Einzelne Szenen von Verwandtschaftsbesuchen im Libanon
Aline Abboud bezeichnet sich als "Halblibanesin mit ostdeutschem Migrationshintergrund", sie ist die Tochter eines in die DDR ausgewanderten Libanesen und einer ostdeutschen Mutter. Selbst ist sie im Jahr ...
Aline Abboud bezeichnet sich als "Halblibanesin mit ostdeutschem Migrationshintergrund", sie ist die Tochter eines in die DDR ausgewanderten Libanesen und einer ostdeutschen Mutter. Selbst ist sie im Jahr 1988, also kurz vor der Wende, geboren, und kennt die DDR nur aus Erzählungen ihrer Verwandten.
In diesem Buch geht es hauptsächlich um ihre Liebe zum Libanon, den sie in vielen Sommern ihrer Kindheit und Jugend und auch danach mit ihren Eltern besucht hat und wo sie unbeschwerte Wochen im Garten und am Meer gemeinsam mit ihren unzähligen Cousins, Cousinen, ihren Tanten und Onkeln und ihrer Oma und ihrem Opa verbringen konnte. Es ist ein sehr persönliches und liebevolles Buch, das die starke Bindung, die die Autorin zum Libanon und insbesondere zur dort lebenden Verwandtschaft väterlicherseits empfindet, spürbar und nachvollziehbar vermittelt. In vielen kleinen Szenen geht es um Begegnung, Familienausflüge, gemeinsame Zeit am Meer, Späße, Gastfreundschaft, Hochzeiten und andere Feierlichkeiten und Verbundenheit.
Aus dieser Perspektive habe ich das Buch gerne gelesen. Man darf sich nur nichts Falsches davon erwarten. Die Autorin schreibt, dass sie immer gerne einen Reiseführer über den Libanon schreiben wollte, ein solcher ist dieses Buch aber definitiv nicht. Punktuell habe ich immer wieder ein bisschen etwas über den Libanon gelernt, aber weit weniger, als es möglich gewesen wäre. Auf kulturelle und historische Hintergründe und auch auf die aktuellen politischen Konflikte oder die wirtschaftliche Lage wird nur ganz am Rande und in Verbindung mit der Autorin selbst und ihrer Verwandtschaft eingegangen, sodass mir das Buch darüber keinen tiefgreifenderen Einblick vermittelt hat.
Es ist auch kein Memoir im eigentlichen Sinne, in dem es um die Persönlichkeitsentwicklung der Autorin anhand ausgewählter Kapitel des eigenen Lebens, die in einen erzählerischen Bogen eingebunden werden, ginge... Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung der Autorin selbst oder auch anderer Charaktere findet in dem Buch kaum statt, auch gibt es nicht wirklich einen roten Faden, sondern es ist einfach eine Aneinanderreihung vieler kleiner Familienszenen, nett geschrieben, aber ohne tieferen psychologischen Hintergrund. Besonders interessant wird es wohl für alle Menschen sein, die sich der Autorin und ihrer Familie persönlich verbunden fühlen und sich damit besonders für diese eine Familie interessieren, wie zum Beispiel ihre 2024 geborenen Tochter, der das Buch unter anderem auch gewidmet ist.
So ist es insgesamt ein Buch, das für mich als Außenstehende ganz nett und unterhaltsam zu lesen war, aber vermutlich bei mir keinen tiefgreifenderen, langfristigen Eindruck hinterlassen wird, dafür hätte es entweder auf der Bildungs- und Sachebene oder auf der Ebene der psychologischen Charakterentwicklung mehr gebraucht.