Cover-Bild KaDeWe. Haus der Wünsche
Band 2 der Reihe "KaDeWe"
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 704
  • Ersterscheinung: 14.06.2023
  • ISBN: 9783442206391
Marie Lacrosse

KaDeWe. Haus der Wünsche

Roman - Die Kaufhaus-Saga 2
Berlin Mitte der 20er Jahre: In der Stadt tobt das Leben, die Strenge des Kaiserreichs ist passé, und Frauen eröffnen sich nie dagewesene Chancen. Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin emporgearbeitet. Währenddessen macht Judith Bergmann Karriere an der Universität und ist mit einem der neuen Geschäftsführer liiert. Rieke und Judith haben noch viele Pläne. Doch dann ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Die neuen Machthaber versuchen, die jüdischen Eigentümer des KaDeWe aus dem Unternehmen zu drängen. Und auch auf Rieke und Judith kommen schwere Zeiten zu ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2023

Macht nachdenklich

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Im Jahr 1927 hat Rieke Krause es geschafft. Sie hat sich im KaDeWe vom einfachen Kassenmädchen bis zur Aufsichtsdame hochgearbeitet. Zusammen mit ihrem Verlobten Peter Hauser sieht sie positiv in die Zukunft. ...

Im Jahr 1927 hat Rieke Krause es geschafft. Sie hat sich im KaDeWe vom einfachen Kassenmädchen bis zur Aufsichtsdame hochgearbeitet. Zusammen mit ihrem Verlobten Peter Hauser sieht sie positiv in die Zukunft. Auch ihre Freundin Judith Bergmann glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche. Ihre sozialen Studien werden allgemein anerkannt und sie arbeitet erfolgreich an der Universität. Sie ist mit dem Geschäftsführer des KaDeWe, Martin Tietz, liiert und die Familien erwarten bald eine offizielle Verlobung. Doch es kommt anders als alle erwarten. Nach einem pompösen Umbau des KaDeWe gerät die Firma Tietz in finanzielle Schwierigkeiten. Darauf hat die neue Regierung nur gewartet, denn sie wollen die jüdischen Kaufleute loswerden. Auch für die anderen Juden wird die Lage in Deutschland immer schwieriger. Das merkt auch Judith, die an der Universität nicht mehr unterrichten darf. In Deutschland bricht eine dunkle Zeit an und die Freundinnen müssen Abschied nehmen.

Der zweite Teil der Saga "KaDeWe - Haus der Wünsche" beschreibt die Jahre 1927 bis 1936 in der Geschichte des berühmten Kaufhauses in Berlin. Gerade diese Jahre sind sehr spannend, denn auch hier kann man den Verlauf der Geschichte gut miterleben. Marie Lacrosse hat dazu sehr genau recherchiert. Sie hat für ihre Kaufhaus-Saga fiktive Personen in die historische Geschichte eingefügt und daraus einen beachtlichen Roman gemacht. Leider sind darin die Beschreibungen der Einrichtung und der Dekorationen des KaDeWe etwas zu langatmig geworden. Natürlich ist es wichtig, daß der Luxus des Kaufhauses herausgestellt wird, der ja im krassen Unterschied zur Armut der Bevölkerung steht. Aber etwas weniger detailverliebt wäre auch genug gewesen. Dagegen war die Darstellung, wie es zu diesem Wahn gegen alle Andersdenkenden kommen konnte, geradezu erschreckend. Die Einzelschicksale werden von Marie Lacrosse mit berührenden Szenen geschildert. Dieses Buch regt zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Wenn Luxus und Leid nahe beieinander liegen

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Berlin in den 1920er-Jahren: Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Judith Bergmann dagegen macht Karriere an der Universität. Die beiden Frauen haben noch ...

Berlin in den 1920er-Jahren: Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Judith Bergmann dagegen macht Karriere an der Universität. Die beiden Frauen haben noch viele Pläne. Aber es kommen Schwierigkeiten auf Rieke und Judith zu.

„KaDeWe - Haus der Wünsche“ ist der zweite Band der Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse.

Meine Meinung:
Mit 31 Kapiteln, die sich über vier Teile erstrecken und von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden, greift der Roman auf eine bewährte Struktur zurück. Die Haupthandlung spielt zwischen 1927 und 1934 in Berlin. Genauere Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Die Sprache ist anschaulich, der Zeit angemessen, einfühlsam und atmosphärisch. Das Glossar erläutert altmodische und weniger bekannte Begriffe. Zwar empfiehlt es sich, den ersten Band vorher zu lesen. Aber auch ohne Vorkenntnisse gibt es keine Verständnisprobleme.

Erneut stehen Rieke und Judith im Zentrum der Geschichte. Darüber hinaus lernen wir bisher unbekannte Charaktere kennen. Die Figuren sind reizvoll ausgestaltet und wirken glaubwürdig. Ein sehr hilfreiches Extra ist dabei die Personenübersicht.

Diesmal ist der beschriebene Zeitraum weniger umfassend. Inhaltlich ist der Roman jedoch mindestens genauso interessant. Obwohl die Jahre vor der Machtergreifung literarisch bereits häufig bearbeitet wurde, habe ich mich beim Lesen der mehr als 650 Seiten keineswegs gelangweilt. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus bilden den historischen Rahmen. Vor diesem Hintergrund wird die weitere Entwicklung des Kaufhauses geschildert.

Dass die Autorin wieder einmal sehr routiniert und sorgfältig recherchiert hat, ist dem Roman an vielen Stellen anzumerken. Wer sich dafür interessiert, was auf echten Tatsachen und was auf Fantasie beruht, wird im ausführlichen und sehr lesenswerten Nachwort („Wahrheit und Fiktion“) fündig. Weiteren Aufschluss gibt das Quellenverzeichnis.

Das Cover ist zwar etwas austauschbar, passt aber gut zum Genre und zur Reihe. Das gilt auch für den Titel.

Mein Fazit:
Auch mit dem zweiten Band der Kaufhaus-Saga hat mich Marie Lacrosse überzeugt. Der Roman „KaDeWe - Haus der Wünsche“ wurde meinen hohen Erwartungen gerecht, sodass ich ihn Fans historischer Literatur gerne ans Herz legen kann. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin zukünftig überraschen wird.

Veröffentlicht am 02.07.2023

Wer seine Wünsche zähmt, ist immer reich. (Voltaire)

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1927 Berlin. Das KaDeWe wechselt den Besitzer und geht vom Gründer Jandorf auf die jüdische Familie Tietz über, die bereits über mehrere Läden verfügt. Die aus einfachsten Verhältnissen stammende Rieke ...

1927 Berlin. Das KaDeWe wechselt den Besitzer und geht vom Gründer Jandorf auf die jüdische Familie Tietz über, die bereits über mehrere Läden verfügt. Die aus einfachsten Verhältnissen stammende Rieke Krause hat sich mit viel Engagement und Fleiß zur Abteilungsleiterin der Damenabteilung im KaDeWe hochgearbeitet, was vor allem ihrem Vorgesetzten Gunter Perl ein Dorn im Auge ist. Auch Riekes Ehemann Peter klettert als Dekorateur die Karriereleiter im Kaufhaus hoch. Riekes Freundin Judith Bergmann geht derweil ihrer Arbeit als Dozentin an der Universität nach und lehrt zudem an der Sozialen Frauenschule. Sie unterhält eine Liaison mit dem neuen KaDeWe Geschäftsführer Martin Tietz. Die Arbeit in den sozialen Brennpunkten der Stadt befriedigt sie sehr, zeigt ihr aber auch die großen Gräben innerhalb der Bevölkerung, denn während die einen Not leiden, schwelgen die anderen im Überfluss. Die Zeiten sind schlecht und die Lage spitzt sich zu, als mit den Nazis ein extremer politischer Wind Einzug in Deutschland hält und vor allem auf die Familie Tietz Druck ausübt…
Marie Lacrosse alias Marita Spang hat mit „Haus der Wünsche“ den zweiten Teil ihrer Kaufhaus-Dilogie vorgelegt, der dem ersten in punkto Unterhaltung, historischer Hintergrundrecherche sowie dem perfekten Mix von Familiengeschichte, Liebe, Intrigen und Freundschaft in nichts nachsteht. Der flüssige, bildgewaltige und empathische Erzählstil der Autorin lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er während der Jahre 1927 bis 1934 sowohl das Schicksal von Rieke und Judith als auch das des Kaufhauses KaDeWe mit seinem Eigentümerwechsel sowie weiteren Protagonisten mitverfolgen darf. Die Autorin versteht es wunderbar, ihre fiktive Handlung mit realen Fakten vor einem exzellent recherchierten historischen Hintergrund zu verweben, so dass der Leser während der Lektüre alles hautnah miterlebt. Rieke hat sich eine gehobene Stellung im KaDeWe mit viel Ausdauer und Fleiß erarbeitet, sieht sich jedoch immer wieder dem Neid ihres Vorgesetzten und anderer ausgesetzt, dem sie sich mutig stellt. Judith, obwohl aus gutem Hause stammend, hat sich ebenso wie ihre Freundin ihre Selbständigkeit erarbeitet und kümmert sich mit viel Liebe um die Ärmsten der Armen. Die gesellschaftliche und politische Lage verändert sich durch das Erstarken der Nationalsozialisten für Teile der Bevölkerung dramatisch, davon betroffen ist auch die Familie Tietz. Das braune Gesocks greift erst subtil, dann immer härter durch und bald schon weiß niemand mehr, wem er noch trauen kann. Sowohl Rieke als auch Judith sind unmittelbar davon mitbetroffen und müssen so einiges durchstehen. Der Leser geht der Lektüre durch eine Achterbahn der Gefühle und hat ein tolles Kopfkino, so dass die Seiten nur so die Finger rinnen. Ein sehr informatives Nachwort gibt zusätzliche nützliche Details zur Entstehung der Geschichte.
Die Charaktere sind ausgesprochen lebendig und detailgenau in Szene gesetzt, der Leser findet sich sofort in ihrer Mitte wieder. Rieke ist eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Mit ihrem Fleiß hat sie sich einiges erarbeitet, das sie nun gegen Neider verteidigen muss. Judith ist eine mitfühlende Frau, die mit offenen Augen durch die Welt geht und etwas verändern will. Aber auch Protagonisten wie Paul Bergmann, Martin Tietz und Gunter Perl bringen Spannung in die Handlung.
„Haus der Wünsche“ ist eine wunderbare und unterhaltsame Lektüre, die von der geschickten Verflechtung von Realität und Fiktion durch die Autorin lebt und dem Leser dabei nicht nur einen ausgezeichnet recherchierten historischen Hintergrund präsentiert, sondern auch zwei starke Frauen ins Scheinwerferlicht rückt, denen man sich sofort verbunden fühlt. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod – unbedingt lesen – besser geht es nicht. Chapeau!

Veröffentlicht am 27.06.2023

Zwei Frauen gehen ihren Weg im Schatten des KaDeWe

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Berlin Mitte der 20er Jahre. Nach den schweren Jahren nach dem Krieg tobt für die gut betuchte Gesellschaft Berlins wieder das Leben und Frauen haben nun viel mehr Chancen als noch zur Kaiserzeit.
Rieke ...

Berlin Mitte der 20er Jahre. Nach den schweren Jahren nach dem Krieg tobt für die gut betuchte Gesellschaft Berlins wieder das Leben und Frauen haben nun viel mehr Chancen als noch zur Kaiserzeit.
Rieke ist inzwischen zur Abteilungsleiterin aufgestiegen und liebt es im KaDeWe zu arbeiten. Judith lehrt an der Universität und ist mit dem neuen Geschäftsführer des KaDeWe liiert. Beide Frauen haben noch viele Pläne und pflegen ihre Freundschaft trotz des Standesunterschiedes.
Aber dann ziehen dunkle Wolken am Himmel auf, denn die neuen Machthaber haben etwas gegen das jüdische Leben und machen es den Eigentümern des KaDeWe nicht leicht.
Es sind eindeutig schwere Zeiten die auf Rieke und Judith warten.

Schon als ich im Herbst 2022 den ersten Teil der KaDeWe Dilogie gelesen habe, war ich von der Geschichte rund um das bekannteste Kaufhaus Deutschlands sehr angetan und so war ich auch gespannt wie es hier weitergehen wird.
Durch den Verkauf von Adolf Jandorf an die Hermann Tietz OHG weht nun ein anderer Wind im KaDeWe den aber nicht nur die Angestellten spüren, es verändert sich einfach manches. Rieke arbeitet seit sie ein Kassenmädchen war im KaDeWe und hat sich so empor gearbeitet.
Judith hat ihre Aufgabe in der sozialen Hilfe gefunden und sie kommt immer schlechter mit den Unterschieden unter der Bevölkerung zurecht gerade wenn sie die Dekadenz im KaDeWe sieht.
Durch das wachsen einer bestimmten Partei in Deutschland ändert sich vieles nicht nur für die jüdische Bevölkerung auch die restlichen Bürger sind davon betroffen auch wenn sie es nicht oder noch nicht bemerken.
Mir ist der Einstieg ins Buch wieder sehr leicht gefallen und nach nur wenigen Seiten war ich sofort wieder tief in die Geschichte des Romans eingetaucht. Leider ist meine Lesezeit gerade sehr begrenzt und so habe ich viel zu lange für dieses schöne Buch gebraucht.
Der Roman war wieder auf mehrere Handlungsstränge aufgebaut und hier habe ich kurz etwas Zeit benötigt bis ich es gedanklich den richtigen Figuren zugeordnet hatte, dies aht mich aber wirklich nicht im Lesefluss behindert.
Gut gefällt mir wie fiktives mit realem gemischt wird, so kann man auch vieles bei kleinen Recherchen im Internet nachlesen und ja so lernt man nochmal mehr über die deutsche Geschichte.
Manchmal ist es mir etwas schwer gefallen dem Handlungsverlauf zu folgen, wobei alles gut strukturiert war und dies auch nur nach längeren Pausen der Fall war. Die meisten Entscheidungen die getroffen wurden waren für mich jedenfalls immer nachvollziehbar und verständlich gerade auch wenn man die damalige Zeit bedenkt.
Für mich ist und war nie verständlich wie man sich auf die Juden einschießen kann und wie man so eine Partei überhaupt wählen kann.
Alle Figuren des Romans waren mit viel Liebe zum Detail beschrieben, so konnte ich mir alle während des Lesens vorstellen.
Rieke und Judith hatte ich ja wie viele andere Figuren aus dem ersten Teil schon in mein Leserherz geschlossen gehabt, andere kamen neu dazu und ja es gab auch welche die ich einfach so gar nicht Leiden konnte auch schon im ersten Teil nicht.
Obwohl ich noch nie richtig in Berlin war, nur eine Rundfahrt mit dem Auto da Oma so viel nicht gehen konnte, so war für mich alles so bildlich dargestellt das es mir leicht gefallen ist mir alles problemlos vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen.
Nachdem ich das Buch nun beendet habe, muss ich das gelesene erst mal noch weiter sacken lassen um mich wieder auf eine andere Geschichte einlassen zu können.
Die Lesezeit mit dem Roman aht mir jedenfalls sehr viel Freude gemacht und ich habe es sehr genossen das Buch zu lesen und ich diese Zeit abzutauchen auch wenn es keine leicht Zeit war.
Für den Roman vergebe ich sehr gerne alle fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 24.06.2023

Starke Frauen

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„...Paul hatte sich im Vorfeld noch einmal ausführlich mit Riekes Personalakte beschäftigt und wusste, dass sie erst im kommenden Sommer dreißig Jahre alt würde. Normalerweise waren die Aufsichtsdamen ...

„...Paul hatte sich im Vorfeld noch einmal ausführlich mit Riekes Personalakte beschäftigt und wusste, dass sie erst im kommenden Sommer dreißig Jahre alt würde. Normalerweise waren die Aufsichtsdamen mindestens 10 Jahre älter...“

Paul Bergmann ist der kaufmännische Leiter des KaDeWe. Rieke Krause hatte sich mit viel Fleiß und Einsatzbereitschaft nach und nach hochgearbeitet. Sie arbeitet schon einige Zeit als Aufsichtsdame, wird aber nun im Januar 1927 offiziell berufen und vorgestellt.
Die Autorin hat eine fesselnde Fortsetzung ihrer Geschichte über das KaDeWe geschrieben. Das Buch zeichnet sich durch seine umfangreiche Recherche, die in den vielen Fakten und Zusammenhängen zum Ausdruck kommt, und den ausgereiften und sehr gut ausgearbeiteten Schriftstil aus. Letzterer sorgt dafür, dass das Geschehen lebendig wirkt und auch mich schnell in seinen Bann gezogen hat.
Neben vielen anderen stehen besonders zwei Frauen im Mittelpunkt. Durch Rieke erlebe ich nicht nur die Entwicklung des KaDeWe mit, sondern werde auch mit den Problemen in den Arbeiterviertel von Berlin konfrontiert. Dr. Judith Bergmann, Pauls Tochter, dagegen gehört zum gehobenen Mittelstand. Sie befasst sich allerdings in ihrer Forschung mit sozialen Fragen alleinerziehender Mütter und führt mich als Leser in manch Elendsquartier.
Das KaDeWe wird nun von Martin Tietz geleitet, der mit Judith liiert ist. Von ihm stammt auch dieser neue Name des Warenhauses. Er erklärt Judith Etliches zum Werdegang seines Vaters.

„...Ich möchte damit in die übergroßen Fußstapfen meines Vaters treten. Habe ich dir schon erzählt, dass er es war, der Orangen in Berlin vom Luxusgut zu einem Obst gemacht hat, das sich heute nahezu jeder leisten kann?...“

Judith weiß es besser. Nicht jeder kann sich Orangen leisten. Martin stellt ihr daraufhin welche für ihre Arbeit mit den Ärmsten der Armen zur Verfügung.
Martin lässt das KaDeWe aufstocken und großzügig ausbauen. Dass die aufstrebenden Nationalsozialisten seinen Plänen bald im Wege stehen werden, ignoriert er. Seine jüdischen Wurzeln hatten ja bisher niemand interessiert. Auch Judith ist Jüdin. Anders als Martin ist sie von den ersten Krawallen erschüttert.
Der Umbau des Warenhauses hat viel Geld verschlungen. Als der Boykottaufruf gegen jüdische Warenhäuser kommt, gerät die Firma in eine Schieflage. Jetzt sieht der Textileinkäufer Gunter Perl seine Stunde gekommen.
Für Rieke und ihren Mann Peter geht es anfangs aufwärts. Peter erhält die Stelle als Dekorateur, nachdem er als Haustischler seinen Einfallsreichtum und seine handwerklichen Fähigkeiten bewiesen hat. Doch als Mitglied der SPD gerät er bald ins Fadenkreuz der Nazis.
Zu einem der besonderen Szenen gehört das stille Gespräch von Paul am Sarg von Adolf, dem Gründer des KaDeWe.

„...Ich hätte dir noch viele weitere (Anmerkung: Jahre) gegönnt.Aber vielleicht hast du das Gleiche wie beim Verkauf deines Konzerns getan und dich zum richtigen Zeitpunkt davongemacht. Wer weiß, was die Zukunft in diesem Land für uns Juden noch bereithält...“

Es gäbe noch viele Stellen im Buch hervorzuheben. Erwähnenswert ist der Mieterstreik in Berliner Hinterhäusern. Auch die Stellung der Frau in der NSDAP wird ausführlich dargestellt. Sanni, Riekes Schwester, macht dort Karriere.
Ein Personenregister zu Beginn und sowie ein Quellenverzeichnis runden das Buch ab. Hinzu kommt ein Nachwort, dass einerseits Fiktion von Realität trennt und andererseits einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der historischen Personen gibt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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