Herzensbuch!
Achtung: diese Rezension kann Spoiler enthalten!
In Turners Roman tritt als Hauptfigur zunächst einmal Beth auf. Beth ist in ihren Dreißigern und führt ein Leben, dass wohl für die meisten Menschen in ...
Achtung: diese Rezension kann Spoiler enthalten!
In Turners Roman tritt als Hauptfigur zunächst einmal Beth auf. Beth ist in ihren Dreißigern und führt ein Leben, dass wohl für die meisten Menschen in ihrem Alter eher unwahrscheinlich ist. Sie lebt bei ihren Eltern, die ihr jegliche Aufgaben im Haushalt abnehmen, wechselt häufig den Job, da er ihr plötzlich nicht mehr gefällt, meidet feste Beziehungen zu anderen Menschen (besonders die zu ihrem besten Freund Jory) und lebt in den Tag hinein, ohne viel Verantwortung oder Plichten. Doch dann soll ihr Leben eine schicksalhafte Wendung nehmen, als ihre Schwester gemeinsam mit deren Ehemann einen Autounfall hat. Von heute auf morgen muss Beth nicht nur mit dieser Tatsache, sondern auch mit der Vormundschaft für die Kinder ihrer Schwester zurechtkommen. Für Beth beginnt eine emotionale Reise, auf der sie unter anderem Kontakt zu dem älteren Nachbarn ihrer Schwester, Albert, knüpft.
Kommen wir zunächst zum Schreibstil der Autorin, dem Cover und dem Titel des Romans. Sarah Turner hat hier wirklich einen wundervollen Job gemacht. Sie schreibt emotional, ohne sich in Dinge zu verrennen oder Szenen unnötig in die Länge zu ziehen. Dennoch nimmt sie sich die Zeit, wichtige Details ausreichend zu beschreiben und den Leser so zu jeder Zeit mit in die Geschichte zu nehmen. Außerdem schafft sie es, schwere Themen wie Trauer und Verzweiflung durch liebevolle Einschübe von Humor und Zuversicht zu erleichtern. Vom Cover war ich vom ersten Moment an begeistert. Besonders am Ende des Buches wird einem klar, dass sie mit dem Titel genau das Herz der Geschichte getroffen hat, da dieses Buch Hoffnung gibt. Egal, wie die Situation gerade aussieht, irgendwann wird alles besser.
Zu den Figuren kann ich folgendes sagen: Beth habe ich von Anfang an geliebt. Dadurch, dass wir immer wieder Einblicke in ihre (nicht immer neutralen :D ) Gedanken erhalten, kam es mir beinahe so vor, eine Freundin durch diese schwere Zeit zu begleiten. Dadurch, dass Beth hier auch besonders zu Anfang so „unperfekt“ dargestellt wird, wurde sie für mich total greifbar. Ich habe immer mit ihr gefühlt.
Auch die anderen Figuren wirkten auf mich stets authentisch. Ich denke, dass dies besonders daran liegt, dass die Autorin die einzelnen Figuren gezielt genutzt hat, um an ihnen die verschiedenen Arten des Trauerns aufzuzeigen. So konnte man (fast) jede Figur auf ihre Weise nachvollziehen. An dieser Stelle besonders erwähnenswert finde ich zwei Figuren im Kontrast. Dabei handelt es sich zum einen um Beths Mutter und zum anderen um Albert. Albert ist ein absoluter Herzensmensch. Er wird Beth im Laufe der Geschichte eine große Stütze und sieht sehr viel Positives in ihr. Ganz im Gegensatz dazu steht jedoch Beths Mutter. Sie ist den Großteil der Geschichte über sehr negativ, manchmal in meinen Augen sogar respektlos, gegenüber Beth. Sie kritisiert, wo sie nur kann, und behindert Beth eher in ihrer neuen Aufgabe, als dass sie sie unterstützt. Ohne zu viel verraten zu wollen: zum Ende besserte sich meine Meinung über Beths Mutter dann noch ein bisschen.
In diesem Buch wurden viele verschiedene Themen vereint. Zum einen geht es ganz klar und vordergründig um Trauer und Verlust. Wie bereits erwähnt, hat Turner dies sehr originell an den einzelnen Figuren aufgezeigt. In Nebengeschichten geht es jedoch auch um Themen wie Liebe, Eifersucht und Familienzusammenhalt. Trotz dieser Menge an Themen, die alle einen großen Raum zu brauchen scheinen, wirkt der Roman zu keinem Zeitpunkt überladen. Die Autorin verbindet diese Themen gekonnt miteinander und löst die einzelnen Handlungsstränge am Ende der Geschichte sehr angemessen auf. So fällt der Spannungsbogen der Geschichte nicht ab, obwohl die Handlung über mehrere Monate geht.
Alles in allem kann ich sagen, dass dieses Buch für mich ein absolutes Herzensbuch war, das ich kaum mehr aus der Hand legen konnte. Es begleitet einen noch lange in Gedanken. Auch wenn das Grundthema des Buches traurig ist, hinterlässt es in einem ein Gefühl von Hoffnung und Zufriedenheit.
Spoiler:
Zur Situation am Ende des Romanes bezüglich Beths Schwester: An dieser Stelle habe ich doch ein wenig mit dem offenen Ende gehadert. Eine passende Lösung, damit das „Happy End“ des Buches nicht zu erzwungen scheint, wäre für mich ein Epilog gewesen, der z.B. ein paar Jahre in der Zukunft spielt und verrät, ob Emmy aufwacht oder nicht.