Keye Street hat bereits eine bewegte Vergangenheit. Die Halbasiatin wurde, nachdem ihre drogenabhängigen Eltern nicht mehr für sie sorgen konnten, an die Großeltern weitergereicht, die dann aber bei einem Raubüberfall getötet wurden. Dann wurde sie von einer Familie adoptiert und kam so neben Adoptiveltern auch zu einem schwarzen, homosexuellen
Adoptivbruder. Keye heiratete, machte Karriere beim FBI, wurde jedoch einige Jahre später wegen Alkoholismus wieder entlassen und auch ihre Ehe ging in die Brüche.
Desillusioniert suchte sie sich eine neue Beschäftigung, um nicht wieder einen Rückfall zu erleiden und wurde schließlich Privatdetektivin und Kautionsjägerin in Atlanta.
Einer ihrer besten Freunde ist Lieutenant Rauser, ein Ermittler bei der Mordkommission und als er sie eines Tages um Hilfe bittet, denn Keye hat einst beim FBI gute Dienste als Kriminalpsychologin geleistet, kann sie sich schlecht weigern. Rauser sucht einen bestialischen Serienkiller, der bereits mehrere Menschen unterschiedlicher Rasse und Herkunft, fast wie wahllos ausgesucht, getötet und dabei schrecklich zugerichtet hat. Die große Frage jedoch ist, wieso ließen die Menschen den Mörder bereitwillig und ohne Skrupel in ihre Heime?
Die Suche nach dem Killer gestaltet sich zunächst recht mühsam und als Rauser auch noch eine persönliche Mitteilung vom Mörder selbst erhält, in dem er dem Ermittler drei Tage gibt, das nächste potentielle Opfer, das auf den Namen David hört, zu finden, arbeiten Rauser, Keye Street und ihre Freunde fieberhaft daran, herauszufinden, wer der Mensch ist, der Atlanta in Angst und Schrecken versetzt…
„Cut“ ist ein Roman für Fans von knallharter Psycho-Thriller Lektüre und keinesfalls etwas für zartbesaitete Leser, denn die Autorin beschreibt sehr akribisch und bildhaft die Mordphantasien des Serienkillers, die mir persönlich schon etwas zu heftig geschildert wurden. Soviel als Warnung vorweg für alle diejenigen, die einen Romantic Suspense hinter „Cut“ vermuten. Ebenso hat die Autorin für ihren ersten Roman viel Hintergrundrecherche betrieben.
So erfährt man sehr viel über Profiling und Ermittlungsarbeit im Allgemeinen. Obwohl diese zahlreichen Erläuterungen zunächst interessant für mich waren, wurden sie mir für meinen Geschmack etwas zu trocken vermittelt und weniger wäre hier mehr gewesen. Das ist jedoch mein einziger Kritikpunkt denn sowohl die Hauptakteure des Romans sind keine wohlgefälligen, stereotypen Figuren, sondern überzeugen durch Authentizität, und auch der Spannungsbogen nimmt stetig zu, so dass man den Roman schlecht zur Seite legen kann. Zwar sind die Verdächtigen nicht gerade zahlreich zu nennen, dennoch gelingt es der Autorin, ihre Leser in Bezug auf die Tätersuche bis zuletzt im Unklaren zu lassen und sie immer wieder auf falsche Fährten zu führen. Auch den Killer selbst lässt sie immer mal wieder durch Blogeinträge zu Wort kommen, in denen er seine Mordphantasien darlegt, die an der Grenze des Erträglichen für mich waren.
Währenddessen führt die Romanheldin den Leser selbst durch die Handlung- der Roman wird in der Ich-Form, aus ihrer Sicht erzählt. Vergleichbar ist dieser Thriller für mich mit früheren Werken von Simon Beckett, oder Karen Rose und erinnert, während die Ermittler bei der Arbeit sind, auch frappierend an Serien wie CSI o.ä.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass aus dem Erstlingsband über Kaye Street eine Serie wird, genug Potential ist jedenfalls vorhanden.
Erwähnenswert ist auch das geniale Cover, das den Anschein erweckt, als ob es von einem Messer bearbeitet worden wäre.