Ein Dorf. Ein verwirrter Journalist. Ein abscheulicher Mord.
„Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann aus dem Eichborn Verlag
Wir erleben in diesem neuen Roman von Lioba Werrelmann eine Zeitgeschichte Siebenbürgens, die zwar weit in der Vergangenheit liegt, jedoch ...
„Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann aus dem Eichborn Verlag
Wir erleben in diesem neuen Roman von Lioba Werrelmann eine Zeitgeschichte Siebenbürgens, die zwar weit in der Vergangenheit liegt, jedoch in der Gegenwart immer noch eine gravierende Rolle der Menschen in einem Dorf darstellt. Mithilfe von Paul dem Hauptprotagonisten, seit Jahren erfolgreicher Investigativjournalist, erhalten wir Leserinnen einen Einblick in eine Region Rumäniens. Paul erbt von einer fast vergessenen Tante einen Hof in Siebenbürgen. Um die Erbschaft abzuwickeln, fährt er an den Ort seiner Kindheit. Kaum angekommen geschieht ein abscheulicher Mord und Paul wird, über seinen besten Freund seiner Kindheitstage, der unter Mordverdacht gerät, in das Geschehen mit hineingezogen. Das gesamte Dorf hat Paul im Auge mit der Erwartung, dass er einen die Ihrigen von der Schuldenlast befreit. Paul jedoch rutscht immer mehr in die Erinnerungen seiner Kindheit. Fragen über Fragen werfen sich auf und Antworten werden von ihm gesucht. Es erscheint fast so als würde Paul in einen Sog hineingezogen, aus dem er sich ohne fremde Hilfe nicht mehr befreien kann. Geschickt verflechtet Lioba Werrelmann die Vergangenheit mit in die Gegenwart von Paul ein. Sie versteht es ausgezeichnet ihre Figuren, sei es menschlicher oder tierischer Natur dabei in Szene zu setzen. Wir Leserinnen werden nicht nur von der Natur und den hiesigen Gebräuchen verzaubert, sondern erleben auch wie Paul mit sich und seiner Kindheit stark zu kämpfen hat. Gleichwohl tauchen wir ab in eine dörfliche Gemeinschaft, die eine Diktatur hinter sich gelassen hat und erhalten Einblicke in das heimatliche Dorf Pauls was sich anscheinend 35 Jahre lang sich nicht verändert hat.
Mir hat der Roman unglaublich gut gefallen, da Lioba Werrelmann es versteht mit einer sanften Sprache ihren Protagonisten Paul nicht nur in diesem Mordfall recherchieren zu lassen, sondern auch in seiner eigenen kindlichen Vergangenheit. Paul ist aufgrund seiner dargestellten Position geschwächt. Dies macht ihn sehr menschlich und sympathisch. Es fällt leicht sich mit ihm zu identifizieren. Das dargestellte dörfliche Gemeindeleben enthält eine Subkultur, die zwar akzeptiert wird, schaut man aber hinter die Fassade wird schnell deutlich, dass eine Diskriminierung der „Tuega“ bzw. Roma stattfindet. Gleichwohl wird ein brisantes politisches Thema ins Licht gerückt und lässt uns Leser*innen hinter eine perfide Verstrickung blicken, die mafiose Tendenzen aufweist. Die Autorin behilft sich dabei eines Mordgeschehens der eigentlich erst im Verlauf der Geschichte so richtig zum Tragen kommt und eine Krimispannung bis zur letzten Seite entwickelt. Dabei erschafft sie eine mystische Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann.
Wer hier jedoch nach einem Krimi mit Thrillereffekt sucht wird allerdings enttäuscht werden.
! Ein großartiger Roman, der dringend nach einer Fortsetzung verlangt !