Jugendroman, Dystopie: und so poetisch, dass ich es (trotzdem! nicht mein Genre!) wunderschön finde
…das war jetzt überraschend bis unfreiwillig: ich kann dieses Buch echt gut leiden. Das ist seltsam, dann ich lese – eigentlich – keine Fantasy (das Wort Dystopie habe ich sogar erst hier kennengelernt), ...
…das war jetzt überraschend bis unfreiwillig: ich kann dieses Buch echt gut leiden. Das ist seltsam, dann ich lese – eigentlich – keine Fantasy (das Wort Dystopie habe ich sogar erst hier kennengelernt), keine Young Adult / Jugendromane (ich lese vielleicht einmal eines meiner alten Enid-Blyton-Bücher beim Umräumen) und ich hasse es wie die Pest, wenn Bücher mit einem Cliffhanger enden.
Aber ich hatte Baba Dunja gemocht – nicht alles, aber der Schreibstil war so toll – und dann hat mir hier Buchraettin so leidenschaftlich dieses Buch und das folgende empfohlen, dass ich dann kapituliert habe.
Die Geschichte ist wunderschön poetisch, leicht melancholisch, ziemlich spannend – und geschickterweise gibt es erst einmal nicht sehr viele phantastische Elemente, die sich im Leben von Juliane genannte Juli klar zeigen. Sie ist ein Teenager, 10. Klasse, die Eltern sind geschieden und wechseln sich wöchentlich damit ab, bei Juli und den zwei jüngeren Geschwistern, den Zwillingen Jaro und Kassie (Jaroslaw und Kassandra) im Haus der Familie zu wohnen. Als Juli eines Tages früher von der Schule heimkommt, ist die Mutter verschwunden, das Haus im Chaos, es ist Polizei da und dann beginnt etwas befremdliches: die Polizisten räumen auf. „Ich dachte außerdem noch, dass man nach einem Verbrechen keine Spuren vernichten darf?“ Ich sagte es leise, aber sie hatten es trotzdem gehört. Es fühlte sich an, als ob es im Zimmer schlagartig kälter geworden wäre.“ S. 12 Dann fällt auf, dass da noch etwas anderes, seltsames erwähnt wird – „die Zeit der Normalität“.
Dieses Buch handelt von einer Gesellschaftsform, in der gibt es „die Normalen“ (Julis Familie, erst einmal), die „Freaks“ und …die „Pheen“. Die verstörte Juli findet heraus, dass es mehr über ihre Mutter zu wissen gibt, als sie geahnt hatte, dass man bestimmte Fragen in der Gesellschaft nicht stellen darf und dass auch ihr Vater seine Geheimnisse hat.
Gleichzeitig erfährt sie unerwartete Freundschaft, lernt, den Mut aufzubringen, „anders“ zu sein, übernimmt Verantwortung für ihre Geschwister, lernt den Wert von Hilfsbereitschaft, begegnet Kunst,... . Ein Buch, das anhand des phantastischen Anteils die Furcht von Gesellschaften vor denen thematisiert, die anders sind, ich will das gar nicht weiter exemplifizieren, so schön poetisch tut das Alina Bronsky, so angenehm genau ohne belehrenden Ton. Leider endet das Buch im Ungewissen – aber ich habe schon den Folgeband hier liegen.