Spannender Krimi um einen brutalen Mörder und alte Stasi-Seilschaften
Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin ...
Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin zurück. Als er dort erfährt, das sich sein bester Freund Karl, den er damals schweren Herzens und ohne Abschiedsworte zurücklassen musste, vor einigen Jahren aus noch ungeklärten Umständen umgebracht haben soll, meldet sich sein schlechtes Gewissen und er setzt alles daran, die noch offenen Fragen zum Tod von Karl zu klären. Seine Suche bringt ihn auf die Spur eines brutalen Mörders und führt ihn und seine Helfer zu alten Stasi-Seilschaften, die immer noch aktiv und vor allem hochgefährlich und absolut skrupellos sind.
Dem Autor Wolfgang Westphal gelingt hier ein spannender, stimmungsvoller und vor allem gut recherchierter Kriminalroman, der zudem im ersten Teil stark biographisch angehaucht ist und auf eigenen Erfahrungen beruht. Aus dieser Ausgangssituation strickt der Autor im folgenden eine gut konstruierte Kriminalgeschichte, die seine Leser durch einen packenden Schreibstil mit jeder Seite tiefer in ihren Bann zieht und mit einem durchgehenden Spannungbogen, der die Geschichte bis zum Ende trägt, ausgestattet ist.
Die Protagonisten in den Haupt- und Nebenrollen des Buches sind überwiegend gut und vor allem lebensnah charakterisiert, lediglich beim Ich-Erzähler Paul bleiben große Teile seiner Biographie aus der Zeit zwischen der Flucht und seiner Rückkehr nach Kröpelin im Dunkeln. Dieser Umstand, der nach Auskunft des Autoren in einer Leserunde zum Buch aber durchaus gewollt war, hat mir den Zugang zu der Figur doch ein wenig erschwert. Dies ist aber durch die absolut gelungenen Beschreibungen zu den anderen Charakteren (Hier sind besonders Pauls Helfer Konrad Grochowski und Susanne Wagner hervorzuheben), mehr als ausgeglichen worden und schlägt somit für mich nicht negativ zu Buche.
Als einziger kleiner Kritikpunkt bleiben somit gewisse kleinere Ungenauigkeiten bei den Zeitangaben im ersten Drittel der Geschichte, die mich beim Lesen das eine oder andere Mal ein wenig ins Schleudern gebracht haben, am absolut überzeugenden Gesamteindruck aber nur einen minimalen Makel hinterlassen konnten.
Wer auf spannende Kriminalromane mit Anspruch steht und am Thema Stasi und dessen Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der DDR interessiert ist, wird hier bestens unterhalten und erhält zudem wichtige Informationen und Eindrücke zu diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte.