Authentisch, charmant und voller bissigem Humor bekommt der Leser Einblick in ein weiteres Kapitel aus Amélie Nothombs Leben.
Schon wieder ein neuer Nothomb! Meinem Gefühl nach schreibt diese Wahnsinnsfrau schneller, als ich lesen kann! In “Die Kunst, Champagner zu trinken” widmet sich Amélie Nothomb erneut einem Abschnitt ihres ...
Schon wieder ein neuer Nothomb! Meinem Gefühl nach schreibt diese Wahnsinnsfrau schneller, als ich lesen kann! In “Die Kunst, Champagner zu trinken” widmet sich Amélie Nothomb erneut einem Abschnitt ihres Lebens. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel diese Frau erlebt hat und freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen autobiographisch angehauchten Roman von ihr in den Händen halte. In diesem kleinen Werk erzählt sie davon, wie sie sich mit dreißig Jahren nach nichts weiter sehnt als einer Saufkumpanin, die genauso gern Champagner auf leerem Magen genießt wie sie selbst. Klingt zunächst nicht allzu spannend, aber spätestens nach ein paar Seiten ist man wieder gefangen vom unverwechselbaren Nothomb-Stil. Zum Inhalt:
Amélie genießt gern den Rausch, den ein guter Champagner ihr auf leerem Magen bereitet. Doch leider fehlt es ihr an jemandem, mit dem sie dieses überragende Gefühl teilen kann; jemand, der den Rausch mit ihr teilt. Nachdem sie ihre Freundinnen und Bekannten im Kopf alle durchgegangen ist und verworfen hat, hält sie von nun an auf Lesungen und bei Signierstunden Ausschau nach der perfekten “Kumvine”, der perfekten Saufkumpanin. Bei einer Signierstunde begegnet sie Pétronille, mit der sie bereits schriftlich korrespondiert hat; die beiden verstehen sich auf Anhieb, auch wenn Amélie das Zusammentreffen von Brieffreunden immer als schwierig empfunden hat. Doch leider endet der Abend nicht wie erhofft: die beiden trennen sich und treffen erst Jahre später wieder aufeinander, nachdem Pétronille ihren ersten Roman veröffentlicht hat.
Einen Rausch sollte man nicht improvisieren. Sich zu betrinken ist eine Kunst, die Talent und Sorgfalt erfordert. Die Sache dem Zufall zu überlassen führt zu nichts.
Amélie Nothomb hat mit ihrem neuen Roman wieder voll ins Schwarze getroffen. Mit ihrer leicht verkorksten und charmanten Art hat sie vor nicht allzu langer Zeit mit der „Metaphysik der Röhren“ mein Herz erobert und thront jetzt oben auf der Liste meiner Lieblingsautoren. „Die Kunst, Champagner zu trinken“ erzählt nicht nur vom Genuss ebendiesem, sondern auch die Geschichte einer Freundschaft: die von Amélie und Pétronille. In den Bergen oder mitten in London: Pétronille ist doch fast so oft mit Amélie unterwegs wie ihr geliebter Champagner. Obwohl oder gerade weil Pétronille kein einfach gestrickter Mensch ist, schätzt Amélie sie sehr und verfolgt nach den anfänglichen Startschwierigkeiten ihrer Beziehung ihr literarisches Aufstreben, sie kauft und verschlingt jedes ihrer Bücher. Und als Pétronille ausreißt, um ein Jahr in der Wüste zu leben, kümmert sich Amélie wie selbstverständlich darum, dass Pétronilles jüngster Roman ein Verlags-Dach über den Kopf bekommt. Doch als Pétronille schließlich heimkehrt, verschiebt sich der sehr autobiographisch anmutende Roman doch ins herrlich Absurde und der Leser wird mit einem Knall aus dem Buch entlassen.
Die vollständige Rezension findet ihr auf dem Blog: http://killmonotony.wordpress.com