Die besten Maler ...
Von der Macht der Farben und einer fatalen Liebe
Mein neuestes Buch ist kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein „historisches Sachbuch“ mit ganz vielen spannend erzählten Fakten. Das Buch zum ...
Von der Macht der Farben und einer fatalen Liebe
Mein neuestes Buch ist kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein „historisches Sachbuch“ mit ganz vielen spannend erzählten Fakten. Das Buch zum „Großen Kino-Ereignis“ Münter & Kandinsky von der großartigen Alice Brauner und der fantastischen Heike Gronemeier hat nach der Film-Premiere in Berlin in meinem Haushalt Einzug gefunden. Darüber freue ich mich sehr, denn ich habe eine große Vorliebe für Biografien und Kunst, weil die meist so leidenschaftlich und spannend geschrieben sind. Dies ist auch im vorliegenden Buch der Fall. Der Schutzumschlag des Buch-Covers ist ein wahrer Eyecatcher. Als Betrachter sieht man einen Ausschnitt aus dem Gemälde von Gabriele Münter „Blick auf‘ s Moos im Abendlicht“. Dieses ist farbenfroh und kraftvoll in Gelb-, Blau-, Grüntönen oder Rottönen. Auffällig ist die Maltechnik, die so anders ist, als die, die ich heute so kenne oder gar selbst nutze. Leuchtend, flach und unvermischt, werden die Farben nebeneinandergesetzt und flächig aufgetragen. Das Gemälde soll, wenn ich es richtig verstanden habe, die malerische Lage des Ortes, auf einem Hügel über dem Murnauer Moos, im Alpenvorland darstellen. Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in sechs Kapitel. Das Buch startet mit einem Vorwort sowie einem packenden Prolog. Man lernt die Protagonisten Gabriele Münter, ihre Familie, Freunde sowie Wassily Kandinsky und seine Weggefährten wie z.B. Franz Marc, Paul Klee, Alexej Jawlensky oder August Macke kennen. Ich lese gespannt und gebannt Seite um Seite und freue mich immer wieder, wenn ich ein hinzugefügtes Foto aus der damaligen Zeit und Situation im Kontext entdecke. Der Spannungsaufbau ist gelungen, die Wortwahl perfekt und der Schreibstil wort- und bildgewaltig. Das Buch erfasst die große Zeitspanne von 1902 bis 1962.
Die Romanfiguren sind authentisch und lebensecht beschrieben und geschildert. Als Leser (oder auch Kinobesucher) ahnt man irgendwie schon am Anfang, dass die Liebe zwischen Münter und Kandinsky fatal enden wird. Und auch einige Zitate von Wassily Kandinsky lassen nichts Gutes erahnen. S. 75
„Meine Idee vom Glück“: Habe ich Dir nicht schon in Kochel gesagt, dass ich jeden, der zu mir nähersteht, unglücklich mache?
Das ist mein Schicksal.
Puuuuh, ich finde, dass der Maler sich das zu einfach macht und einfach nur mitnimmt was er haben will, ohne groß über die Folgen nachzudenken. Gabriele Münter ist einerseits ein naives, junges Mädchen, was leicht zu beeindrucken und von einem erfahrenen, älteren Mann zu „umgarnen“ ist. Aber sie wird über die Jahre eine starke, eigenständige Persönlichkeit. Als Leser erfährt man einiges, was zur damaligen Zeit „UpToDate“ war. Ich tauche beim Lesen immer weiter in die damalige Zeit und das Geschehen ein. Manchmal möchte ich Gabriele Münter sanft schütteln, um sie in die richtige Spur zu bringen. Aber gegen die Liebe oder starkes Verliebtsein ist bisher noch kein Kraut gewachsen und gegen die fatalen Folgen einer „unglückseeligen“ Liebschaft ebenso wenig. Aus heutiger Sicht würde man sagen, der Typ hat sie von vorne bis hinten verarscht und seinen Nutzen daraus gezogen. Das Gabriele Münter (Expressionismus) trotzdem unerschrocken zu ihm hält und ihn verbissen verteidigt, ist wohl dem „charismatischen“ Wassily Kandinsky zuzuschreiben. Als Leser erfährt man viel über die Kunst, „Den Blauen Reiter“, den Krieg, die Verfolgung und Zerstörung der bis dahin gemalten Kunstwerke. Zwischendurch bekommt man immer wieder eine kleine Gänsehaut und muss mit der „Bitteren Wahrheit“ und dem „Hass & der Ohnmacht“ klarkommen. Das man als Künstler sensibler ist und „tiefer liebt oder auch leidet“ kann ich gut nachvollziehen. Das Münter, nachdem sie erfahren hat, dass Kandinsky nicht nach dem Krieg wiederkommt um mit ihr glücklich zusammen zu leben, sondern in Russland geheiratet hat, dann auch „Depressionen“ bekommt, die sie erst in den „Griff“ bekommen muss, ist aus heutiger Sicht sonnenklar. Bewundernswert ist ihr Wille und Mut zum Neuanfang und dass sie quasi unter Lebensgefahr, die in der Zeit als „entartete Kunst“ klassifizierten Werke für die Nachwelt rettet.
Buchrücken:
»Wie du mich glücklich machen kannst. Und wie du mich quälen kannst.« Wassily Kandinsky in einem Brief an Gabriele Münter
Das Buch zum großen Kinoereignis im Oktober 2024 über die leidenschaftliche und zugleich fatale Beziehung des Künstlerpaares
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebt und malt die gebürtige Berlinerin Gabriele Münter gemeinsam mit ihrer großen Liebe, dem Russen Wassily Kandinsky, im bayerischen Murnau am Staffelsee. Die Provinz wird zum Ausgangspunkt eines künstlerischen Aufbruchs in die Moderne, der Malerei und Kunstverständnis revolutioniert und die Künstlerbewegung Der Blaue Reiter hervorbringt.
Atmosphärisch dicht zeichnen Alice Brauner und Heike Gronemeier die Lebens- und Liebesgeschichte von Münter und Kandinsky nach: Die junge Malschülerin, die sich in den elf Jahre älteren Lehrer verliebt. Ihr gemeinsames Leben auf Reisen und im Blauen Land, das zu der Inspirationsquelle ihrer Malerei wird und sie – gemeinsam mit Werefkin, Jawlensky, Marc und Macke – zu Pionieren ihrer Zeit macht. Ihre künstlerisch produktive, aber privat eher fatale Verbindung, die Münter zeitweise in Depression und Schaffenskrise stürzt, ehe sie sich aus dem Schatten ihres Mentors und Geliebten zu befreien vermag.
Dabei gelingt es den Autorinnen nicht nur, die Leserinnen am Rausch der 1914 jäh endenden Aufbruchstimmung teilhaben zu lassen, sondern auch die Beziehung der beiden Künstler in ein neues Licht zu setzen: Der eine konnte nur das werden, was er war, durch den anderen. Denn so wenig, wie sich Leben und Kunst Gabriele Münters ohne Wassily Kandinsky darstellen lassen, so wenig ist seine Geschichte und auch die der neuen Künstlerbewegungen ohne sie denkbar. Mit zahlreichen SW-Fotografien und einem Farbbildteil.
Die Autorin / Mitwirkende:
Alice Brauner, geboren 1966, ist Journalistin, promovierte Historikerin und Filmproduzentin. 1999 promovierte sie am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Sie war Mitarbeiterin in Steven Spielbergs Stiftung Survivors of the Shoah Visual History Foundation, für die sie auch ihre Mutter interviewte. 2006 stieg sie in die CCC Filmkunst ihres Vaters, des legendären Filmproduzenten Artur Brauner, ein, die sie seit 2019 leitet. Sie produzierte u.a. »Wunderkinder« und »CRESCENDO #makemusicnotwar«. Ihr Buch »Also dann in Berlin... Artur und Maria Brauner. Eine Geschichte vom Überleben, von großem Kino und der Macht der Liebe« über ihre Eltern war ein SPIEGEL-Bestseller. Alice Brauner lebt mit ihrer Familie in Berlin und München.
Heike Gronemeier, geboren 1969, arbeitete nach einem literaturwissenschaftlichen Studium zehn Jahre als Lektorin bei renommierten Verlagshäusern in München und Berlin. 2008 machte sie sich mit der Verlagsagentur text & bild in München selbständig. Seitdem betreut sie als Lektorin Autorinnen wie Hillary Clinton, Yael Adler, Mai Thi Nguyen-Kim und Hamed Abdel Samad. Als Ghostwriterin und Co-Autorin verfasste sie zahlreiche Spiegel-Bestseller, unter anderem die Autobiografien von Natascha Kampusch, Carlos Benede, Monica Lierhaus und zusammen mit Alice Brauner die Lebensgeschichte ihrer Eltern, des legendären Filmproduzenten Artur Brauner und seiner Frau.
Weitere Bücher:
„Also dann Berlin…“: Artur & Maria Brauner – Eine Geschichte vom Überleben, großem Kino und der Macht der Liebe
Fazit: ***** Münter & Kandinsky ist im Penguin Verlag erschienen. Das gebundene Hard-Coverbuch, mit Schutzumschlag, hat mit vielen Abbildungen, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Personenregister und Bildnachweis 336 Seiten, die obwohl „kein Roman“ einen tollen Einblick in Zeit, Kunst und Lebensverhältnisse gibt. Mir hat es großartig gefallen und daher empfehle ich es begeistert weiter!