Cover-Bild Der Stammhalter
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 334
  • Ersterscheinung: 10.12.2018
  • ISBN: 9783406727320
Alexander Münninghoff

Der Stammhalter

Roman einer Familie
Andreas Ecke (Übersetzer)

Der findige Großvater mit seiner Firma, ein lebenshungriger Sohn und ein Enkel, der Stammhalter, der entführt werden muss: Zwischen diesen Generationen entspinnt sich die wahre Geschichte vom Niedergang einer Familie im 20. Jahrhundert, nicht durch den Krieg, der gut für die Geschäfte ist, sondern weil jeder für den anderen «nur das Beste» will. Alexander Münninghoff hat aus den vielschichtigen Beziehungen einer Familie, aus der versunkenen Welt zwischen Riga und Den Haag, einen zauberhaften, bewegenden Roman geschaffen.
Der niederländische Kaufmann Joannes Münninghoff führt im baltischen Riga an der Seite seiner schönen russischen Gattin Erica ein mondänes Leben. Allmählich bahnt sich ein Drama an, das mit dem Krieg seinen Lauf nimmt: Sein Sohn Frans geht zur Waffen-SS, der alte Herr setzt sich nach Den Haag ab. Weil Frans nicht zum Erben taugt, gerät der Enkel als Stammhalter ins Visier, doch seine Mutter flieht mit ihm nach Deutschland …
Alexander Münninghoff hat mit dieser wahren Geschichte eine große Familiensaga geschrieben. Mit wunderbarer Leichtigkeit lässt er seine Figuren lebendig werden, beschreibt mit wenigen Strichen unvergessliche Szenen, immer so, dass ein leises Donnergrollen im Hintergrund hörbar ist. Es kündigt nicht die eine große Katastrophe an, sondern die fast unmerkliche Auflösung von Beziehungen, Hoffnungen und Leidenschaften.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2018

Realität, die oft unerwarteter ist als Fiktion

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Im Buch „Der Stammhalter“ erzählt Alexander Münninghoff die Geschichte seiner eigenen Familie, die mit seinem Großvater Joan Münninghoff beginnt, der im Jahr 1917 im lettischen Riga die zukünftige Großmutter ...

Im Buch „Der Stammhalter“ erzählt Alexander Münninghoff die Geschichte seiner eigenen Familie, die mit seinem Großvater Joan Münninghoff beginnt, der im Jahr 1917 im lettischen Riga die zukünftige Großmutter des Autors kennenlernt. Zwei Jahre später wurde die Ehe geschlossen aus der vier Kinder hervorgingen.

Der Niederländer Joan Münninghoff gründete während des ersten Weltkriegs eine Exportfirma in Dänemark und ließ sich später in Lettland nieder. Durch seine erfolgreichen Geschäfte war er wohlhabend und gelangte dadurch zu einigem Einfluss. Permanent vergrößerte er sein Unternehmen. Um die vier Kinder des Ehepaars Joan und Erica Münninghoff kümmerte sich hauptsächlich eine Gouvernante. Frans, der Erstgeborene und Vater des Autors, sollte als Stammhalter später die Geschäfte weiterführen. Mit elf Jahren wurde er auf ein Internat in die Niederlande geschickt. Doch Zeit seines Lebens hat Frans sich nie als Niederländer gesehen.

Der zweite Weltkrieg ließ Joan und seine Familie im Jahr 1940 aus Lettland in das niederländische Voorburg in der Nähe von Den Haag flüchten. Sobald es ihm möglich war, schloss Frans sich der deutschen Waffen-SS an. Arbeitete er zunächst als Dolmetscher so kämpfte er später an der vordersten Front. Für seinen Vater ist und bleibt er ein Querulant, was sich in vielen geschilderten Ereignissen zeigt. Die Geburt von Alexander im Jahr 1943 nahm das Familienoberhaupt wohlwollend zur Kenntnis und setzte kurz nach dem Krieg alles daran, das Sorgerecht für den Enkel auf die Seite seines Sohns zu bekommen als dieser sich von seiner Frau trennte.

Die wahre Geschichte der Familie Münninghoff liest sich stellenweise spannender als mancher Roman mit fiktiven Charakteren. Der Autor gibt sich zunächst als neutraler Erzähler. Anhand von Gesprächen und Schriftgut hat er das Leben seines Großvaters und Vaters gekonnt rekonstruiert und schildert sowohl bedeutende Ereignisse als auch unbedeutend erscheinende Begebenheiten, die aber ungeahnte Auswirkungen haben. Er lässt das unbeschwerte, manchmal ausgelassene Leben in Riga wiederaufleben genauso wie die schwierigen Kriegsjahre, in denen vor allem Joan manche Beziehung zum Erhalt der Normalität spielen ließ. Alexander Münninghoff erklärt Zusammenhänge soweit sie sich ihm erschließen, räumt aber eine dunkle ungeklärte Seite im Leben seines Großvaters ein, durch die er seinen Willen umsetzen konnte.

Überrascht hat mich vor allem ein Teil der Geschichte, in dem das rigorose Eingreifen des Großvaters es verhindert hat, dass der Autor vielleicht so wie ich im Kreis Heinsberg aufgewachsen wäre. Besonders hier zeigt sich die Stellung Joans als Großvater, Vater und Ehemann, der von seinen Angehörigen Treue und Ergebenheit erwartet, nichts darf den Ruf der Familienehre trüben. Ab einem bestimmten Zeitpunkt stellt Alexander Münninghoff seine Wahrnehmung der Dinge auf den Prüfstand. Er beginnt gewisse Ereignisse zu hinterfragen. Aus dem inzwischen zeitlichen Abstand heraus sieht er sein Verhältnis zu Vater und Mutter zunehmend differenzierter. Sein persönliches Schicksal lehrt die Bereitschaft zur Vergebung und der Akzeptanz der gegebenen Umstände.

Im Roman „Der Stammhalter“ hat Alexander Münninghoff sich mit seiner familiären Vergangenheit auseinandergesetzt und sie in den historischen Kontext eingebunden. Manches reale Ereignis ist dabei unerwarteter als eine Fiktion. Insgesamt eine faszinierende Geschichte, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 18.01.2023

Eine sagenhafte Familiengeschichte

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Der niederländische Autor und Journalist präsentiert eine faszinierende, nicht alltägliche Saga seiner eigenen Familie.
Ihren Anfang nimmt sie in Lettland, wo sein nach dort immigrierter, niederländischer ...

Der niederländische Autor und Journalist präsentiert eine faszinierende, nicht alltägliche Saga seiner eigenen Familie.
Ihren Anfang nimmt sie in Lettland, wo sein nach dort immigrierter, niederländischer Großvater ein weit verzweigtes Wirtschaftsimperium aufbaut und mit seiner russischen Ehefrau adeliger Herkunft ein flottes Leben führt. Vernetzt ist er auch mit diversen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Größen verschiedener Nationalität. Nach der russischen Annexion Lettlands im Zweiten Weltkrieg wandert er mit seiner Familie und eines großen Umfangs seines Imperiums in die Niederlande zurück. Einen Makel wirft nur sein erstgeborener Sohn Frans auf die Familie, der der Waffen-SS beitritt und sich gegen den Vater auflehnt. Dessen Sohn Alexander aus der Ehe mit einer Deutschen will der Senior zum Erben und Stammhalter machen, wobei er aber auf Widerstände trifft.

Der Enkel schildert sehr detailliert und ausführlich den Aufstieg und Niedergang seiner Familie, immer vor sehr interessantem und gut recherchiertem geschichtlichen Hintergrund. Die vielen Namen der zahlreichen Romanfiguren und die Vielzahl geschichtlicher Ereignisse erschlagen einen fast beim Lesen und es macht nicht selten Mühe, allem zu folgen. Aber es ist sagenhaft, wie verflochten diese Familie ist.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Spannendes Sujet, distanziert und etwas verharmlosend erzählt

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Wahre Familiengeschichten in geschichtlich aufregenden Zeiten sind sowohl als Autor wie auch als Leser ein Lieblingsgenre von mir. Beim „Stammhalter“ hat mich zudem die ungewöhnliche niederländisch-lettische ...

Wahre Familiengeschichten in geschichtlich aufregenden Zeiten sind sowohl als Autor wie auch als Leser ein Lieblingsgenre von mir. Beim „Stammhalter“ hat mich zudem die ungewöhnliche niederländisch-lettische Ausrichtung gereizt. Alexander Münninghoff gelingt es auch ausgezeichnet, das Leben der lettischen Oberschicht zwischen den Weltkriegen einzufangen, das war für mich einer der interessantesten Teile des Buches. Er berichtet die Geschichte insbesondere seines Großvaters, seines Vaters und seiner Mutter, geht zurück in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, um zu berichten, wie der Großvater sein Vermögen anhäufte, und führt uns dann bis in die 1990er, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit liegt.

Im Klappentext wird das Buch als „zauberhafter, bewegender Roman“ beschrieben. Dem kann ich mich nicht anschließen, weil es sich meiner Ansicht nach eher um einen recht distanzierten, nüchternen Bericht handelt. Die stimmungsvollen Schilderungen der Anfangsszene und der Zeit in Riga bleiben Ausnahmen. Dialoge, atmosphärische Szenen, Lebhaftigkeit gibt es kaum. Über viele Strecken hat das Buch etwas Protokollartiges. Das liest sich keineswegs schlecht, der Schreibstil ist auf seine nüchterne Weise eingängig, aber es bleibt Distanz und so wurden selbst bei an sich bewegenden Geschehnissen kaum Emotionen bei mir wach. Auch die Charaktere blieben mir seltsam fremd. Dabei ist die Geschichte der Familie durchaus romanreif. Hier finden sich reichlich skurrile Familienmitglieder, ungewöhnliche Lebenswege, große Tragik, spannende Erlebnisse. Die emotionslose Schilderung nimmt ihnen aber viel. Ein wenig befremdlich fand ich auch die Beiläufigkeit, mit welcher die teils dunklen Machenschaften des Großvaters und die Nazianhängerschaft des Vaters geschildert wird. Dessen Mitgliedschaft bei der Waffen-SS, immerhin der Aufhänger der Eröffnungsszene und des Buches, wird von allen Seiten recht locker genommen und reichlich verharmlost. Das Scheitern der Ehe der Eltern wird lakonisch geschildert und läßt Fragen offen. Vielleicht ist dieses betonte Unbeteiligtsein des Autors sein Weg, mit schwierigen Aspekten der Familiengeschichte zurechtzukommen. In einem Roman, einer Familiengeschichte, wirkt es allerdings kontraproduktiv. Enervierend war die ständige Betonung von Reichtum. Es wird, selbst bei nur kurz auftretenden Charakteren, keine Gelegenheit ausgelassen, um zu erwähnen, wie nobel die Häuser und Wohngegenden, wie einflußreich das Umfeld, wie edel die Herkunft, wie unfassbar vermögend alle sind, auch wenn es für die Geschichte absolut irrelevant ist.

Durch diese Kombination blieben mir Familie und Geschehnisse eher fremd, was ich bedauerlich finde, da ich es vorziehe, beim Lesen innerlich involviert zu werden. Interessant ist das Geschilderte aber allemal, es entfaltet sich eine ungewöhnliche, leicht lesbare Familiengeschichte mit schwindelerregenden Höhen und dunkelsten Tiefen, welche auch viele informative Einblicke in das Lettland der Vorkriegs- und die Niederlande der Kriegs- und Nachkriegszeit bietet.

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