerliche Forschungsreisen. Erbittert bekämpft wird er dabei von dem deutschen Arzt Johann Georg Siegesbeck. Der Wissenschaftler hat sich einen bescheidenen Namen gemacht und verfasst selbst botanische Schriften. Schriften, die hinfällig werden, sollte sich Linnés Sexualsystem zur Pflanzenbestimmung durchsetzen – in Siegesbecks Augen nichts als Ketzerei …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2021

Das Leben des Carl von Linné

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„...Mir fällt ein, dass heute mein Geburtstag ist. […] Warum man diesen Tag feiert, habe ich nie verstanden. Was hat man denn dafür getan? Das waren doch andere, vor allem die Mutter; der Vater trinkt ...

„...Mir fällt ein, dass heute mein Geburtstag ist. […] Warum man diesen Tag feiert, habe ich nie verstanden. Was hat man denn dafür getan? Das waren doch andere, vor allem die Mutter; der Vater trinkt Schnaps und steht dumm daneben, wenn er noch stehen kann...“

Diese Gedanken gehen den 49jährigen Carl von Linné im Prolog durch den Kopf. Das Zitat zeigt schon, dass es sich bei dem Buch um keine staubtrockene Biografie handelt.
Der Autor erzählt auf humorvolle und teilweise ironische Art das Leben des Carl von Linné. Während er sich dabei zumeist an die historischen Tatsachen hält und diese nur ab und an verfremdet, sieht es mit der Lebensgeschichte seines Widersachers, des Botanikers Johann Georg Siegesbeck, deutlich anders aus. Hier wurde von der Wahrheit extrem abgewichen. Teilweise liest sich sein Leben wie ein Klamaukstück.
Carl ist der älteste Sohn des Pfarrers Nils Linnaeus. Schon bei der Geburt ist sich der Vater sicher, dass sein Junge ebenfalls Pfarrer wird. Die Mutter hofft als nächstes auf ein Mädchen, Sie weiß, warum.

„...Mädchen waren schließlich nützlicher als Knaben. Sie halfen im Haushalt, beim Putzen, Kochen und Wäschewaschen, auch waren sie zahmer und weniger versoffen...“

Viele ihrer männlichen Zeitgenossen sehen das definitiv anders. Wie in der Zeit üblich, war Carls Kindheit eher hart. Schläge waren die Regel, nicht die Ausnahme, zumal der Junge am liebsten seinen Hobby frönte und an keiner Pflanze vorbei kam. Die Schule interessierte ihn höchstens marginal.
In seinem Leben findet Carl immer wieder Menschen, die sein Talent erkennen und ihn fördern und unterstützen. Einer davon ist Rothmann. Ihm hat Carl es zu verdanken, dass er sein Abitur machen könnte.

„...“Wenn es also tatsächlich Carls Bestimmung ist, ein Prediger zu werden, dann soll er eben ein Prediger werden“, sagte Rothmann und, bevor Nils Linnaeus etwas sagen könnte, fügte er schnell hinzu: „Und zwar soll er ein Prediger der Natur werden.“….“

In Carls weiteren Leben geht es mal auf, mal ab. Seine Reise nach Lappland liest sich wie ein fein ausgedachtes Abenteuer.
Gut eingebunden werden verschiedene Zeitgenossen von Linné, sei es der Preußenkönig Friedrich der Große, der Wissenschaftler Anders Celsius oder der Botaniker Herman Boerhaave.
Die Eskapaden, die der Autor Siegesbeck andichtet, lassen ihm Raum, wichtige Stationen der Weltgeschichte einzuflechten. Ich bewundere den Sarkasmus, mit dem die Kriege Friedrich des Großen kommentiert werden.
Carl war von seinem Können überzeugt. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass ihm wissenschaftliche Forschungen wesentlich wichtiger waren als Titel und Ehren. Sein Ziel war es, eine Systematik der Pflanzen und Mineralien zu schaffen, die international verständlich ist. Natürlich gibt es Neider. Er muss sich sagen lassen:

„...Aber vergesst nicht, dass der Wind Euch hart ins Gesicht wehen wird, Und manch Genie gerät schon auf halber Höhe ins Wanken, wenn er auf Kredit zu sensibel reagiert...“

Zu den inhaltsreichsten Teilen des Buches gehört der Anhang. Dort zeigt der Autor auf, welche Namen seiner Freund und Gegner Linné wie im Pflanzenreich verewigte. Im Nachwort wird dann zwischen Realität und Fiktion getrennt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Falsche Erwartungshaltung

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Aufgrund des Klappentextes habe ich eine Art Romanbiographie erwartet. Tatsachen aus dem Leben und Werdegang von Carl von Linné, dem Begründer der Systematik in der Botanik vermischt mit Fiktion. Auf dem ...

Aufgrund des Klappentextes habe ich eine Art Romanbiographie erwartet. Tatsachen aus dem Leben und Werdegang von Carl von Linné, dem Begründer der Systematik in der Botanik vermischt mit Fiktion. Auf dem Umschlag war vermerkt, dass der Roman mit feiner Ironie geschrieben wurde.

Der Autor dichtet in seinem Roman sehr viel dazu und stellt die meisten Situationen so überspitzt dar, dass es in meinen Augen von Ironie in Klamauk abdriftet.

Der Schreibstil des Buches ist dagegen sehr angenehm zu lesen. Es findet zwar ein schneller Wechsel zwischen Personen und Zeiträumen statt, was aber dem Lesefluss keinen Abbruch tut.

Man bekommt einen Überblick über das Leben von Carl von Linné, der einem einen Eindruck von den Schwierigkeiten und Hindernissen in einem damaligen Forscherleben vermittelt. Aber auch hier stellte sich mir immer wieder die Frage, Dichtung oder Wahrheit ?

Sein Widersacher Johann Siegesbeck machte meinen Eindruck von dem Buch komplett. Das war für mich einfach nicht mehr nachvollziehbar.

Im Nachwort zu dem Buch klärt der Autor über das, was einen erwartet auf. Aber wer liest bitte das Nachwort zuerst?

Mein Fazit zu dem Buch lautet, wer eine Romanbiographie mit feiner Ironie erwartet, wird mit dem Buch nicht warm werden.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Münchhausen hätte an diesem Buch seine helle Freude gehabt…

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Wer an dieses Buch – so wie ich – mit der Erwartung herangeht, einen ernsthaften biografischen Roman zu bekommen, der wird schon nach wenigen Seiten stutzen und später vielleicht auch das eine oder andere ...


Wer an dieses Buch – so wie ich – mit der Erwartung herangeht, einen ernsthaften biografischen Roman zu bekommen, der wird schon nach wenigen Seiten stutzen und später vielleicht auch das eine oder andere Mal den Kopf schütteln.

 

Tatsächlich würde ich bei diesem Buch empfehlen, zuerst das Nachwort zu lesen um zu verstehen, worauf man sich einlässt. Denn ansonsten geht es den Lesern wahrscheinlich mehrheitlich wie mir: man stutzt, man hat Fragen im Kopf, man ertappt sich mehrfach bei dem Gedanken. „Ernsthaft jetzt???“

 

Ich möchte kurz meinen Leseeindruck des ersten Drittels beschreiben, damit man das besser nachvollziehen kann. Ich erwartete eine eher ernsthafte Biografie über einen Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Und war daher ziemlich überrascht, als der Ton doch recht witzig, teilweise gar ironisch daherkam und – so mein Eindruck – den jungen Carl Linnaeus eher spöttisch als ehrfürchtig betrachtete. Und ich dachte – wie jetzt? Macht man das? Schreibt man nicht eigentlich ein Buch über so eine Persönlichkeit, um diese zu würdigen? Nun, den Eindruck von Anerkennung konnte ich – zumindest im ersten Drittel des Buches – kaum herauslesen und so war ich doch recht verwirrt, was mir der Autor eigentlich sagen wollte.

 

Noch merkwürdiger als die Darstellung Carls fand ich jedoch die Darstellung seines Widersachers Johann Georg Siegesbeck. Seine „Abenteuer“ erinnerten mich mehr und mehr an die eines gewissen Baron von Münchhausen – so absonderlich kamen sie mir vor und viele der Begebenheiten konnte ich nicht richtig glauben. Und wie groß war die Überraschung, als schließlich im letzten Drittel des Buches dieser Baron von Münchhausen, der mir die ganze Zeit im Kopf herumspukte, auch noch Teil der Handlung wurde! Jetzt war meine Verwirrung komplett und ich wusste gar nicht mehr, was ich von diesem Buch halten sollte.

 

Und so geht es mir auch jetzt noch. Ja, ich habe jetzt einen Überblick über das Leben des Naturforschers Carl Linnaeus, später Carl von Linné, erhalten. Allerdings bin ich mir bei vielen erzählten Begebenheiten nicht sicher, ob sie so oder ähnlich tatsächlich passiert sind. Teilweise klärt das zum Glück das Nachwort auf. Trotzdem bleibe ich mit dem Gefühl zurück, zwar eine recht amüsante Erzählung des Lebens von Linné und Siegesbeck gelesen zu haben, aber doch auch irgendwie „nur“ eine augenzwinkernde Posse.

 

Gut unterhalten hat mich dieses Buch definitiv. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass es mir die Hauptpersonen wirklich nähergebracht hat. Es ist sicherlich auch ein Buch, das mir durch seine Andersartigkeit im Gedächtnis bleiben wird. Trotzdem hat mich die Art der Erzählung nicht vollständig überzeugen können. Ein Buch, das polarisieren könnte – hier gilt definitiv, dass man sich eine eigene Meinung bilden muss, indem man selbst in das Buch reinliest.

 

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