ein Buch, das im wahrsten Sinne des Wortes neue Türen öffnet
Von diesem aufregenden Buch möchte ich euch unbedingt erzählen, möchte versuchen meine große Begeisterung für diese so grausame wie zärtliche Geschichte zu teilen, in der Licht und Dunkelheit empfindlich ...
Von diesem aufregenden Buch möchte ich euch unbedingt erzählen, möchte versuchen meine große Begeisterung für diese so grausame wie zärtliche Geschichte zu teilen, in der Licht und Dunkelheit empfindlich nah beieinander liegen, die Grenzen des Möglichen komplett gesprengt werden. Entlang 40 Jahren argentinischer Geschichte, der von Unruhen und Extremen geprägten zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erzählt Mariana Enriquez die Geschichte der wohlhabenden, matriarchalisch geprägten Familie Reyes Bradford, die all ihre Macht, ihren Einfluss geltend macht, um ihre dunklen Machenschaften zu vertuschen. Juan, als Junge adoptiert und das Medium des geheimen Ordens, versucht verzweifelt und mit allen Mitteln, seinen Sohn Gaspard vor demselben Schicksal zu beschützen, der Familie und ihrem zerstörerischen Bann zu entkommen.
Ich bin der Geschichte bedingungslos gefolgt, fast wie in Trance, hab mich in die Tiefen des Okkultismus führen lassen, in eine Welt der Finsternis, schwarzer Magie, der unseren nur scheinbar fern. Folgte Gaspard, sah ihn erwachsen werden, baute eine Bindung auf, die die Lesezeit überdauern wird. Die klug inszenierten unterschiedlichen Zeitebenen setzen die Handlung anschaulich in den historischen Kontext, nach und nach schärft sich das Bild, rückt jedes Puzzleteil an seinen Platz.
„Unser Teil der Nacht“ besitzt eine poetische Kraft, deren Sog sich zu entziehen schier unmöglich ist, die vergessen lässt, was Realität und was Fiktion ist, im wahrsten Sinne des Wortes neue Türen öffnet. Ein eindringliches literarisches Werk, das bleiben wird, im Kopf, im Herz, im Bauch, im Bücherregal, und das es an Intensität für mich mit Yanigaharas „Ein wenig Leben“ aufnehmen kann.
Aus dem Spanischen von Silke Kleemann und Inka Marter.