LIEBESDRAMA FREI VON KITSCH
Als mir dieser Debütroman von Aline Akbari begegnet ist - mit der Kurzumschreibung „Liebesdrama vor der Kulisse der irischen Atlantik-Küste“ - war ich zunächst etwas skeptisch. Für Romancy-Schmonzetten ...
Als mir dieser Debütroman von Aline Akbari begegnet ist - mit der Kurzumschreibung „Liebesdrama vor der Kulisse der irischen Atlantik-Küste“ - war ich zunächst etwas skeptisch. Für Romancy-Schmonzetten habe ich nicht so viel übrig.
Nach den ersten paar Sätzen/Absätzen/Kapiteln hatte die Geschichte mich jedoch; denn hier liegt wirklich ein Liebesdrama vor, das gleich in die Vollen geht.
Der irische Farmer Padraig lebt im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig auf seinem eigenen Land. Er ist Ire und Farmer mit Haut und Haaren, glücklich verheiratet, zwei Kinder. Verbunden mit dem Land, mit dem Meer und mit den Nachbarn und den Bewohnern des kleinen Ortes, in dem er lebt.
Eines Tages ziehen neue Nachbarn in das Nachbargrundstück - nicht für das ganze Jahr, sondern als Feriengäste. Ein Pärchen aus Hamburg - Livia und Jens - mit seinen zwei (?) Kindern hat das Haus gekauft und renoviert. Und die erste Begegnung mit ihnen - bzw. der kurze Blick in die Augen von Livia bringt die Welt von Padraig ins Wanken.
Fortan kann er nur noch an die Augen dieser Frau denken und fühlt sich auf unheimliche Art zu ihr hingezogen. Er weiß, dass allein die Gedanken an diese Frau seine Ehe in Frage stellen. Eine weitere Begegnung versucht er zu vermeiden - da er weiß, dass er damit alles aufs Spiel setzen würde, was ihm bisher wichtig war und wofür er bislang stand.
Der Leser begleitet ihn in seinen Gedanken, in seiner Verzweiflung, in seiner Sehnsucht - und weiß ebenfalls, dass es falsch wäre, würde er nachgeben.
Die Autorin schafft es, einen durch ihren Schreibstil, der emotional aber nicht kitschig, nauturbeobachtend aber nicht ausufernd ist, mit in die Geschichte zu holen.
Lange glaubte ich, Padraig wird Livia gar nicht begegnen und nur in seiner Gedankenwelt der unerwiderten Gefühle verbleiben, verzweifeln, doch dann setzt der zweite Strang ein und man bekommt auch einen Einblick in ihre Gefühlswelt.
»Dieser Blick, er hat etwas mit mir gemacht, das ich nicht erklären, nicht in Worte fassen kann. Es war wie ein, ja, auch wenn sich das jetzt ziemlich verrückt anhört, wie ein ERKENNEN!«
Wie Padraig empfindet auch Livia etwas; auch sie weiß, dass dieses Gefühle verboten sind.
Würde ich jetzt weiter auf die Handlung eingehen, würde ich unnötig spoilern. Somit bleibt mir nicht mehr, als zu sagen, dass ich auf das positivste überrascht war, von diesem wirklich wunderbaren Liebesdrama, das sich leicht gelesen hat, dabei aber nicht seicht war. Ich wurde getragen durch dicht und stark geschriebene Seiten, befand mich in der taugen und schönen Welt Irlands und erlebte die Stürme der Gefühle zweier Menschen, denen ein einziger Blick in die Augen des anderen den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
Somit empfehle ich dieses Buch jedem, der ein gutes Liebesdrama ohne Kitsch vor einer Kulisse ohne Schwulstigkeit mag.
Das Ende - zunächst (für mich) so nicht erwartet - wirkt ein kleines bisschen zu „beendet“; daher von meiner Seite einen kleinen Abzug und 4 2/3 von 5 Sternen.