Rusty ist in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen, wie alle seine Freunde ist er weiß, spielt aktiv Football und lebt ansonsten das von seinen Eltern vorbestimmte Leben. Im letzten Schuljahr lernt er Oliver kennen, der kleine Latino fällt nicht nur optisch aus dem gewohnten Rahmen, er bekennt sich auch offen zu seiner Homosexualität. Zwischen Oliver und Rusty entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die auch bestehen bleibt, als Rusty auf´s College nach Berkeley geht. Doch an der Eliteuniversität fühlt er sich fehl am Platz, nicht nur der Lernstoff bereitet ihm Probleme, sondern auch seine Sehnsucht nach Oliver, in den er sich inzwischen längst verliebt hat.
"Just Best Friends" von Amy Lane ist eine Geschichte, deren Grundgerüst mir durchaus gefallen hat, die Protagonisten waren mir schnell sympathisch - allerdings hat es wirklich lange gedauert, ehe ich ihnen emotional ein klein wenig nahe kommen konnte. Sowohl das gemeinsame Highschool-Jahr als auch Rustys erste Monate in Berkeley fand ich reichlich schnell und oberflächlich abgehandelt. Rusty, aus dessen Perspektive die gesamte Handlung dargestellt wird, behauptet von sich selbst, recht langsam im Denken zu sein und genau dieses Gefühl hat der Erzählstil an den Leser weiter gegeben. Erst nach einem seelischen Zusammenbruch, der für mich ziemlich plötzlich aus dem Nichts kam, schien er aus seinem geistigen Winterschlaf zu erwachen.
Oliver war mit seinen Gedanken und Gefühlen offensichtlich bereits wesentlich weiter gekommen, als sein bester Freund, da Rusty das aber ewig lange nicht bemerkt hat, konnte ich beim Lesen auch nur recht wenig davon erahnen. Die Autorin spricht in diesem Buch durchaus wichtige Themen an, die sie meiner Meinung nach auch feinfühlig umsetzt, es geht um familiären Erwartungsdruck, nebenher müssen sich die Protagonisten gegen Rassismus und Homophobie zur Wehr setzen. Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden, dennoch hätte ich mir besonders in der ersten Buchhälfte etwas mehr emotionalen Tiefgang gewünscht. Der Plot an sich hatte das Zeug zu einer richtig guten Geschichte, für meinen Geschmack hätte es da allerdings deutlich mehr Polsterung rund um den roten Faden der Handlung herum gebraucht.
Fazit: Sowohl die Protagonisten, als auch ihre Geschichte waren mir durchaus sympathisch, den Schreibstil habe ich ebenfalls gemocht. Allerdings hat es lange gedauert, ehe ich den Figuren emotional näher gekommen bin, besonders in der ersten Hälfte des Buches hat es in meinen Augen an emotionalem Tiefgang gefehlt.