Cover-Bild Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
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22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 31.10.2024
  • ISBN: 9783550202216
Anna Brüggemann

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen

Roman über Mütter und Töchter | Über die Erwartungen der Mütter, ihr toxisches Erbe und die Schönheit des Erwachsenwerdens

Warum darf eine Tochter nicht glücklicher sein als ihre Mutter?

Regina ist eine typische Vertreterin der Nachkriegsgeneration, sie hatte bereits viele Möglichkeiten, sie konnte Psychologie studieren und von einer akademischen Laufbahn träumen, um dann doch der Familie zuliebe Abstriche zu machen. In ihre Töchter Antonia und Wanda setzt sie nun alle Hoffnungen. Antonia unterläuft diese konsequent, bricht ihr Studium ab und wird alleinerziehende Mutter. Wanda erfüllt alle in sie gesetzten Wünsche und manövriert sich in eine Essstörung, die von allen ignoriert wird. Ein Leben lang schwanken die Schwestern zwischen gegenseitiger Konkurrenz, Autonomie und dem Wunsch, noch über deren Tod hinaus von der Mutter anerkannt zu werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2024

Dysfunktionale Beziehungen in der Familie

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Das Cover im abendlichen Stadtverkehr mit diffusem Scheinwerferlicht passt kaum zum Buchinhalt. Selbst der Titel des Familienromans touchiert nicht den Inhalt um das Miteinander von dominanter Mutter und ...

Das Cover im abendlichen Stadtverkehr mit diffusem Scheinwerferlicht passt kaum zum Buchinhalt. Selbst der Titel des Familienromans touchiert nicht den Inhalt um das Miteinander von dominanter Mutter und ihren zwei unterschiedlichen Töchtern. Ohne innige emotionale Beziehung, aber doch mit großen Hoffnungen und Erwartungen auch bezüglich ihres äußeren Erscheinungsbildes wachsen Antonia und Wanda in Bielefeld in bürgerlichen Verhältnissen auf. In drei Teilen kämpft die verbitterte Hauptperson, deren Mutter Regina Richter ab 1998 gegen ihr immer öfter hereinbrechendes Gefühl der Leere an. Während sämtliche männlichen Nebenfiguren hier unwichtig sind, treibt Reginas forderndes Selbstbewusstsein und ihre perfektionistische Erwartungshaltung gegenüber ihren Töchtern diese in ein unglückliches Dasein voller Stress und Magersucht. Das Vorgehen des Kinderarztes Dr. Peiffer hinsichtlich Wandas Essstörung ist authentisch beschrieben, aber sicher nicht psychologisch ausreichend, diesem Missstand abzuhelfen. Während Antonia von ihrer Mutter bis zu deren Krebserkrankung kein Verständnis oder Liebesbekundungen sucht, steht zwischen Wanda und Regina immer noch Erwartung, Anforderung, vielleicht sogar Konkurrenz. Über zwanzig Jahre wird die unerbittliche Verbissenheit Reginas, Psychotherapeutin, gut beschrieben, wie sie ihre erwachsenen Töchter überfordert, demütigt, verunsichert und letztlich krankmacht. Manch frustrierte, depressive Mutter könnte sich von Reginas Problematik persönlich angesprochen fühlen, mit verpasster Karriere wegen Mann und bzw. oder Kind. Wie sehr Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen und Beziehungen über Generationen hinweg stark belasten können, kann anschaulich hier verfolgt werden. Starke Charakteren – wenn auch nicht unbedingt sympathisch, und treffender Sprachstil.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Die Erwartung der Mutter an ihre Töchter - wenn Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen und Beziehungen über Generationen hinweg belasten

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Bielefeld, 1998: Regina ist 50 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier fast erwachsener Töchter. Nachdem sie selbst zugunsten der Erziehung ihrer Kinder auf eine Karriere verzichtet hat, setzt sie all ...

Bielefeld, 1998: Regina ist 50 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier fast erwachsener Töchter. Nachdem sie selbst zugunsten der Erziehung ihrer Kinder auf eine Karriere verzichtet hat, setzt sie all ihre Hoffnung auf ihren Nachwuchs, der es besser machen soll.
Die ältere Tochter Antonia hat gerade ihr Abitur bestanden und soll studieren, ist sich aber unschlüssig, was sie beruflich machen möchte. Wanda ist anderthalb Jahre jünger und steckt in den Abiturvorbereitungen. Beide gehen mit dem Druck der Mutter unterschiedlich um und leiden auf ihre Weise darunter. Während Antonia gerne im Hintergrund verschwindet und sich im Vergleich zu ihrer Mutter und jüngeren Schwester plump und unzulänglich fühlt und der Meinung ist, es ihrer Mutter nie recht machen zu können, ist Wanda der Augenschein der Mutter. Sie hat einen festen Freund, ist ehrgeizig und sportlich und trimmt sich selbst zu Höchstleistungen. Neben guten Noten zu haben, möchte sie möglichst dünn, um zu gefallen.
Unzufrieden mit ihrem Leben und dem, was sie (nicht) erreicht hat, merkt Regina, selbst Psychotherapeutin mit eigener Praxis, nicht, was sie ihren Töchtern antut, wie sie sie überfordert, verunsichert und letztlich krankmacht.

Der Roman wird im schnellen Wechsel aus den Perspektiven der drei weiblichen Hauptfiguren geschildert. Auf diese Weise kann man tief in Mutter und Töchter hineinblicken und ihre Gedankengänge, was sie über sich selbst und über andere denken, nachvollziehen. Die Geschichte erstreckt sich in drei Etappen über mehrere Jahre, so dass auch die Entwicklung der drei Frauen und ihre Beziehung zueinander anschaulich verfolgt werden kann.
Selbst wenn jede von ihnen mit ihren extremen Ansichten mitunter überspitzt dargestellt ist, wirken sie in dem Familiengefüge authentisch. Der Roman weckt damit unweigerlich Emotionen und lässt in Bezug auf die Figuren stetig zwischen Mitleid und Wut schwanken.
Regina ist derart dominant, dass ihr Ehemann als Mann und Vater nur eine Nebenrolle spielt. Sie ist die Matrone, die alle Geschicke lenkt, Entscheidungen trifft und ihren Töchtern ihre gutgemeinten Ratschläge und Ansichten aufzwingt. Dabei erscheint es öfter ungewollt komisch, dass sie Fehler, die sie bei anderen mokiert, selbst macht. Ihre treffsicheren, gemeinen Kommentare machen sprachlos.
Während Antonia einerseits auf Distanz zu ihrer Mutter geht, andererseits aber auch eine Sehnsucht nach Geborgenheit spürt, tut Wanda alles, um Reginas Ansprüche zu erfüllen und macht sich damit nicht nur seelisch, sondern auch körperlich kaputt.

Auch ohne große Dramen und laute Auseinandersetzungen zeigt die Geschichte eindrücklich, wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinanderliegen und welche Hoffnungen und Erwartungen auf nachfolgende Generationen übertragen werden und welche Folgen das für die gesamte Familiendynamik haben kann. Regina fühlte sich selbst von ihren Eltern ungeliebt und hat ihren Töchtern kein warmherziges Zuhause bieten können.

Intensiv und schmerzhaft werden die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Mutter und Tochter und zwischen den beiden Schwestern dargelegt, die sich, entfacht von den Erwartungen der Mutter und dem Streben nach Anerkennung, im ständigen Vergleich zueinander sehen. Geprägt von einer überbehüteten, aber unfreien Kindheit können sich die Töchter selbst nach dem Verlassen des Elternhauses dem erdrückenden Einfluss der Mutter, die mit zunehmendem Alter unzufriedener und launischer wird, nicht entziehen.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Generationsübergreifende Konflikte

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Regina ist eine Frau, die unzufrieden ist mit sich und der sie umgebenden Welt. Ihre Ideale konnte sie in ihrem bisherigen Leben nicht entsprechend ihrer hohen Ansprüche umsetzen. Familie gehört zwar irgendwie ...

Regina ist eine Frau, die unzufrieden ist mit sich und der sie umgebenden Welt. Ihre Ideale konnte sie in ihrem bisherigen Leben nicht entsprechend ihrer hohen Ansprüche umsetzen. Familie gehört zwar irgendwie dazu, um gesellschaftlich integriert zu sein. Doch eigentlich zählen ganz andere Werte in einer vollkommen gestalteten Kulisse, die in ihrer Vorstellung konkrete Gestalt angenommen hat mit ihr als Mittelpunkt allen Seins und Maßstab. Natürlich möchte sie diese Ideale in den beiden Töchter Antonia und Wanda verwirklicht sehen. Während Wanda nur zu gern bereit ist, sich der Anerkennung der Mutter immer und immer wieder zu versichern, geht Antonia ihren eigenen Weg, hat eine Eigenart, die so gar nicht harmonieren will mit Reginas Wahn zum Perfektionismus.
Hier ist ein Konfliktpotenzial vorprogrammiert, dass in Anna Brüggemanns Roman ‘Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen‘ deutlich ausgearbeitet und in einer bildhaften Sprache präsentiert wird. Die Geschichte zeigt anschaulich wie unvereinbar extreme Charaktere sind. Da hilft nur gegenseitige Akzeptanz zur Einstellung der verschiedenen Lebensphilosophien.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

schwierige Mütter-Töchter Beziehungen

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In diesem Roman geht es um eine kleine Familie, bestehend aus Mutter Regina und Vater, Tochter Antonia und Tochter Wanda und Enkelin Celina. Mutter Regina, selbst eine sehr unangenehme Person ...

In diesem Roman geht es um eine kleine Familie, bestehend aus Mutter Regina und Vater, Tochter Antonia und Tochter Wanda und Enkelin Celina. Mutter Regina, selbst eine sehr unangenehme Person (vermutlich narzistisch) macht deutliche Unterschiedene zwischen ihren Kindern. Eine Tochter scheint sie besonders zu mögen, die andere jedoch eher weniger. Beide spüren die Gefühle und Empfindungen der Mutter deutlich.
Cover, Titel und Inhalte des Buches ergeben für mich nicht wirklich ein gutes Zusammenspiel und die Wahl des Titels finde ich eher fragwürdig.
Ich mochte den Roman insgesamt sehr. Der Beginn der Familiengeschichte, bis hin zum dramatischen Ende, wurde sinnvoll aufgebaut und ausgeschmückt. Verschiedenste Gefühle, welche die Autorin vermitteln wollte, kamen genau da an, wo sie hin sollten. Ich mochte die starken Frauen in diesem Buch, die sowohl Mut als auch "Schwächen" zeigen konnten. Ich konnte einige Szenen und Emotionen besonders nachempfinden und habe für mich sehr viel aus diesem Buch ziehen können. Der Roman wird noch lange nachwirken, denke ich. Absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Zu große Erwartungen

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Regina Richter geht es im Grunde gut. Die Psychotherapeutin betreibt eine eigene Praxis. Dennoch ist die Mutter zweier Töchter mit ihrem Leben unzufrieden. Dass sie ihre Promotion und akademische Karriere ...

Regina Richter geht es im Grunde gut. Die Psychotherapeutin betreibt eine eigene Praxis. Dennoch ist die Mutter zweier Töchter mit ihrem Leben unzufrieden. Dass sie ihre Promotion und akademische Karriere zugunsten ihrer Familie zurückgestellt hat, hat sie nie überwunden. An Wanda und Antonia stellt sie nun übertrieben hohe Erwartungen. Damit können die beiden nur schwer umgehen…

„Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ ist ein Roman von Anna Brüggemann.

Die Struktur des Romans ist durchdacht und einleuchtend: Er besteht aus drei Teilen, die in insgesamt 65 kurze Kapitel untergliedert sind, und endet mit einem Epilog. Die Handlung umspannt die Jahre 1998 bis 2019.

Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, aus der Sicht von Regina, Wanda und Antonia. Die Sprache ist ungekünstelt und unauffällig. Die anschaulichen, eindringlichen Beschreibungen vermitteln jedoch viel Atmosphäre.

Drei Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Wie der Untertitel erahnen lässt, sind dies Mutter Regina und ihre beiden Töchter, wobei Antonia und Wanda mehr Raum einnehmen als die Mutter. Die Figuren werden mit viel psychologischer Tiefe dargestellt. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Leider verzichtet der Roman nicht auf Klischees und Stereotype, insbesondere was Regina angeht.

Auf inhaltlicher Ebene geht es um die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern. Dabei dreht es sich vor allen Dingen um Probleme, die durch gegenseitige Erwartungen entstehen können. Zudem wird erzählt, welche Auswirkungen mangelnde Mutterliebe haben kann. Das heißt, dysfunktionale Familiendynamiken stehen im Vordergrund. Dadurch regt die Lektüre an zum Nachdenken und Diskutieren. Darüber hinaus bietet der Roman viel Identifikationspotenzial.

Auf den rund 380 Seiten ist die Geschichte erstaunlich facettenreich. Sie ist allerdings ein wenig handlungsarm und weist einige Längen auf.

Das Cover empfinde ich als nichtssagend. Der Titel macht neugierig, erschließt sich mir aber nicht ganz.

Mein Fazit:
Mit „Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ hat mich Anna Brüggemann trotz des interessanten Themas leider nicht komplett überzeugt. Insgesamt ein lesenswerter Roman, wenn auch mit kleineren Schwächen.