Cover-Bild Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 08.03.2020
  • ISBN: 9783518765258
Alexi Zentner

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass

Roman
Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)

Seine Familie glaubt an die Überlegenheit der weißen Rasse, und damit scheint für den jungen Jessup alles entschieden. Doch nach der Rückkehr seines Stiefvaters aus dem Knast und einem tragischen Unfall muss er endlich selbst Antworten finden auf die Fragen: Was glauben, wem folgen, wen lieben?

Alexi Zentner hat einen Anschlag von Neonazis auf sein Elternhaus in Literatur verwandelt. Gegen Hass und Gewalt setzt er die Kraft des Erzählens. Gegen Hetze und Fanatismus die Fähigkeit, sich einzufühlen, in einen jungen Mann auf der anderen Seite … Eine Farbe zwischen Liebe und Hass ist ein augenöffnendes Familienporträt, ein packender Coming-of-Age-Roman, eine Geschichte über Loyalität, Zugehörigkeit und die Gefühle in den dunkelsten Ecken des heutigen Amerikas.

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2020

Über den alltäglichen Wahnsinn des Rassismus

0

In seinem Roman Eine Farbe zwischen Liebe und Hass erzählt Alexi Zentner die Geschichte des 17-jährigen Jessup, ein ganz normaler Junge aus Amerika. Er gehört zum sogenannten „white trash“ – seine Mutter ...

In seinem Roman Eine Farbe zwischen Liebe und Hass erzählt Alexi Zentner die Geschichte des 17-jährigen Jessup, ein ganz normaler Junge aus Amerika. Er gehört zum sogenannten „white trash“ – seine Mutter hat drei Kinder von drei verschiedenen Vätern, bekam das erste schon mit 14, die Familie lebt in einem Wohnwagen, das Leben ist nicht einfach. Doch Jessup ist ein guter Ringer und ein guter Football-Spieler, ein Einser-Schüler, seine Fahrkarte raus aus Cortaca, dem Ort, an dem ihn jeder kennt. Denn da sind noch sein Bruder Ricky und sein Stiefvater David John, die im Gefängnis sitzen, weil Ricky in Notwehr zwei farbige Studenten erschlagen hat. Die Familie ist zudem noch Mitglied der Heiligen Kirche des Weißen Amerika, eine Kirche, die die Überlegenheit der Weißen Rasse propagiert und zum Heiligen Rassenkrieg aufruft. Jessup selber ist anders, er geht nicht mehr in diese Kirche, seine Freundin, die Tochter seines Coaches, ist selber eine Schwarze, doch wer in einer solchen Familie aufwächst, kann den Vorurteilen kaum entkommen. Als dann noch ein grauenvoller Unfall geschieht, der das Leben aller verändert, sieht sich Jessup mehr denn je gefangen zwischen Schwarz und Weiß, Familie und Gesellschaft, Liebe und Hass.
.
Sehr einfühlsam und eindrücklich beschreibt Zentner das Leben in einem Milieu, das geprägt ist von vielfältigem Rassismus, vom Gegensatz zwischen Armut und Reichtum, von Vorurteilen und Vorverurteilungen. Man kann sich wirklich gut in die seelischen Nöte des Jungen hineinversetzen, seine Hoffnung auf ein besseres Leben nachvollziehen, die Liebe zu seiner Familie und seiner Freundin und den furchtbaren Zwiespalt, in den er dadurch gerät. Die große Frage ist, kann man sich trotz seiner Herkunft in eine andere Richtung entwickeln oder ist ein Lebensweg vorgezeichnet, aufgrund der Hautfarbe oder der Erziehung?
.
Sehr viel Tiefe erhält das Buch durch die Beschreibung von David John: er ist ein Rassist, er glaubt an die Lehren seiner Kirche, sein Körper ist übersät mit White-Power—Tattoos und doch ist er ein guter Kerl, ein liebevoller Vater, der nichts anderes will, als seine Kinder zu anständigen Menschen erziehen. Und genau dieser Gegensatz macht es Jessup so schwer, sich aus diesem von Gewalt und Hass geprägten Milieu zu lösen. Und er hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.
.
Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass Alexi Zentner selber miterleben musste, wie fanatische Nazis einen Brandanschlag auf das Haus seiner Eltern verübten. Die Fragen, die ihn seither beschäftigt haben, hat er in diesem Roman verarbeitet.
.
Mich hat dieses Buch absolut gepackt, ich fand es äußerst spannend und es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ein wichtiges, aktuelles Thema, nicht nur in den USA. Absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2020

Direkt. Unverschnörkelt. Herausragend!

0

Story :
Jessup wächst nach dem sein Stiefvater John David Teil seines Lebens wird, behütet in einem Trailer in Cortaca auf. Für seinen Stiefvater zählen Disziplin, Ordnung, die heilige Kirche des weißen ...

Story :
Jessup wächst nach dem sein Stiefvater John David Teil seines Lebens wird, behütet in einem Trailer in Cortaca auf. Für seinen Stiefvater zählen Disziplin, Ordnung, die heilige Kirche des weißen Amerika und vor allem seine Familie. Mit viel Liebe, Verständnis und harter Arbeit ist er für seine Familie der Fels in der Brandung. Als er dann für vier Jahre ins Gefängnis muss, beginnt für Jessup eine neue Zeit. Er distanziert von der Kirche, kümmert sich fürsorglich um seine Familie und schafft es gleichzeitig herausragende Leistungen in der Schule und im Sport zu erbringen.
Nachdem John David entlassen wird und der nun 17 jährige Jessup in einen tragischen Unfall verwickelt wird, steht er erneut und viel exponierter als je zuvor zwischen den beiden Welten...
Wie soll er sich entscheiden? Kann er seiner Familie den Rücken kehren, sich freisagen?
Leseerlebnis :
Das Buch startet zum Zeitpunkt des Unfalls und springt dann wieder einige Stunden zurück. Durch einige Rückblenden fächert sich allmählich die Vorgeschichte auf und man erhält einen tieferen Eindruck davon, wie Jessup aufgewachsen ist.
Zunächst fiel es mir sehr schwer mich in das Buch einzufinden, da es zunächst sehr football-lastig ist. Auch wenn ich die Regeln und das Spiel kenne, empfand ich es als zu langwierig.
Als der Zeitpunkt des Unfalls dann wieder erreicht war, wurde das Buch so packend, mitreißend und tiefgründig, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte wird persönlich, fragend und angreifend.
Der Schreibstil von Alexi Zentner ist sehr flüssig. Zudem überträgt er die Emotionen im gesamten Handlungsverlauf sehr gut auf den Leser.
Jessup erhält als Protagonist eine überragende Charaktertiefe, die ich bis jetzt so noch nie erlebt habe. Vor diesem Buch hätte ich mir nicht mal vorstellen können überhaupt je einen Funken Verständnis für Menschen erübrigen zu können, die an die Überlegenheit der weißen Rasse glauben. Alexi Zentner hat es geschafft, dass auch ich auf die andere Seite geblickt habe.
Der Autor und seine Eltern waren selbst mehrfach Opfer neonazistischer Gewalt und er hat das Erlebte zu diesem beeindruckend Buch verarbeitet. Er hat sich immer wieder die Fragen gestellt: Wie wäre ich gewesen, wenn ich anders aufgewachsen wäre, andere Vorbilder gehabt hätte? Was macht jemand zu einem guten Menschen? Auch ich habe mir diese Fragen während des Lesens immer wieder gestellt.
Fazit:
Trotz des schleppenden Anfangs ist "Eine Farbe zwischen Liebe und Hass" für mich ein überragendes Buch, das mich absolut überrascht und gepackt hat. Es klingt nach, öffnet einem die Augen und wird sicherlich nicht in Vergessenheit geraten. Ein hervorragendes Werk, das beschreibt, wie Hass entsteht, geschürrt wird und das Verlangen nach Zugehörigkeit ausgenutzt wird; das denn Zwiespalt zwischen Familie und Selbstbehauptung unnachgiebig dokumentiert.
Direkt. Unverschnörkelt. Herausragend!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere