Historischer Roman über die Söhne Karls des Großen und ihren Kampf um die Herrschaft
Was geschieht, wenn Neid und Gier zu Streit und Krieg führen: das große Karolinger-Epos
Eigentlich macht Ludwig, Kaiser der Franken und Sohn Karls des Großen, alles richtig: Er regelt seine Nachfolge früh, ernennt seinen ältesten Sohn Lothar zum Mitregenten und bedenkt die jüngeren Söhne mit großen Ländereien. Schnell zeigt sich jedoch, dass Ludwig und Lothar unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie das Land regiert werden soll. Während sich der Vater um Frieden und Ausgleich bemüht, drängt der Sohn darauf, die Interessen des Reiches mit Härte durchzusetzen. Als Ludwig nach dem Tod seiner Frau ausgerechnet um Judith wirbt, für die sich auch sein Sohn interessiert, eskalieren die Streitigkeiten. Bald steht alles auf dem Spiel, was Karl der Große einst geschaffen hat ...
In seinem gut recherchierten und einfühlsam erzählten Roman über Politik, Familie und Liebe im frühmittelalterlichen Frankenreich lässt Claudius Crönert eine wichtige Epoche der Geschichte lebendig werden.
Karl der Große ist uns allen aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Sein Reich reichte von Thüringen bis zur französischen Atlantikküste. Seine Hauptstadt Aachen blieb bis ins 16. Jahrhundert ein wichtiger ...
Karl der Große ist uns allen aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Sein Reich reichte von Thüringen bis zur französischen Atlantikküste. Seine Hauptstadt Aachen blieb bis ins 16. Jahrhundert ein wichtiger Ort für die Krönung der römisch-deutschen Könige.
Doch was geschah nach seinem Tod?
Diese Frage beantwortet Claudius Crönert in seinem neuen Buch
Das Erbe der Karolinger
Ludwig der Fromme war anders als sein Vater. Während Karl mit harter Hand regierte, setzte Ludwig auf Verhandlungen. Das gefiel nicht jedem, besonders nicht seinem ältesten Sohn Lothar. Er hielt Ludwig für schwach und sorgte sich um das Erbe seines Großvaters. Trotz der Spannungen versuchte Ludwig, seine Nachfolge klug zu regeln. Er machte Lothar zum Mitkaiser und gab seinen jüngeren Söhnen Pippin und Ludwig die Gebiete Bayern und Aquitanien.
Crönert zeigt in seinem Roman nicht nur die politischen Ereignisse, sondern auch das Leben der kaiserlichen Familie. Ludwig wird als liebender Ehemann und Vater dargestellt. Nach dem Tod seiner ersten Frau, Irmingard, wollte er ins Kloster gehen, doch sein Beichtvater überzeugte ihn, weiterhin Kaiser zu bleiben und sich eine neue Frau zu suchen.
Diese fand er in Judith von Bayern. Judith ist jung, schön und klug, und so wird sie bald zu einer wichtigen Vertrauten Ludwigs. Die Geburt ihres Sohnes Karl führte zu neuen Spannungen innerhalb der Familie. Judiths Ambitionen für ihren Sohn und die daraus entstehenden Konflikte mit den älteren Söhnen werden geschickt in die Geschichte eingebaut. Der Autor beschreibt auch die Gerüchte am Hof, die Judith betrafen, geschürt durch ihre enge Freundschaft mit Ludwigs Patensohn Bernhard von Septimanien.
Crönert beleuchtet in seinem Roman auch die Widersacher außerhalb der kaiserlichen Familie. Er stellt verschiedene einflussreiche Adelige und Kirchenmänner vor, die Ludwig dem Frommen gegenüber kritisch eingestellt waren oder sogar aktiv gegen ihn agierten. Einige dieser Persönlichkeiten waren in Verschwörungen und Intrigen gegen den Kaiser verwickelt, was die komplexe politische Landschaft jener Zeit verdeutlicht. Crönert beschreibt gekonnt, wie diese externen Konflikte die ohnehin angespannte Situation am Hof und innerhalb der Familie zusätzlich verschärften.
Crönert erzählt diese komplexe Geschichte mit einer gelungenen Mischung aus Fakten und Fiktion. Dadurch wirken die Figuren authentisch, und die historischen Ereignisse werden greifbar. Der Roman endet mit Ludwigs Tod und einer ungeheuerlichen Forderung Lothars. Auf den vorangehenden 800 Seiten lässt der Autor die Geschichte lebendig werden und vermittelt seinen Leserinnen und Lesern ein gutes Verständnis für die Epoche, in der sie spielt.
Selten gibt es Romane, die sich mit der Herrscherfamilie der Karolinger befassen, umso mehr habe ich mich gefreut, als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckt habe. Nachdem ich lange darauf gewartet hatte, ...
Selten gibt es Romane, die sich mit der Herrscherfamilie der Karolinger befassen, umso mehr habe ich mich gefreut, als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckt habe. Nachdem ich lange darauf gewartet hatte, wurde ich nicht enttäuscht. Die Geschichte ist spannend erzählt, hervorragend recherchiert und voller interessanter Einblicke in eine Epoche, über die ich bisher nur wenig wusste. Es war faszinierend, in eine Zeit einzutauchen, die oft nur am Rande historischer Romane behandelt wird.
Der Roman entführt die Leser in die Zeit von Kaiser Ludwig und seinen Söhnen, die sich mit den Herausforderungen der Herrschaft über das Reich auseinandersetzen müssen. Nach und nach entfalten sich die Konflikte um die Machtverteilung, und die politischen sowie familiären Schwierigkeiten werden eindrucksvoll geschildert. Intrigen, Bündnisse und Verrat spielen eine große Rolle, was die Handlung besonders fesselnd macht. Die Charaktere sind authentisch dargestellt, ihre Motive nachvollziehbar, und ihr Schicksal bewegt den Leser.
Besonders angenehm ist der Schreibstil: Er ist leicht verständlich, aber dennoch atmosphärisch und lebendig. Dadurch fällt es leicht, sich in die Zeit einzufühlen und die Geschehnisse mitzuerleben. Man wird förmlich in die Geschichte hineingezogen und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Trotz der beachtlichen Länge von 800 Seiten wirkt der Roman nie langatmig oder überladen. Stattdessen liest er sich flüssig, und man merkt kaum, wie die Seiten verfliegen. Auch die Gestaltung des Buches überzeugt auf ganzer Linie. Das Cover ist nicht nur optisch ansprechend, sondern passt auch hervorragend zur Erzählung. Zudem gelingt es dem Autor, die Welt des Mittelalters mit all ihren politischen und gesellschaftlichen Facetten lebendig werden zu lassen. Man bekommt ein Gefühl für die damalige Zeit, die Herrschaftsstrukturen und die Herausforderungen, mit denen die Protagonisten konfrontiert sind.
Das Ende ist passend zur Geschichte gewählt und hinterlässt beim Leser einen bleibenden Eindruck. Dennoch könnte man noch viele weitere Kapitel über diese faszinierende Familie schreiben, da ihr Schicksal weit über die im Buch erzählten Ereignisse hinausgeht. Ich bin gespannt, was der Autor als Nächstes veröffentlicht, und hoffe, dass es vielleicht eine Fortsetzung oder ein weiteres Werk über diese spannende Epoche geben wird.
Für alle, die historische Romane mögen, ist dieses Buch eine klare Leseempfehlung . Wer sich für das Mittelalter und die Geschichte der Karolinger interessiert, wird an diesem Buch große Freude haben.
Mit "Das Erbe der Karolinger" entführt Claudius Crönert seine Leserinnen und Leser auf eine gelungene und faszinierende geschichtliche Reise in die Zeit der Franken. In seinem neuesten Roman widmet er ...
Mit "Das Erbe der Karolinger" entführt Claudius Crönert seine Leserinnen und Leser auf eine gelungene und faszinierende geschichtliche Reise in die Zeit der Franken. In seinem neuesten Roman widmet er sich dem frühen 9. Jahrhundert und zeichnet dabei ein sehr lebendiges Bild der fränkischen Historie.
Über den Verlauf des Buches hinweg begleiten wir den fränkischen Kaiser Ludwig und seine Söhne Lothar, Pippin und den jungen Ludwig. Immer wieder geraten sie in erbitterte Konflikte, schmieden wechselnde Bündnisse und stellen ihre Loyalitäten infrage. Insbesondere die Beziehung zwischen Ludwig und Lothar entwickelt sich zu einem zentralen Spannungsfeld, welches die Herrschaft zunehmend erschüttert: Als Kaiser Ludwig seinen Sohn Lothar zum Mitkaiser ernennt, hofft er auf eine geordnete Nachfolge, doch ihre Vorstellungen von Herrschaft könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Ludwig um jeden Preis den Frieden wahren und Konflikte durch Diplomatie lösen will, betrachtet Lothar militärische Stärke und strenge Führung als essenziell für ein stabiles Reich. Er hält seinen Vater für zu nachgiebig und schwach, weshalb er immer wieder versucht, ihn zu entmachten. Mit Intrigen hintergeht er Ludwig, hetzt seine Geschwister gegen ihn auf und strebt selbst nach der Alleinherrschaft. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden behandelt eine Thematik, die sich so schnell nicht klären soll.
Das Buch zeichnet sich darüber hinaus auch durch ein bemerkenswertes Frauenbild aus, das sich jenseits gängiger Klischees bewegt. Judith, Ludwigs zweite Frau, wird als kluge und einfühlsame Persönlichkeit dargestellt, die sich nicht nur um ihre Familie sorgt, sondern auch auf subtile Weise politischen Einfluss nimmt. Obwohl sie in der Außenwahrnehmung oft im Schatten ihres Mannes steht, ist sie an vielen seiner Entscheidungen indirekt beteiligt und setzt sich entschlossen für ihre eigenen Überzeugungen sowie für die Zukunft ihrer Kinder ein. Ihre bedingungslose Unterstützung für Ludwig wird ihr jedoch nicht selten zum Verhängnis. Auch ihre Schwester Emma erweist sich als starke und eigenständige Frau, die ihren eigenen Weg geht und sich in einer von Männern dominierten Welt behauptet. So gelingt es dem Roman, facettenreiche weibliche Figuren zu präsentieren, die nicht nur als Nebenfiguren existieren, sondern aktiv in das Geschehen eingreifen.
Der Autor versteht es meisterhaft, die komplexen politischen Intrigen und familiären Spannungen dieser Epoche auf unterhaltsame und gut verständliche Art und Weise darzustellen. Dabei fesselt er mit einem äußerst gelungenen Schreibstil, der es dem Lesenden leicht macht, die verschiedenen Handlungen und Gefühle der Figuren nachzuvollziehen. Besonders eindrucksvoll wird dies im Konflikt zwischen Ludwig und Lothar deutlich: Man kann die wachsende Kluft zwischen Vater und Sohn förmlich spüren und die Beweggründe beider Seiten gut nachvollziehen. Gleichzeitig gelingt es Crönert, den inneren Zwiespalt des alternden Kaisers Ludwig spürbar zu machen – hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Frieden im Reich und dem Streben nach Harmonie in seiner Familie. Diese vielschichtige Darstellung trägt maßgeblich zur Spannung bei – und das, obwohl das historische Schicksal der Protagonisten eigentlich, nach etwas Recherchearbeit, bereits bekannt ist. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung noch etwas mehr an Tempo gewinnt. Aufgrund des historischen Kontexts und der Faktenbindung ist dies jedoch sicherlich nur schwer möglich. Zur besseren Orientierung befindet sich im Buch zudem eine Karte, die wichtige geographische Elemente und Schlachtfelder veranschaulicht. Das Cover des Buches ist bewusst schlicht gehalten, aber dennoch ansprechend gestaltet und fügt sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein, das die historische Tiefe des Werkes unterstreicht.
Besonders hervorzuheben ist auch noch die gelungene Einbindung historischer Fakten und Persönlichkeiten. Crönert verbindet sorgfältige Recherche mit erzählerischer Kraft, sodass sich nicht nur ein packendes, sondern auch ein lehrreiches Leseerlebnis ergibt. Damit gelingt ihm ein Historienroman, der sowohl unterhält als auch einen authentischen Einblick in die turbulente Zeit der Karolinger bietet. "Das Erbe der Karolinger" ist für Fans historischer Romane und der Zeit des Mittelalters definitiv zu empfehlen, da es eine fesselnde Geschichte erzählt und gleichzeitig reich an historischen Details ist.
Zugegeben, ich hatte Respekt vor den 800 Seiten. Aber am Ende angekommen, hätte ich immer weiter lesen können. Das sagt ja schon einiges über das Buch aus.
Claudius Crönert lässt die Regierungszeit von ...
Zugegeben, ich hatte Respekt vor den 800 Seiten. Aber am Ende angekommen, hätte ich immer weiter lesen können. Das sagt ja schon einiges über das Buch aus.
Claudius Crönert lässt die Regierungszeit von Ludwig dem Frommen in der Zeit von 817 bis zu seinem Tod 840 n. Chr. lebendig werden. Hier werden historische Fakten und Fiktion zu einer spannenden Geschichtsstunde. Mit jedem Kapitel wird deutlich, was der Autor für eine hervorragende Recherchearbeit geleistet hat. Der Leser befindet sich mal in einer Tragödie, dann wird es wieder spannend, wie in einem Krimi.
Da man nicht alle historischen Ereignisse dieser Zeit auf 800 Seiten packen kann, hat Claudius Crönert an den richtigen Stellen gekürzt oder die Tatsachen ein wenig angepasst. Auch an den Stellen, an denen historische Belege fehlten, hat er die Geschichte so erzählt, wie es hätte sein können. Und es hat für mich immer gepasst, so dass man innerlich genickt hat und zu dem Schluss gekommen ist, ja, so könnte es gewesen sein.
Die Charaktere sind authentisch und lebendig. Man hasst oder liebt sie, freut sich mit ihnen oder leidet mit. Die Atmosphäre der damaligen Zeit ist gut erfasst, soweit man das beurteilen kann. Alltag, Krieg, Regierungsarbeit, die Rolle der Kirche, gesellschaftliche Ordnung, alles findet seine Erwähnung und sorgt für die notwendigen Bilder im Kopf.
Ich hatte schon ganz gute Grundkenntnisse über die Geschichte der Karolinger, die durch das Buch aber nochmals vertieft und erweitert wurden.
Ein kleine Karte zur Orientierung, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort unter anderem über die Zeit nach Ludwigs Tod, runden das Buch ab.
Wer also Geschichte unterhaltsam und spannend erleben will, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.
Wenn man an deutschsprachige Autoren im Bereich historischer Romane denkt, fallen einem sofort Namen wie Rebecca Gablé, Ulf Schiewe, Oliver Pötzsch, Sabine Weiß, Sabine Ebert, Mac P. Lorne, Andreas Izquierdo, ...
Wenn man an deutschsprachige Autoren im Bereich historischer Romane denkt, fallen einem sofort Namen wie Rebecca Gablé, Ulf Schiewe, Oliver Pötzsch, Sabine Weiß, Sabine Ebert, Mac P. Lorne, Andreas Izquierdo, Richard Dübell, Tanja Kinkel, Daniel Wolf oder Peter Prange ein. Einige von ihnen haben den renommierten Homer-Literaturpreis in diesem Genre gewonnen. Zu dieser illustren Gruppe gehört allerdings auch der Journalist Claudius Crönert, der den Preis für sein Werk „Freyas Land“ erhielt und mit Titeln wie „Die Kathedrale des Königs“, „Das ewige Licht von Notre-Dame“ oder „Das Kreuz der Hugenotten“ weitere bemerkenswerte Romane vorgelegt hat.
Mit seinem neuesten Werk „Das Erbe der Karolinger“ begibt sich Crönert nun auf ein gewaltiges historisches Terrain, das die gemeinsame deutsch-französische Geschichte, oder genauer gesagt die fränkische Geschichte, umfasst. Der Autor verwebt dabei meisterhaft gut recherchierte historische Fakten mit fesselnder Fiktion. Wir starten im Jahr 817, als Ludwig der Fromme seit bereits drei Jahren Kaiser des Frankenreiches ist und dürfen bis zu Ludwigs Tod im Jahre 840, also über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten, tief in die Welt der Karolinger-Familie eintauchen. Bereits zu Beginn des Romans merkt man, dass sich Crönert die Zeit nimmt, seine Figuren sorgfältig und authentisch zu entwickeln. Wir lernen Ludwig, den Sohn Kaiser Karls des Großen und Urenkel des Hausmeiers Karl Martell, sehr genau kennen. Seine friedliche Herrschaft stört jedoch die Ambitionen seiner beiden älteren Söhne, Lothar und Pippin, sowie seines Kanzlers Helisachar. Der jüngste Sohn, der kleine Ludwig, ist anfangs noch zu jung, um sich in die politischen und familiären Intrigen einzumischen, und Tochter Rotrud sowie seine Frau Irmgard haben zu dieser Zeit nur wenig Einfluss. Der Autor schafft es dabei hervorragend, die angespannte Familienatmosphäre und die Konflikte zwischen den historischen Figuren geschichtlich korrekt einzufangen, greifbar und lebendig zu machen.
Als Ludwig dann von herabfallenden Dachteilen getroffen wird, jedoch fast unbeschadet überlebt, deutet er dies als göttliches Zeichen. Fortan beschäftigt er sich intensiv mit seinem Erbe und regelt dieses in der Ordinatio Imperii, einer Verordnung, die das Reich unter seinen Söhnen Lothar, Pippin und (Klein-)Ludwig aufteilen soll. Lothar wird zunächst zum Mitkaiser erhoben und soll nach Ludwigs Tod dann als alleiniger Kaiser über das Reich herrschen. Doch Lothar, der sich selbst als würdigeren Nachfolger im Geiste seines Großvaters Karl des Großen sieht, kommt mit der fehlenden Durchsetzungskraft und Nachsicht der Regierungsweise seines Vaters nicht zurecht. Als dann auch noch Irmgard stirbt und Judith aus dem Hause der Welfen Ludwigs neue Frau wird, nimmt das Schicksal seinen geschichtlichen Lauf: Judith schenkt Ludwig einen weiteren Sohn, den kleinen „kahlen“ Karl, was die ohnehin angespannten Beziehungen in der Familie weiter anheizt, spätestens als Ludwig auf Betreiben Judiths schwäbisch-alemannisches Territorium von Lothars Erbe auf Karl übertragen möchte.
Im Rahmen der Handlung begegnen wir einer Vielzahl prominenter historischer Persönlichkeiten und erleben geschichtsträchtige Ereignisse wie Reichstage, kriegerische und friedliche Auseinandersetzungen mit Bretonen, Langobarden, Pannoniern und Mauren im andalusischen Spanien sowie überfallartige Angriffe der Normannen. Es ist eine wahre Freude, die Reise mitten unter diesen historischen Figuren anzutreten – etwa wenn wir die junge Emma und den Teenager Judith, beide Töchter von Welf I., am Bodensee kennenlernen und sie bis zu ihren jeweiligen Rollen als Königin und Kaiserin begleiten. Auch der kleine „kahle“ Karl, der später zum König und Begründer der französischen Linie wird, nimmt uns mit auf seine Entwicklung vom Baby zum Herrscher. Als Leser fühlt man sich stets als stiller Beobachter im Geschehen, mitten unter lebendig gewordenen Protagonisten. Der Adelsstand und sein Kontrast zum einfachen Volk werden ebenso erfahrbar wie der enorme Einfluss der Kirche auf das Leben jener Zeit. Gelegentlich könnte man sich sogar wünschen, ein Schwert in der Hand zu halten, um bei manch einer Auseinandersetzung noch tiefer in diese Welt einzutauchen.
Die große Stärke des Buches liegt in seinem gefälligen Schreibstil und der Authentizität der historischen Figuren, die vor der komplexen Kulisse jener Zeit ihre Entwicklung entfalten. Emotional versteht es der Autor zu polarisieren: Während der Leser manche Protagonisten mit großer Zuneigung begleitet, entstehen für andere feindselige Gefühle. Einige weniger wichtige historische Details hingegen wurden vereinfacht, verändert oder einfach weggelassen – was angesichts des riesigen Themenfeldes vollkommen legitim ist. Hätte man alle geschichtlichen Nebenfiguren und Handlungsstränge berücksichtigt, wäre der Umfang des Buches schlichtweg ausgeufert.
Abgerundet wird das Werk durch einen exzellenten Gesamteindruck als historisches Epos, bei dem ein übersichtliches Personenverzeichnis und eine kleine Landkarte ebenso wenig fehlen wie ein Nachwort des Autors, in dem er die Rolle einiger Charaktere einordnet und die sich anschließenden Bruderkriege innerhalb der Herrscherfamilie erläutert. 843 wird das karolingische Großreich schließlich im Vertrag von Verdun unter den Brüdern Kaiser Lothar, Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen aufgeteilt. Besonders hervorzuheben ist auch das edle Buchcover, das mit seiner fast hypnotischen Wirkung fasziniert.
Fazit: „Das Erbe der Karolinger“ von Claudius Crönert ist ein äußerst gelungenes, über 800 Seiten starkes historisches Epos, das gerade für Freunde des guten historischen Romans ein Muss darstellt. Insbesondere Anhänger von Rebecca Gablé oder Ulf Schiewe werden Crönerts Werk über die Kaiserjahre Ludwigs des Frommen lieben. Der Autor versteht es meisterhaft, sowohl Geschichtsinteressierte auf eine spannende und emotionale Reise mitzunehmen als auch jenen, die nach packender Spannung und tiefgehenden Emotionen suchen, Geschichte zu vermitteln. Nach diesem Roman bleibt einem nur die Vorfreude auf Crönerts nächstes Buch.