Schäfchenwolke
Ich kannte Alexander Oetker als Krimiautor und Reporter im Fernsehen. Da ich jedoch noch nie ein Buch von ihm gelesen habe, wollte ich das ändern. Spoiler am Anfang: Ein Krimi ist es nicht. Eher eine ...
Ich kannte Alexander Oetker als Krimiautor und Reporter im Fernsehen. Da ich jedoch noch nie ein Buch von ihm gelesen habe, wollte ich das ändern. Spoiler am Anfang: Ein Krimi ist es nicht. Eher eine leichte Liebesgeschichte, die das Potential zu einer Charakterstudie gehabt hätte, aber letztlich schnell vergessen ist.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Maurice ist Anwalt und arbeitet als Insolvenzverwalter. Jede Woche verbringt er ein paar Tage in den Firmen seiner Klienten und versucht, deren Unternehmen zu retten. Eines seiner Projekte ist eine Fabrik an der bretonischen Küste. Ein Job wie jeder andere, bis irgendwann eine mysteriöse Frau auftaucht - und sich alles ändert.
Meine Meinung
Anfangs fand ich das Buch nett - die Figur wird langsam eingeführt, die Stimmung ist ruhig, die Landschaftsbeschreibungen haben Flair. Aber als nach 40 Seiten (von ca. 146) noch nichts passiert war, wurde ich stutzig. Dann die Frau, die Maurice mit Gedichten von Rimbaud erobert. Und seitenweise Liebe, oberflächliche Gespräche und Schwüre. Und ein paar Akte. Maurice, dem Pünktlichkeit bisher sehr wichtig war und der erstaunliches Verhandlunggeschick besitzt, vernachlässigt seine Arbeit. Bis zur kleinen Katastrophe. Die Spannung im Buch steigt sehr langsam, alles fühlte sich rosa-rot und unglaubwürdig an. Ich hätte das Buch abgebrochen, wenn ich nicht in den Rezis gelesen hätte, dass es eine überraschende Auflösung gibt.
[Spoiler] Wer denkt, dass Zwillings-Motiv wäre so oft genug behandelt worden, der irrt. Warum sollte sich ein Mann in die Zwillingsschwester seinr großen Liebe vergucken, wenn doch auch Zwillinge unterschiedliche Menschen sind? [/Spoiler]
Ich finde die Auflösung simple und sie hat mich gar nicht gepackt. Ich habe auch nicht verstanden, warum sich Maurice nur in die Frau verliebt, weil diese ihn anspricht. Es fühlte sich an, als wollte er eine falsche Entscheidung aus seiner Vergangenheit korrigieren.
Ich fand es sehr schade, dass Maurice nicht "richtig" scheitert und ein Happy End bekommt. Ich habe auch nicht mit ihm mitgelitten, weil die Liebe alles übertönt.
Sehr gut fand ich die Darstellung Frankreichs - die Beschreibungen sind ausführlich, aber nicht nervig. Man fühlt sich wirklich, als sei man in der Bretagne und dieses Gefühl nehme ich über das Buch hinaus mit. Auch Vorurteile der Regionen untereinander werden angesprochen, was ich interessant und witzig fand.
Fazit
"Mittwochs am Meer" ist ein Versuch einer netten, sommerlichen Liebesgeschichte. Und diese wird sicher einigen Leuten gefallen, weil sie so "perfekt" ist. Für mich war der Text eher langweilig.