Interessante Idee einer realen dystopischen Welt
Bereits das Cover zu "Endling" von Jasmin Schreiber sticht mit seiner gelb orangen Farbgebung ins Auge und man stellt sich die Frage, was die Schnecke für eine tragende Rolle in einem Roman haben könnte. ...
Bereits das Cover zu "Endling" von Jasmin Schreiber sticht mit seiner gelb orangen Farbgebung ins Auge und man stellt sich die Frage, was die Schnecke für eine tragende Rolle in einem Roman haben könnte. So ging es mir zumindest.
Die Rolle der Schnecke wird auch schnell geklärt, ebenso der Titel "Endling", der mir auch unklar war. Ein Endling ist das letzte verbleibende Tier seiner Art. Und genau so eine Schnecke besitzt Tante Auguste, denn Weinbergschnecken sind in Zukunft eine bedrohte Art.
Jasmin Schreiber entwirft eine interessante dystopische Welt, in der sich die Protagonistin und ihre Familienmitglieder, ihre krankhaft ängstliche Tante Auguste, ihre alkoholsüchtige Mutter und ihre Schwester Hanna, befinden.
Die Protagonistin ist hier für mich die sympathischste Figur im Roman. Sie ist Biologin und erforscht Insekten. Immer wieder bekommt man kleine Exkurse in die Welt der Insekten und das fand ich erstaunlich spannend! Denn wer informiert sich schon in seiner Freizeit über bestimmte Eigenarten von Käfern oder Schmetterlingen?
Die anderen Charaktere fand ich zu Beginn auch sehr interessant. Ich habe mich gefragt, wie es dazu kommt, dass Tante Auguste so eine riesige Angst vor Keimen, Viren und Bakterien bekommen hat. Schuld sind wohl zahlreiche Pandemien gewesen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben müssen. Anfangs fand ich ihre Angst noch sehr verständlich, aber dann brechen die drei Frauen auf ihren Roadtrip auf und ab da beginnt "Endling" für mich leider seine Schwächen zu zeigen.
Im zweiten Teil des Romans bleiben viele Fragen einfach ungeklärt. Die Frauen kommen an Orte, an denen die Natur nicht mehr so ist, wie sie einmal war. Aber wieso ist das so? Eine Erklärung fehlt mir hier. Gerade die Protagonistin als Biologin hätte da doch sicher eine tolle Erklärung finden können?
Auch Tante Auguste und die Schwester Hanna wurden für mich leider immer nerviger in ihren Verhaltensweisen. Zu der verschollenen Freundin von Tante Auguste konnte ich auch nicht recht eine Bindung herstellen, da auch ihre Beweggründe wenig beleuchtet wurden.
Jasmin Schreiber hat in "Endling" eine sehr reale und auch faszinierende dystopische Welt geschaffen, von der ich mir aber noch mehr gewünscht hätte. Ich hatte am Ende der Lektüre noch sehr viele Fragen offen, vor allem wie es zu vielen Dingen kam.
Nichtsdestotrotz hat mir die Lektüre von "Endling" sehr große Freude bereitet und ich kann das Buch jedem empfehlen, der auch mal etwas völlig Neues lesen möchte.