Geruhsamer Poirotfall mit amüsanten Charakteren
In "Das Böse unter der Sonne" fahren wir mit Hercule Poirot in den Urlaub auf eine winzige Insel mit Hotel. Was Hercule Poirot, der weder dem Meer noch dem sich-Sonnen etwas abgewinnen kann, dort möchte, ...
In "Das Böse unter der Sonne" fahren wir mit Hercule Poirot in den Urlaub auf eine winzige Insel mit Hotel. Was Hercule Poirot, der weder dem Meer noch dem sich-Sonnen etwas abgewinnen kann, dort möchte, erschließt sich nicht ganz, aber seine entsprechenden Äußerungen zum Seegang uä sind wieder einmal typisch Poirot und durchaus amüsant.
Die anderen Hotelgäste sind eine ebenfalls amüsante Mischung, wenn auch ziemlich stereotype Abziehbilder ihrer selbst. Das gehört bei Agatha Christie aber auch irgendwie dazu und man muß ihr zugestehen - sie beschreibt diese Stereotype einfach herrlich.
Es läßt sich gemütlich an und nachdem der unvermeidliche Mord geschieht, geht es auch ausgesprochen gemütlich weiter. Ich mag diese klassischen Whodunits, nur hier wurden Verhöre und Unterhaltungen recht detailliert geschildert, und wenn immer wieder die gleichen Fragen gestellt werden, dann wird das auf Dauer etwas zäh. Das hätte man durchaus anders gestalten können, als den Leser mehrfach den gleichen Dialog mit wechselnden Gesprächspartnern lesen zu lassen.
Es gibt reichlich falsche Fährten und dann eine doch eher unerwartete und originelle Auflösung des Verbrechens. In bewährter Manier sammelt Poirot alle Anwesenden um sich und erläutert seine Überlegungen. Der Mordplan, den er hier aufdeckt ist, wie gesagt, originell, allerdings beruht er auf so vielen unsicheren Komponenten, daß man an der Plausibilität doch sehr zweifeln kann.
So ist "Das Böse unter der Sonne" ein gerade im Mittelteil ziemlich zähes Buch, dem es mE auch allgemein ein wenig an Spannung mangelte. Auf der erfreulichen Seite stehen dafür unterhaltsame Charaktere, herrlich britische Befindlichkeiten und eine originelle Auflösung.