Cover-Bild Die rote Tänzerin
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 253
  • Ersterscheinung: 16.08.2022
  • ISBN: 9783746638324
Joan Weng

Die rote Tänzerin

Die Nacht ist ihre Bühne, ihre Kunst unbezähmbar

» Machen Sie mich unsterblich, Herr Dix!«  

Sommer 1925: Anita Berber ist das Phänomen ihrer Zeit. Sie tanzt nackt auf den Bühnen Berlins, betört die Massen mit ihrer Schönheit und Extravaganz. Doch dann ist sie nach einer Reihe von Eskapaden und Skandalen in den Varietés, in denen sie einst Erfolge feierte, nicht mehr willkommen. Von schwindendem Ruhm und Jahren des Exzesses gezeichnet, begegnet sie Otto Dix, dem größten Porträtmaler der Weimarer Republik. Drei Tage wird sie ihm Model stehen – drei Tage, die das Leben beider von Grund auf verändern werden.  

Ein eindringlicher Roman über eine Ikone der Goldenen Zwanziger und die Geschichte hinter Otto Dix ’ legendärem »Bildnis der Tänzerin Anita Berber«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2022

Wer war Anita Berber ?

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Eine Antwort darauf versucht die Autorin im vorliegenden Buch zu geben.

Die Berber war der Skandal der 20ziger Jahre - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Ungarn. Sie war eine gefeierte ...

Eine Antwort darauf versucht die Autorin im vorliegenden Buch zu geben.

Die Berber war der Skandal der 20ziger Jahre - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Ungarn. Sie war eine gefeierte Nackttänzerin. Das Publikum lag ihr zu Füssen, wenn sie ihre ausdrucksstarken Tänze wie "Kokain" auf der Bühne zeigte. Ihr Privatleben war von Tabubrüchen geprägt. Alkohol, Drogen, häufig wechselnde Sexualpartner führten zum Verlust der Zuschauergunst.

Die Berber starb jung und gehört im weiteren Sinne zum legendaren Club 27, zum dem Rockgrößen wie Janis Joplin und Jimi Hendrix gezählt werden. Bei genaueren Hinsehen kann man auch viele Parallelen in den Lebensläufen erkennen.

Doch das ist nur die öffentliche Bild der Skandaltänzerin. Dank der Autorin kenne ich jetzt auch die verletzliche Seite der Künstlerin. Das Buch schildert schwerpunktmäßig die Begegnung des Malers Otto Dix mit Anita Berber, der ein Bild von ihr malen sollte und auch hat. Die beiden verwundeten Seelen fühlen sich zueinander hingezogen und wissen , dass es nicht sein darf. Ob es tatsächlich eine intime Beziehung gab, überlässt die Autorin der Phantasie des Lesers.

Am Ende des Romans empfinde ich tiefes Mitleid mit der jungen Anita, die nach dem Verlust ihrer großen Liebe auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe war und die gleichzeitig ihrer Hingabe an den Tanz Ausdruck verleihen wollte.

Die Autorin erzählt die Geschichte sprunghaft und auf mehreren Zeitebenen und gibt damit ein Spiegelbild des turbulenten Lebens der Berber. Wenn man sich darauf einlässt, kommt man in den Genuss einer wunderbaren und gut recherchierten Geschichte, die zu Herzen geht.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Sie tanzte ihr Leben

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„...Und sie tanzte. Tanzte, als sei sie durch reinen Zufall auf die Bühne getaumelt, tanzte, als gäbe es keine Scheinwerfer, kein gierig gaffendes Publikum, nur sie und die Musik, eins waren sie und doch ...

„...Und sie tanzte. Tanzte, als sei sie durch reinen Zufall auf die Bühne getaumelt, tanzte, als gäbe es keine Scheinwerfer, kein gierig gaffendes Publikum, nur sie und die Musik, eins waren sie und doch nicht, verbunden und doch zwei...“

Wir schreiben das Jahr 1923. Der Maler Otto Dix sieht die Tänzerin Anita Berber. Sie tanzt nackt. Sie zieht ihn in ihren Bann. Otto flieht. Dann vergehen zwei Jahre.
Die Autorin hat einen außergewöhnlichen Roman über die Tänzerin Anita Berber geschrieben. Sie wählt für ihr Geschichte die Zeit, wo der Abstieg in greifbare Nähe rückt. Gleichzeitig wird auch das Leben von Otto Dix beschrieben. Eines seiner berühmtesten Bilder zeigt die Tänzerin.
Der Schriftstil ist von ganz eigener Art. Mal kurze Sätze, dann wieder umfangreichere Ausführungen.
Anita ist eine zerrissene Frau. Ihr Leben ist der Tanz. Aber ihre innere Leere betäubt sie mit Alkohol und Drogen. Die Angebote lassen im Jahre 1925 auf sich warten. Mit ihrer Unpünktlichkeit und Unbeherrschtheit ist sie für viele nicht mehr tragbar.

„...Bewundert hatte man Anita für ihre Schulmädchenfrechheit, für ihren Mut, für ihren eigenen Kopf, zumindest so lange, bis man sie für ihre Anmaßungen hasste...“

Otto lernt die Künstlerin kennen mit all ihrer Extravaganz. Er trifft aber auch die Anita im Alltagskleid und ohne Schminke. Um mit Goethe zu sprechen: Zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust. Übrigens gibt es noch eine dritte Seite. Die soll aber hier kein Thema sein. Otto bietet ihr an, sie zu malen.
Sehr gut gefallen mir die vielen Gespräche, die über Kunst geführt werden.

„...Kunst musste man fühlen und dann aus dem Herzen heraus verstehen, alles andere war bloßes Getue...“

Sehr detailliert erzählt die Autorin, was sich während des Malens zugetragen haben könnte, denn auch Otto Dix ist ein Getriebener. Er bekommt die Bilder des Krieges nicht mehr aus seinem Kopf.

„...Hier malte nicht ein Mann eine Frau, hier kämpfte ein Mensch ums Überleben. Jedes fertige Bild ein trotziger Triumph gegen den Wahnsinn, die Sinnlosigkeit und den Tod, ein kleiner Sieg über den Krieg und über die Bestie Mensch...“

Die Autorin versteht es, die inneren Kämpfe in starken Bildern wider zugeben. Ab und an gibt es Rückblenden zu entscheidenden Stellen in der Vergangenheit. Das erhöht das Verständnis für das Tun der Protagonisten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Freiheit der Kunst hat ihren Preis. Und Anita hat den bezahlt.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Genie und Wahnsinn

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„Immer wollte Otto alles sehen, alles erleben, notfalls ersterben. Die Berber, dieses Eitergeschwür Berlins, dieser Dämon, dieser Nachtalp jedes sittsamen Bürgers – die, nein das, musste er sehen.“ (S.14) ...

„Immer wollte Otto alles sehen, alles erleben, notfalls ersterben. Die Berber, dieses Eitergeschwür Berlins, dieser Dämon, dieser Nachtalp jedes sittsamen Bürgers – die, nein das, musste er sehen.“ (S.14)
1923 besucht Otto Dix eine Vorführung von Anita Berber, weil er sie malen will. Doch was er sieht, erschüttert ihn bis ins Mark. Das abgewrackte Etablissement mit seinen überschminkten und überreizten Gästen und Angestellten, die aufgeheizte Stimmung – das ist zu viel. Und dann „DIE Berber“ mit ihrem großen Auftritt. Männer geifern und johlen, bewundern und verachten sie. „Das dort, diese Frau, das war kein Motiv! Das war Gefahr.“ (S. 17)
Als er sie zwei Jahre später dann doch bittet, für ein Portrait Modell zu sitzen, überrascht sie ihn. Statt dem verlebten Vamp kommt ein braves, knabenhaftes, ungeschminktes, junges Mädchen. Im Laufe ihrer Zusammenarbeit lässt sie ihn noch weiter hinter ihre Fassade blicken, teilt ihre intimsten Momente, Sorgen und Ängste mit ihm. Und erweckt damit Beschützerinstinkte. „Er würde sie nicht nackt malen. … Er wollte sie nicht bloßstellen, obwohl sie selbst ihre Seele und ihren Körper Abend für Abend, Nacht für Nacht, preisgab.“ (S. 169)

„Die rote Tänzerin“ ist ein sehr fein gezeichnetes, beeindruckendes Portrait zweier Ausnahmekünstler, wobei Anita natürlich einen deutlich größeren Raum einnimmt als Otto. Gleichzeitig ist es auch eine Charakter-und Gesellschaftsstudie.
Während der Inflation führt die Boheme ein Leben im Rausch, immer ganz nah am Abgrund. Keiner weiß, was das Geld, Leben oder die eigene Leistung am nächsten Tag noch wert ist.
Danach schafft Anita den Absprung nicht und lebt weiter so weiter, als gäbe es kein Morgen mehr. Nicht nur ihr Tanz, ihr ganzes Leben ist eine Provokation gegen die bürgerliche Moral. Sie schläft scheinbar wahllos mit Männern und Frauen. Es ist ihr augenscheinlich egal, was Andere von ihr denken. Doch tief drinnen ist sie eine gebrochene Frau, die im Krieg ihre große Liebe und damit den Halt verloren hat, die den Tod herbeisehnt und das Leben nur noch mit harten Drogen, Zigaretten und Alkohol erträgt. Und das zeigt sie auch auf der Bühne. „Wenn kein Wunder passierte, ging es mit Anita zu Ende. Alle sahen es, und alle sahen weg.“ (S. 59)

Ich habe selten so viel Mitleid mit einer Anti-Heldin gehabt wie mit Anita, einer herzensguten und mitfühlenden Frau, die am eigenen Schicksal zerbricht. Die nur tanzen will und dabei keine Kleidung mag, weil die sie behindert. Joan Wenig zeigt eine Tänzerin, die ihre Nacktheit als Ausdrucksform benutzt und keine Nackte, die tanzt, um sich zu prostituieren. Sie lässt eine Künstlerin wieder lebendig werden, die extrem wandlungsfähig ist und das Verruchte genauso gut beherrscht wie die zartherbe Unschuld oder perfekte Hausfrau, die morgens nicht weiß, wer der Mann neben ihr im Bett ist und auf dem Gaskocher in Ottos Atelier Kaiserschmarrn kocht. Eine langsam sterbende Überlebende, die sich in verschiedene Realitäten flüchtet, um noch ein bisschen durchzuhalten.

Anita Berber hat sich im Tanz und im Leben immer ganz hingegeben, hat fast alles von sich gezeigt, nur eines nicht „Der Tanz der Nadel, der schönste und von ihr doch nie auf der Bühne gezeigte Tanz.“ (S. 33)

Joan Weng hat mich von der ersten Zeile an mitgerissen und bis zum Ende gefesselt. „Die rote Tänzerin“ ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Anita Berber: Kometenhafter Aufstieg und trauriger Fall ...

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Inzwischen bin ich ein geübter Romanbiografien Leser, haben doch gerade in den letzten Wochen und Monaten so einige davon den Weg in mein Bücherregal gefunden. Und dennoch bin ich immer wieder positiv ...

Inzwischen bin ich ein geübter Romanbiografien Leser, haben doch gerade in den letzten Wochen und Monaten so einige davon den Weg in mein Bücherregal gefunden. Und dennoch bin ich immer wieder positiv überrascht, wie jede Autorin, jeder Autor seinen Schreibstil der Zeit und der ausgewählten Persönlichkeit anzupassen versteht. So gelingt es dann auch einer meiner Lieblingsautorinnen das Leben der wilden Anita Berber auf Papier gekonnt zu verewigen. Ich gestehe, der Schreibstil mit seinen Zeitsprüngen ist zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es ist definitiv kein Buch zum „nebenher weglesen“. Hat man sich aber eingelesen, wird es von Seite zu Seite spannender und man kann nicht anders als „Die Berber“ an manchen Stellen für ihr Verhalten zu verdammen und dann wieder so viel Mitleid für sie aufzubringen, dass es fast schmerzt. Aber Achtung, es wird Ihnen, liebe zukünftigen Leser, nicht anders gehen als mir. Es wird Ihnen in den Fingern jucken das Internet zu befragen und zusammen mit Anita die Phasen ihres Lebens und ihr Umfeld zu erforschen. Es war definitiv eine Zeit der Extreme, der Exzesse, der Drogen und des Alkohols und nicht nur Anita musste deshalb viel zu früh sterben. Aber es muss auch eine aufregende Zeit gewesen sein und es macht Spaß, sie gemeinsam mit der Berber in Joan Wengs Roman „Die rote Tänzerin“ zu erleben. Trotz leichter Anfangsschwierigkeiten vergebe ich für dieses Buch mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche eine Leseempfehlung aus für alle, die sich auch mal durch die Roaring Twenties tanzen möchten.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Ein gelungenes, fesselndes Künstlerinnenportät

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Joan Weng hat ein fesselndes Künstlerinnenporträt geschaffen, die einen fasznierenden Einblick in die Welt der 1920er bietet. Anita Berber, eine Künstlerin durch und durch, bedient nur zu gern die Rolle ...

Joan Weng hat ein fesselndes Künstlerinnenporträt geschaffen, die einen fasznierenden Einblick in die Welt der 1920er bietet. Anita Berber, eine Künstlerin durch und durch, bedient nur zu gern die Rolle der Diva und des Enfant Terrible. Otto Dix will ein Porträt von ihr malen, womit zwei Persönlichkeiten aufeinander prallen. Sie verstehen einander und sind doch verschieden - Otto Dix führt ein bürgerliches Leben, zumindest will er es und versucht es.

Der Schreibstil ist kurz und prägnant und hat mir sehr gut gefallen, auch die Atmosphäre, die dadurch entstanden ist. Ein wirklich schillernder Einblick, der mir ein gefühlt sehr authentisches Bild vermittelt hat.

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