Liebe und Ballett unter dem Pariser Himmel
Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre ...
Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre Rückkehr nach Paris - die Stadt, die ihre Träume zerstörte - scheint daher unter keinem guten Stern zu stehen. Doch mit dem Komponisten Yves kehrt so etwas wie Lebensfreude und Energie in Lily zurück. Erst recht, als sie sich dem Schicksal einer Balletteuse widmet, die 1917 in Paris gelebt hat und deren Geschichte irgendwie eine Verbindung zu Lily herstellt...
"Die Ballerina von Paris" lässt den Leser in die Welt des Balletts eintauchen und ermöglicht so Einblicke, die einem sonst verwehrt geblieben wären.
Da die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt wird, erschließen sich die Ereignisse dem Leser nach und nach und man kann die Schicksale der beiden Figuren Lily und Viktoria nachvollziehen, ja fast schon bildlich rekonstruieren.
Dabei gefällt mir die Erzählung aus der Vergangenheit ein bisschen besser als die der Gegenwart, da mich die Ereignisse rund um die russische Revolution einfach mehr an das Buch gefesselt haben. Die Szenen sind für mein Empfinden mit mehr Atmosphäre versehen und vermitteln die Stimmung eindrucksvoller, als der Erzählstrang in der Gegenwart. Das soll aber nicht heißen, dass Lily und Yves blasse Figuren sind, nein, sie sind für mich genauso reizvoll gestaltet, aber ich mag einfach den historischen Handlungsfaden lieber. Jede Epoche ruft durch ihre Ereignisse ihre Lektionen für die Beteiligten hervor und das weiß die Autorin gekonnt in Szene zu setzen und dem Leser nahe zu bringen. Schuld und Sühne, Liebe und Leidenschaft - Gefühle, die in keinem guten Roman fehlen dürfen, werden von der Schreibenden geschickt in die Erzählung eingebunden. Man merkt, wie sich die Figuren den Herausforderungen stellen und an ihren Aufgaben wachsen.
Die Gefühle zwischen Lily und Yves bekommen genug Raum, um den Leser die aufkeimende Liebe spüren zu lassen. Da alles recht offen gehalten ist, kann man sich sein eigenes Ende "ausmalen" - eigentlich bin ich kein Fan von offenen Enden, aber zu dieser Geschichte passt es einfach.
Über allem steht aber die Leidenschaft der Autorin für den Tanz, das Ballett und ihr Faible, gute Geschichten zu erzählen.
Es bleibt aber für mich nur ein Roman im guten Mittelfeld, da mir der engere Bezug zum Ballett fehlt - ich bewege mich eher Abseits der Bretter, auf denen Balletttänzer Zuhause sind.