"Weiß der Himmel von dir" von Alicia Bessette
>>Diese Rezension und viele mehr findet ihr auch hier: http://wort-welten.blogspot.de/
Mehr als ein Jahr ist es jetzt her, seit Rose-Ellens Mann Nick bei einem Unfall während seiner Aufbauarbeiten in ...
>>Diese Rezension und viele mehr findet ihr auch hier: http://wort-welten.blogspot.de/
Mehr als ein Jahr ist es jetzt her, seit Rose-Ellens Mann Nick bei einem Unfall während seiner Aufbauarbeiten in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina ums Leben kam. Ein Jahr, das Zell immer tiefer in ihre Depression fallen ließ. Gemeinsam mit ihrem alternden Windhund Captain Ahab begeht sie einsame Tage mit Selbstgesprächen mit der Stimme des Hundes, wagt es kaum, mit Nicks Freunden, die damals bei dem Unfall dabei waren, zu sprechen und ignoriert die verzweifelten Anrufe ihrer Ärztin, die ihr die Diagnose bezüglich ihres Herzens mitteilen will – ihr Herz, das schon vor Nicks Tod immer wieder aussetzte.
Trauriger Höhepunkt ihres Zustandes ist schließlich das Anrücken der Feuerwehr, nachdem sie im ersten Versuch überhaupt zu backen, ein vergessenes Geschenk von Nick im Backofen hat anbrennen lassen. Und alles ist Polly Pinchs Schuld. Denn wäre das Heft über die Kochshow der Promiköchen nicht in ihrem, sondern rechtmäßig im Briefkasten ihres Nachbarn Garrett gelandet, hätte sie gar nicht erst gelesen, dass derjenige, der das Rezept eines einfachen Dessert mit Unglaublich-Faktor an die Fernsehköchin sendet und es live im TV zubereitet, 20 000 Dollar gewinnen kann. Genau so viel, wie Nick für die Opfer von Katrina sammeln und spenden wollte.
Doch durch den Besuch der Feuerwehr – bestehend aus den alten Freunden von Nick und Zell, die Zell eigentlich gar nicht mehr sehen will – lernt sich auch ihre neue Nachbarin kennen. Ingrid, Garretts neunjährige Tochter. Ingrid, die fest darauf besteht, dass Polly Pinch ihre Mutter ist und die fortan gemeinsam mit Zell an einem geeigneten Rezept arbeitet, mit dem sie das Preisausschreiben und damit den Auftritt in Pollys Live-Show gewinnen könnten.
Die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander, kommen sich näher und nach und nach kehrt Zell ins Leben zurück, unternimmt Ausflüge mit Ingrid und ihrem Vater – und öffnet noch immer nicht Nicks letztes Geschenk, das die Feuerwehr aus dem Backofen gerettet hat. Als bald darauf Ahab, Zells Hund, den Nick einst abgöttisch liebte und damit das einzig greifbare, das Zell noch von Nick geblieben ist, verschwindet, fällt sie erneut in ein Loch. Doch dieses Mal lassen ihre Freunde nicht zu, dass sie wieder tiefer sinkt. Nicht, so lange Ingrid da ist und Garrett sie viel zu gern in seinem Leben hat. Von den anderen Bewohnern von Wippamunk, denen Nick ebenso wichtig war wie ihr, einmal ganz zu schweigen …
Zuallererst: ich habe die vergangene Nacht fast durchgelesen, weil ich einfach wissen wollte, wie die Geschichte endet – wegen Ahab, wegen Ingrid, wegen Garrett, wegen allem. Sogar wegen Polly Pinch. Die Geschichte zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht und rührt einen wahrhaft nicht nur einmal zu Tränen. Nicht, weil Nicholas Roy gestorben ist, als er gerade mit Zell einen neuen Lebensabschnitt zu begehen gedachte, weil er mit ihr eine Familie gründen wollte. Nein – einfach, weil er eine geradezu greifbare Leere hinterlässt. Im Leben aller. Und weil ihn so viele Menschen geliebt haben.
Und aus diesem Grund wirkt es gar nicht abwegig oder seltsam, dass Zell hin und wieder mit sich selbst redet – Pardon, Captain Ahab redet mit ihr, ihr Kielschweine! Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie ihm E-Mails schreibt und ihm von ihrem Leben ohne ihn erzählt. Von Ingrid, von Garrett und sogar von Trudy, die sie aus der High School einst als alte Küchenhexe bezeichnet hatten, weil sie gnadenlos in ihrem Hauswirtschaftsunterricht war und die Ingrids Stiefoma ist und neuerdings Skulpturen aus Holz mithilfe von Kettensägen macht. Eine Geschichte, die einen nachdenklich macht, zum Schmunzeln bringt und weinen lässt.