Mysteriöse Morde
"Waiseninsel" ist der vierte Band der Thriller-Reihe um die Kommissarin Jessica Niemi, in der ihre persönliche Entwicklung stark thematisiert wird. Jessica Niemi befindet sich in Therapie und gerät nach ...
"Waiseninsel" ist der vierte Band der Thriller-Reihe um die Kommissarin Jessica Niemi, in der ihre persönliche Entwicklung stark thematisiert wird. Jessica Niemi befindet sich in Therapie und gerät nach einer nicht so gut verlaufenden Sitzung in eine Auseinandersetzung mit einem Passanten. Dabei wird die handgreiflich, die Auseinandersetzung wird gefilmt, online gestellt und geht viral, woraufhin sie beurlaubt wird. Jessica Niemi fährt auf die abgelegenen Åland-Inseln, um Abstand zu gewinnen und zur Ruhe zu kommen. Dort besteht seit Jahren die Erzählung um das Mädchen im blauen Mantel, das einen Mitarbeiter eines ehemaligen Waisenhauses umgebracht haben soll. Eine Gruppe von Menschen, die damals in dem Waisenhaus waren und sich "die Zugvögel" nennen, treffen sich einmal im Jahr in der Pension wieder. Als eine Frau aus der Gruppe tot aufgefunden wird, beginnt Jessica Niemi zu ermitteln. Schließlich ist es nicht die erste Person aus dem Dunstkreis des Waisenhauses, die auf mysteriöse Weise gestorben ist.
Generell gefallen mir Thriller, in denen das Privatleben der Ermittlerinnen stark im Fokus stehen und der Fall dadurch in den Hintergrund rückt, nicht so gut. Leider bekommen wir von Jusuf, Jessicas Partner auch kaum etwas mit, was ich schade finde. Trotz des starken Augenmerks auf Jessicas persönlichen Probleme, hat Max Seeck es geschafft, die Fragen um die Morde und das Mädchen im blauen Mantel nicht in den Hintergrund rücken zu lassen. Erzählt wird nicht nur von den gegenwärtigen Geschehnissen auf der Insel, sondern auch aus der damaligen Zeit im Waisenhaus. Schnell wird klar, dass es sich dabei nicht nur um einen angenehmen Platz für die Kinder handelte, und es ein Mädchen ganz besonders schwer hatte.
Durch die wechselnden Zeitebenen und Perspektiven blieben meine Neugier und meine Anspannung bis zum Schluss erhalten, obwohl ich einige Abschnitte über Jessica als langatmig empfand. Die Auflösung, die Seeck am Ende wählte, könnte ich nur bedingt nachvollziehen und fand auch nicht alles schlüssig! Während der Lektüre hatte ich zwar eine richtige Vermutung, was dendie Täter*in anging, jedoch fehlte mir das Motiv, das mir auch zum Schluss nur bedingt logisch erschien.
Trotz einiger Schwächen habe ich das Buch gern gelesen und mochte insbesondere die Kapitel, die im Waisenhaus spielten. Für die Fortsetzung der Reihe um Jessica Niemi war dieser Band sicherlich wichtig.