Eine monumentale Reise in die Zeit der Industrialisierung
Sehr monumental und mit vielen historischen Fakten verknüpft ist der 5. Band der Kingsbridge-Reihe ein großes Leseerlebnis. Die Handlung spielt im Zeitraum von 1792 bis zum Jahr 1824 und die industrielle ...
Sehr monumental und mit vielen historischen Fakten verknüpft ist der 5. Band der Kingsbridge-Reihe ein großes Leseerlebnis. Die Handlung spielt im Zeitraum von 1792 bis zum Jahr 1824 und die industrielle Revolution in Europa ist im vollen Gang, aber auch die Feldzüge Napoleons werfen ihre Schatten voraus. In der Stadt Kingsbridge macht die technische Revolution nicht vor den Menschen halt. Auf der einen Seite stehen die großen Unternehmer mit neuartigen Maschinen, die in ihren Augen die lästigen Arbeitnehmer teilweise ersetzen können. Auf der anderen Seite stehen die zahlreichen Handarbeiter wie z.B. die Weber, die aufgrund ihrer erbarmungslosen Arbeitsbedingungen um ihre nackte Existenz kämpfen. Auf beiden Seiten wird erbittert gerungen und die Leser erleben eine Zeitreise in eine Vergangenheit, die gerade für Menschen ohne Adelstitel oder nicht unternehmerischer Herkunft oft mehr Grausamkeiten als schöne Momente breithalten. Als dann noch Napoleon seine Feldzüge beginnt, wird für einige das Leben zu einem Albtraum. Sehr positiv hat mir die Darstellung und Aufzeichnung verschiedenster Charaktere gefallen. Sowohl die Unternehmer wie Hornbeam, Amos, aber auch Arbeiter*innen wie Sal oder ihr Sohn Kit sind sehr gut ausgearbeitet worden. Ich hatte mit Kit meinen absoluten Lieblingscharakter im Laufe der Erzählung gefunden. Obwohl er sehr viel Leid erfährt, entwickelt er sich stetig weiter und weiß trotz seiner Herkunft durch Intelligenz und einen großartigen Charakter zu überzeugen. Bei dem Charakter Hornbeam war ich sehr zornig gewesen, erlebte aber im Laufe der Erzählung noch eine interessante Überraschung.
Die Story wird in verschiedenen aufeinanderfolgenden Zeitsprüngen chronologisch erzählt und ist demnach gut nachvollziehbar. Die Spannung der Handlung fußt auf dem Konflikt zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern, welche gut mit den militärischen Spannungen der napoleonischen Feldzüge verwoben wurde. Ich hatte mir fast ein anderes Ende vorgestellt bin dann aber auch positiverweise eines Besseren belehrt worden. Der Schreibstil ist gehoben, monumental, detailliert und gut lesbar. Die Übersetzung ins Deutsche ist herausragend gelungen. Einzig und allein nicht so gut gefallen hat mir die etwas zu langatmige Entwicklung des Konfliktes zwischen den Arbeitern und der unternehmerischen Seite bzw. dem Landadel. Hier hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Das Fazit ist sehr positiv. Eine monumentale Erzählung eingebettet in eine für Europa schicksalhafte politische Zeit sorgt für ein sehr kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen.