Keine gute alte Zeit
Der Roman erzählt die Geschichte einer mallorquinischen Winzerfamilie beginnend im Jahr 1913.
Die Familie kommt gerade so über die Runden. Dazu müssen alle Familienmitglieder im Weinberg arbeiten. Das ...
Der Roman erzählt die Geschichte einer mallorquinischen Winzerfamilie beginnend im Jahr 1913.
Die Familie kommt gerade so über die Runden. Dazu müssen alle Familienmitglieder im Weinberg arbeiten. Das Geld reicht nicht, um einen Arbeiter einzustellen. Schweren Herzens entschließen sich die Eltern deshalb, den Weinbau aufzugeben und Mandeln und Aprikosen anzubauen . Sehr zum Missfallen des Sohnes Leo, der vom Weinbau geradezu besessen ist. Es kommt zum Bruch und Leo sucht sein Glück in der Stadt .
Die älteste Tochter Antonia heiratet den Buchhalter Mateo. Als er seine Stelle verliert, wandern sie nach Kuba aus, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Die jüngere Schwester Carla bleibt bei den Eltern. Das Leben hält auch für sie schwere Prüfungen bereit.
Was mir schon nach den ersten Seiten gut gefallen hat, ist die schnörkellose Sprache, die nicht beschönigt und das karge und durch Traditionen geprägte Leben der einfachen Winzerfamilie anschaulich beschreibt.
Jedes Familienmitglied hat seine Eigenheiten, zeigt einen anderen Weg mit den Gegebenheiten umzugehen und war mir mal mehr, mal weniger sympathisch.
Die Mutter ist eine starke Persönlichkeit, die die Familie zusammenhält und wichtige Entscheidungen trifft. Der Vater war für mich eher eine Randerscheinung, der auch bereit ist, sich seiner Frau unterzuordnen.
Antonia ist ganz die Tochter ihrer Mutter. Entschlossen macht sie sich auf den Weg in eine neue Welt, um sich dort eine erfolgreiche Zukunft aufzubauen. Probleme löst sie pragmatisch. Durch sie lerne ich die Zigarrenfabriken und das Leben der Tabakbarone kennen. Für mich neu und emotional bewegend war die Schilderung der Lebensverhältnisse der ehemaligen Sklaven.
Leo war mir von Herzen unsympathisch. Seine Besessenheit vom Weinbau lässt ihn jedes Mitgefühl vergessen und um sein Ziel zu erreichen, schreckt nicht vor kriminellen Machenschaften zurück.
Besonders ans Herz gewachsen ist mir Carla, die zuhause bleibt und die Eltern unterstützt. Sie verliebt sich in den herzensguten Francisco, der von ihrem Vater abgelehnt wird . Weitere Schicksalsschläge prägen ihr Leben.
Die Autorinnen zeigen ein ganz anderes Bild Mallorcas , als das der bunten Ferieninsel. Ich fand das sehr interessant. Auch die Schilderungen von Kuba waren lehrreich, weil ich ebenso wie Antonia Neuland betreten habe. Die Figuren empfand ich als realistisch und ich habe mit ihnen gelitten und mich gefreut. Für mich ist der Roman rundum gelungen und deshalb lesenswert.