Ein "alternativer" Weg zum Glauben
Die Biographie von Ali Dini enthält genug Stoff für 3 separate Romane, denn dieser Mann hat echt was erlebt. Als Junge schloss er sich radikalen Islamisten an und kämpfte für den richtigen Glauben. Später ...
Die Biographie von Ali Dini enthält genug Stoff für 3 separate Romane, denn dieser Mann hat echt was erlebt. Als Junge schloss er sich radikalen Islamisten an und kämpfte für den richtigen Glauben. Später wurde er zu einem der obersten Köpfe der Drogenszene, um später seine Geschäfte ins Ausland zu verlagern. Ein erfolgreiches Leben – doch auch recht leer. Immer wieder lernt er Leute kennen, die ihm wichtig sind und immer wieder verliert er sie, bis er anfängt, seinen Mitmenschen immer weniger zu vertrauen.
Bald hat er seinen Tiefpunkt erreicht und sitzt ohne Ausweg in einem bulgarischen Gefängnis fest – wo er zum ersten Mal an einem christlichen Gottesdienst kennenlernt. Aufgrund der Sprachbarriere versteht er von den Worten nur wenig, doch das Erlebnis hinterlässt bei ihm einen tiefen Eindruck. Als er kurz darauf von einem Mitgefangenen eine kurdische Bibel zum Lesen ausleiht, kann er nicht fassen, wovon dort die Rede ist – auf ihn wirkt dieser Glaube komplett lächerlich. Wäre da nicht sein Bedürfnis nach einem Gott, der ihm vergibt und der, anders als Allah, dem er sich schon lange abgewandt hat, für den Frieden steht.
Das schlicht gehaltene Cover ist durch seine Kontraste sehr eindrucksvoll gestaltet. Das halbe Gesicht, der dunkle Hintergrund – hier wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der viel erlebt hat und bei dem jeglicher Firlefanz auf dem Cover unangebracht wäre. Man kann die Spannungen seiner Geschichte bereits durch dieses Bild hindurch spüren.
Aufgeschrieben wurde Alis Geschichte von Alexander Urumov, der seine Sache sehr gut macht. Sie ist spannend, mitreißend und es ist mir schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht, wie sich Ali aus den vertrackten Situationen rettet und wieder seinen eigenen Weg geht. Das all das wirklich passiert ist, ist schwer vorstellbar – so ein Leben kann doch unmöglich gut ausgehen!
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, so dass der Leser die Geschichte direkt durch Alis Augen erlebt.
Mich hat die Biographie schwer begeistert, unter anderem auch, weil Alis Leben sehr weit von meinem „Erfahrungshorizont“ entfernt ist. Ich habe (zum Glück) nie einen Krieg in meiner Heimat erlebt, war nie im Gefängnis oder in gefährliche Geschäfte verwickelt. Was da draußen tatsächlich passieren soll erscheint mir oft unvorstellbar, doch durch dieses Buch ist es mir gelungen, all diese Sachen aus einer anderen, „normaleren“ Perspektive wahrzunehmen.
Natürlich spielt auch Alis Weg zum Glauben eine große Rolle. Jedoch, und das hat mir sehr gut gefallen, findet er nicht über irgendwelche Missionare o.ä. zum Glauben, sondern durch die Bibel selbst und aus eigener Überzeugung.
Insgesamt kann ich dieses Buch nur jedem ans Herz legen, der sich für „alternative Wege zum Glauben“ interessiert, genau wie denjenigen, die sich für spannende, politische Bücher interessieren.