Roman. »Ein Roman, von dem ich nicht wollte, dass er endet.« TARA WITTWER
Artensterben. Abtreibungs- und Verhütungsverbote. Repressalien. Die Welt, in der sich die Frauen dieses Romans zurechtfinden müssen, ist eine andere im Jahr 2041. Zoe ist Biologin und forscht fern der Heimat an Käfern. Als ihre Mutter in Reha muss, kehrt sie nach Hause zurück, um sich um ihre Teenager-Schwester Hanna und ihre schrullige Tante Auguste zu kümmern, die seit Jahren das Haus nicht mehr verlässt. Doch dann verschwindet Augustes Freundin Sophie, und während sich die Ereignisse überschlagen, lauert in Schweden ein dunkler Wald auf sie.
Zoe ist Biologin und forscht an Käfern. Als ihre Mutter in die Reha muss, muss sie sich um ihre Teenager-Schwester Hanna und ihre Tante Auguste kümmern. Erst als Augustes Freundin Sophie verschwindet, ...
Zoe ist Biologin und forscht an Käfern. Als ihre Mutter in die Reha muss, muss sie sich um ihre Teenager-Schwester Hanna und ihre Tante Auguste kümmern. Erst als Augustes Freundin Sophie verschwindet, traut sie sich nach Jahren der Pandemie zum ersten Mal wieder aus dem Haus.
Auf der anschließenden Reise lernen wir die Charaktere und ihre (schrulligen) Eigenarten kennen. Der Schreibstil ist dabei unterhaltsam, nah und klar. Besonders wegen dieses humoristischen Stils werden die großen Themen, die unsere Gesellschaft heute beschäftigen und belasten - Artensterben, Rechtsruck, Depressionen etc. - etwas weniger schlimm. Jasmin Schreiber entwickelt für mich in ihrem Roman Lösungsversuche, die den Umgang mit all den Krisen etwas leichter machen. Die Reise zu dem Frauendorf war mir allerdings zwischen all der harten Realität zu mystisch und unwissenschaftlich - deshalb gibt es für diese zu leichte Lösung einen Punkt Abzug. Insgesamt eine empfehlsenwerte wunderbar leicht-schwierige Geschichte mit allerlei wissensenswertem Insekten-Input.
Bereits das Cover zu "Endling" von Jasmin Schreiber sticht mit seiner gelb orangen Farbgebung ins Auge und man stellt sich die Frage, was die Schnecke für eine tragende Rolle in einem Roman haben könnte. ...
Bereits das Cover zu "Endling" von Jasmin Schreiber sticht mit seiner gelb orangen Farbgebung ins Auge und man stellt sich die Frage, was die Schnecke für eine tragende Rolle in einem Roman haben könnte. So ging es mir zumindest.
Die Rolle der Schnecke wird auch schnell geklärt, ebenso der Titel "Endling", der mir auch unklar war. Ein Endling ist das letzte verbleibende Tier seiner Art. Und genau so eine Schnecke besitzt Tante Auguste, denn Weinbergschnecken sind in Zukunft eine bedrohte Art.
Jasmin Schreiber entwirft eine interessante dystopische Welt, in der sich die Protagonistin und ihre Familienmitglieder, ihre krankhaft ängstliche Tante Auguste, ihre alkoholsüchtige Mutter und ihre Schwester Hanna, befinden.
Die Protagonistin ist hier für mich die sympathischste Figur im Roman. Sie ist Biologin und erforscht Insekten. Immer wieder bekommt man kleine Exkurse in die Welt der Insekten und das fand ich erstaunlich spannend! Denn wer informiert sich schon in seiner Freizeit über bestimmte Eigenarten von Käfern oder Schmetterlingen?
Die anderen Charaktere fand ich zu Beginn auch sehr interessant. Ich habe mich gefragt, wie es dazu kommt, dass Tante Auguste so eine riesige Angst vor Keimen, Viren und Bakterien bekommen hat. Schuld sind wohl zahlreiche Pandemien gewesen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben müssen. Anfangs fand ich ihre Angst noch sehr verständlich, aber dann brechen die drei Frauen auf ihren Roadtrip auf und ab da beginnt "Endling" für mich leider seine Schwächen zu zeigen.
Im zweiten Teil des Romans bleiben viele Fragen einfach ungeklärt. Die Frauen kommen an Orte, an denen die Natur nicht mehr so ist, wie sie einmal war. Aber wieso ist das so? Eine Erklärung fehlt mir hier. Gerade die Protagonistin als Biologin hätte da doch sicher eine tolle Erklärung finden können?
Auch Tante Auguste und die Schwester Hanna wurden für mich leider immer nerviger in ihren Verhaltensweisen. Zu der verschollenen Freundin von Tante Auguste konnte ich auch nicht recht eine Bindung herstellen, da auch ihre Beweggründe wenig beleuchtet wurden.
Jasmin Schreiber hat in "Endling" eine sehr reale und auch faszinierende dystopische Welt geschaffen, von der ich mir aber noch mehr gewünscht hätte. Ich hatte am Ende der Lektüre noch sehr viele Fragen offen, vor allem wie es zu vielen Dingen kam.
Nichtsdestotrotz hat mir die Lektüre von "Endling" sehr große Freude bereitet und ich kann das Buch jedem empfehlen, der auch mal etwas völlig Neues lesen möchte.
Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre ...
Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre Wohnung mit der letzten Weinbergschnecke der Welt. Ähnlich wie die Schnecke zieht sich Auguste hinter ihre vier Wände zurück, verlässt seit Jahren nicht das Haus. Doch das soll sich ändern, als ihre gute Freundin Sophie urplötzlich verschwindet.
Jasmin Schreiber greift in ihrem neuen Roman einige große Themen auf: Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Depressionen, Repressalien gegen jegliche Person, die „anders“ ist (dazu zählen streng genommen auch alle Frauen). Keine leichte Kost denkt man, und doch ist der Grundtenor immer auch irgendwo positiv. Der Erzählstil ist sehr locker, so als würde Zoe tatsächlich ihre Geschichte erzählen, es wird Umgangssprache gesprochen, dadurch wirken gerade die Dialoge noch authentischer. Da Zoe Biologin ist und für ihren Job brennt, sind nicht nur alle Kapitel nach Tieren benannt, sondern es fließen auch immer wieder interessante Fakten über Flora und Fauna ein. Diese kleinen Exkurse fand ich wirklich gelungen, denn sie lockern die Handlung etwas auf und geben gleichzeitig einen tieferen Einblick. Der Cast (inklusive Schnecke HP14) hat mir gut gefallen, einzig Zoes Mutter, die für die familiäre Dynamik der vier Frauen wichtig ist, kommt dann doch sehr kurz weg. Die Handlung ist extrem kurzweilig, immer passiert etwas Unerwartetes. Nicht alles ist ganz so logisch, doch insgesamt ist die Geschichte stimmig. Trotzdem hätten dem Buch ein paar mehr Seiten gut getan. Es passiert sehr viel, da kommt dann doch manches etwas verkürzt herüber. Gerade die Auflösung größerer Zusammenhänge ist auch deswegen etwas unbefriedigend für mich geblieben. Trotzdem mochte ich Endling sehr gerne, da der Roman große Themen anspricht und so zum Nachdenken anregt, dabei aber auch mit einem tollen Erzählstil und einer ungewöhnlichen Handlung punkten kann, die auch mal über kleine Makel hinwegtrösten.
Zoe ist Entomologin in München und beschäftigt sich im Jahr 2041 mit Biodiversität, als der Klimawandel und das Artensterben bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Für einen sechswöchigen Urlaub kehrt sie ...
Zoe ist Entomologin in München und beschäftigt sich im Jahr 2041 mit Biodiversität, als der Klimawandel und das Artensterben bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Für einen sechswöchigen Urlaub kehrt sie in ihre Heimat nach Frankfurt zurück, da ihre Mutter zum Alkoholentzug auf Reha muss. Zoe soll sich in ihrem alten Zuhause um ihre 17-jährige Schwester Hanna und ihre Tante Auguste kümmern, die aus Angst vor Bakterien nicht mehr das Haus verlässt. Als Auguste, die selbst Biologin ist und Seite an Seite mit einer Weinbergschnecke - der letzten ihrer Art - lebt, beginnt, sich Sorgen um ihre einzige verschwundene (menschliche) Freundin zu machen, beschließen die drei, Sophie zu suchen. Sie soll sich in einem Bergdorf in den Dolomiten aufhalten, in dem nur Frauen leben.
Die Handlung spielt im Jahr 2041 und es ist kein schönes Zukunftsszenario, das die Autorin entwirft.
Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Zoe, die eine Einzelgängerin ist und nur für die Forschung an ihren Käfern lebt, wird der Ist-Zustand nüchtern dargestellt. Sie hat sich an die Situation der Welt gewöhnt, merkt seit Jahren, wie alles langsam abwärts geht. Für sie sind die negativen Folgen für Natur und Gesellschaft einfache Tatsachen, die sie nicht mehr hinterfragt. Sorgen machen ihr aber die Probleme in ihrer Familie: die Mutter, die immer mehr dem Alkohol zugeneigt ist und jetzt zu einer „Kur“ muss, die jüngere Schwester, die in einem Haushalt einer Alkoholikerin aufwächst und nun selbst über die Strenge schlägt und die Tante, zu einer panischen Einsiedlerin geworden ist.
Der Schreibstil ist dabei dialoglastig und von den Gedanken von Zoe geprägt, durch die man peu à peu erfährt, wie sich die Welt, wie wir sie kennen, verändert hat. Die Folgen des Klimawandels sind deutlich zu spüren, Tiere, die für uns heute selbstverständlich sind, sind ausgestorben. Eine rechtskonservative Regierung hat zu einer weitgehenden Unterdrückung von Frauen geführt, die im Untergrund und im Darknet rebellieren und versuchen zur Wehr zu setzen.
In wieweit Zoe und Sophie darin involviert sind, erfährt man auf dem abenteuerlichen Roadtrip der drei Frauen. Die Suche führt sie über Italien nach Schweden, wo sie durch unheimliche Wälder wandern und sich mit dem ein oder anderen Mysterium konfrontiert sehen.
Das Buch ist gerade zu Beginn wahrlich keine leichte Kost. Krankheiten, psychische Probleme, Einsiedlertum, Alkoholismus, Artensterben, Klimawandel, Patriarchat und Zensur machen es schwer verdaulich. In dieser Zukunft hat sich nichts zum Besseren verändert. Als hätte die Menschheit nichts dazugelernt, sind Intoleranz, Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit noch ausgeprägter als heute.
Der turbulente und humorvoll beschriebene Roadtrip, auf den sich die drei Frauen begeben, verhindert jedoch, dass man in Melancholie versinkt. Jede von ihnen ist gezwungen, aus ihrem Schneckenhaus zu kriechen. Sie lernen sich neu kennen und wachsen bei der Erreichung eines gemeinsamen Ziels zusammen und über sich hinaus.
Während zu Flora und Fauna viel Fachwissen in die Handlung eingestreut werden, bleiben das politische System in Deutschland und die Situation für Frauen in Europa doch recht vage beschrieben. Auch das Verschwinden von Sophie löst sich am Ende zu simpel auf.
"Endling" ist eine Dystopie, die einerseits erschreckend real wirkt, denn die Folgen von Klimawandel und politischen Entwicklungen sind nachvollziehbar und nicht aus der Luft gegriffen. Auf der anderen Seite hat die Handlung jedoch einige unwirkliche Momente, die Fragen aufwerfen und einige der Naturerscheinungen im Unklaren lassen. Die Erklärung mit der Magie des Waldes mag nicht für alle Leser:innen befriedigend sein.
Die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor passt hingegen gut und macht das Buch zu einem abenteuerlichen, unterhaltsamen und nachdenklichen Leseerlebnis.
Da ich die Geschichten von Jasmin Schreiber immer als sehr berührend und klug erzählt empfinde, habe ich mich sehr auf den neuen Roman ENDLING gefreut. Er spielt in einer nahen Zukunft und ich war gespannt, ...
Da ich die Geschichten von Jasmin Schreiber immer als sehr berührend und klug erzählt empfinde, habe ich mich sehr auf den neuen Roman ENDLING gefreut. Er spielt in einer nahen Zukunft und ich war gespannt, wie die Autorin sich den Themen Klimawandel und Artensterben nähert. Im Mittelpunkt steht die Biologin Zoe, die nach Hause fährt, als ihre Mutter in eine Entzugsklinik geht. In deren Abwesenheit soll sie ein Auge auf die sehr viel jüngere Schwester haben. Zoe muss feststellen, dass sie schon lange nicht mehr auf dem Laufenden ist, was ihre Familie betrifft. Die Schwester fühlt sich allein gelassen und trinkt zu viel, die im Haus lebende Tante Auguste hat eine Angststörung entwickelt und verlässt das Haus nicht mehr. Als eine gute Freundin der Tante verschwindet, machen die drei ungleichen Frauen sich auf eine ungewöhnliche Reise.
Das Buch liest sich leicht und eigentlich gefällt es mir, wenn in einem Roman Dialoge eine sehr wichtige Rolle spielen. Für meinen Geschmack wurde aber zu viel in den Plot hineingequetscht. Alle Frauen haben ein großes Päckchen zu tragen. Dazu kommen diverse gesellschaftspolitische Themen, die viel Raum bräuchten. U.a. die Tatsache, dass in Europa inzwischen die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frauen wieder auf dem Rückschritt ist. Ich fand die Hauptpersonen allesamt etwas spröde und hatte Schwierigkeiten, sie wirklich ins Herz zu schließen. Das Mäandern zwischen den diversen Themen nimmt der Story ein wenig den logischen Faden und ich fragte mich, was die Autorin eigentlich sagen möchte. Einige Entwicklungen fand ich sehr seltsam in dieser Zukunft, konnte einiges nicht richtig nachvollziehen.
Für mich war es nicht das beste Buch der Autorin. Nett fand ich die Idee, in den Kapiteln einzelne Arten hervorzuheben und ganz allgemein einiges an biologischem Wissen einzuflechten. So was gefällt mir gut. Auch wenn die Art, wie die Natur auf manches "reagierte" mir eher unwahrscheinlich anmuteten.