Rundum gelungenes Familienepos
Terra di Sicilia von Mario Giordano ist ein rundum gelungener Familienroman.
Er beschreibt das Leben von Barnaba Carbonaro von 1880 bis zu seinem Tod 1960.
Barnaba wurde 1880 in ärmlichen Verhältnissen ...
Terra di Sicilia von Mario Giordano ist ein rundum gelungener Familienroman.
Er beschreibt das Leben von Barnaba Carbonaro von 1880 bis zu seinem Tod 1960.
Barnaba wurde 1880 in ärmlichen Verhältnissen geboren, aufgewachsen ist er in den Mandarinengärten Siziliens mit nur einem Ziel vor Augen der Armut zu entfliehen und reich zu werden
Mario Giordano beschreibt seinen Hauptprotagonisten sehr detailreich und äußerst lebhaft. Ich hatte den kleinen Sizilianer, der niemals Lesen lernte aber eine besondere Affinität zu Zahlen hatte direkt vor Augen.
Barnabas Leben ist von Höhen, Tiefen und Pleiten geprägt. Er selbst bezeichnet sich als einen Mandarinenbaum auf steinigem Boden und genau das ist er.
Der Autor hat mich gleich bei den ersten Kapiteln eingefangen und nicht mehr losgelassen. Sein Erzählstil ist blumig, sehr detailreich und fast poetisch. An einigen Stellen übertreibt er etwas, aber das habe ich nie als störend empfunden. Immer wieder blitzt sein Humor durch.
Viele Bezüge zur jüngeren Geschichte, auch in die allerdunkelsten Zeiten und zu tatsächlichen Personen lassen das Buch umso interessanter und spannender wirken. Man kann viel aus der Erzählung von Mario Giordano mitnehmen, sei es einfach nur aus dem Text, oder man nimmt diesen Roman zum Anlass sich selbst nochmal eingehender zu informieren.
Im Roman wird Hitler von Barnaba als kleiner, gefährlicher Mann mit Bärtchen im Regenmantel beschrieben, das hat schon was von schwarzem Humor.
Der Ausflug des Autors ins Reich der Fantasie, durch das Auftauchen der Geister, die sich durch den ganzen Roman ziehen belebt die Geschichte zusätzlich und hat mich schmunzeln lassen.
Durch seinen Erzählstil lässt Mario Giordano Orte, Geschehnisse und die Menschen deutlich vor den Augen der Leser:innen entstehen, egal wo Barnaba sich gerade befindet, ob München, Amerika oder Sizilien, die Leser:innen sind dabei.
Mal plätschert die Geschichte etwas gemütlich dahin und dann zieht der Autor das Tempo rapide an, immer passend zum Inhalt des Romans. Überschlagen sich die Ereignisse, wie bei der Hyperinflation, so ist auch das Erzähltempo rasant.
Ein gelungener Roman, von der ersten bis zur letzten Seite, mit einem schlüssigen Ende, das aber noch genug Raum für die eigene Fantasie lässt und die Möglichkeit einer Fortsetzung.