Es gibt diese Bücher... du siehst sie und weißt, dass du sie lesen musst. "Von der Nacht verzaubert" war für mich eines dieser Bücher.
Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wurde mir bewusst, dass ich genau das hatte: Angst. Zwar nur ein kleines bisschen, aber ich fragte mich, ob es das war, was mich zu ihm hinzog. Vielleicht hatte der ...
Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wurde mir bewusst, dass ich genau das hatte: Angst. Zwar nur ein kleines bisschen, aber ich fragte mich, ob es das war, was mich zu ihm hinzog. Vielleicht hatte der Tod meiner Eltern meinen Selbsterhaltungstrieb nachhaltig gestört und nun lockte mich die Gefahr.
Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Eltern, müssen Kate und ihre Schwester Georgia, von Amerika zu ihren Großeltern nach Paris ziehen. Von Trauer und Leid gezeichnet, fällt es den Beiden zunächst schwer, das Leben normal weiterzuleben - lachen, Spaß zu haben - denn zu tief sitzt der Verlust ihrer Eltern. Georgia findet schnell Ablenkung in der Partyszene, denn hier war sie schon in ihrem alten Leben zu hause, nur Kate findet nicht ins Leben zurück. Mehr und mehr verkriecht sie sich und versteckt sich in sicheren, dicken Büchern, voller Abenteuer. Ihre Großmutter kann sie gerade noch dazu überreden wenigstens an die frische Luft zu gehen und so begibt sich Kate jeden Tag in ein kleines Café, packt ihr Buch aus und versinkt in einer anderen Welt. Doch eines Tages, stößt sie in ihrem Stammlokal auf einen Jungen: Vincent. Sofort fühlt sie sich von ihm angezogen, doch Kate erscheint es wie ein Traum, dass gerade dieser umwerfende Junge sich für sie interessiert.
Noch weiß sie nicht, dass Vincent kein gewöhnlicher Junge ist. Er ist unsterblich, er ist ein Revenant, ein ruheloser Geist, dazu verdammt für Andere zu sterben - immer und immer wieder. Doch Kate ist gebranntmarkt, zu fest sitzt die Furcht vor dem Tod, zu beängstigend ist die Vorstellung des Verlustes.
Es beginnt eine magische Reise durch die verzauberte Stadt Paris, in welcher Tod und Leben, Hand in Hand gehen. Denn Vincent wird verfolgt vom Tod und Kate will genau vor jenem Tod, der ihre Eltern von ihr riss, die Augen verschließen. Gibt es einen Weg für ihre Liebe? Oder wird sich ihr Schicksal in der endlosen Weite der Zeit verlieren?
Idee/Umsetzung:
Es gibt disese Bücher, die sieht man und sofort wird einem klar: "Dieses Buch muss ich lesen!" "Von der Nacht verzaubert" von Amy Plum, war für mich eines dieser Bücher. Ich sah das verträumte und wunderschöne Cover und wusste sofort, dass ich diese Geschichte entdecken musste. So stürzte ich mich schließlich Hals über Kopf in die Geschichte von Kate und Vincent. Meine Erwartungen waren rieseig, denn schließlich wollte ich so gerne, dass die großen Versprechungen, von Cover, Titel und Klappentext, auch eingehalten würden. Und wirklich, ich wurde nicht enttäuscht. Stattdessen entführte mich die Autorin, zusammen mit den zwei Protagonisten in eine verzauberte Stadt, voller Geheimnisse, Liebe und Gefahren. Sprich: Amy Plum riss mich mit, in ein atemberaubendes Abenteuer. In einigen Rezensionen habe ich gelesen, dass ihre Idee von den "Revenants" nicht neu sein soll und so, in gewisser Weise schon einmal vorgekommen ist. Doch für mich war diese Idee völlig neu und unverbraucht, was das Lesen für mich umso angenehmer gemacht hat. In meinen Augen, können diese Wesen wahrlich mit Helden verglichen werden. Immer wenn ich jetzt von einem Vorfall dieser Art hören werde, wenn ich erfahre, dass jemand sein Leben für einen Anderen gelassen hat, werde ich an Vincent und seine Artgenossen denken. Spricht nicht jenes genau für ein Buch? Wenn es dich so sehr beeinflusst, dass du sogar in der Realität Schwierigkeiten hast, dich von der Geschichte zu lösen? Wenn sie dich immernoch verfolgt und du sie in Gesten, Handlungen und Gebäuden wiedererkennst? Ich finde schon, dass dies für eine Geschichte spricht. Denn wenn es ein Werk schafft, dich nicht nur im Moment, sondern auch im Leben zu fangen, hat es dich wahrlich verzaubert. Amy Plum ist hier ein wunderschönes Buch gelungen, das tief berührt und einen vor Ort abholt, nur um einen nicht mehr loszulassen. Die Revenants waren in meinen Augen eine erfrischende und nette Idee, die diese Geschichte nicht haben langweilig werden lassen. Ich habe Kate und Vincent, Seite für Seite, nur allzu gerne begleitet.
Schreibstil:
Amy Plum hat eine ganz eigene Weise zu erzählen und ihre Geschichte in das Herz ihrer Leser zu tragen. Lieblich, verträumt und doch äußerst realistisch, malt sie vor der Kulisse von Paris, eine unglaublich authentische und spannende Geschichte, die nach und nach ihre Fühler nach den Lesern ausstreckt. Nicht nur durch sehr realitätsnahe Charakterzüge der Personen, sondern auch durch eine überzeugende Beschreibung der Kulisse Frankreichs, erschafft sie diese ganz eigene, magische und angenehme Atmosphäre, in welcher man sich nur zu gerne fallen lässt. Dabei arbeitet die Autorin sehr fokusorientiert, was mich zu anfang dann doch ein wenig ins Strauchen gebracht und gestört hat. Amy Plum konzentriert sich Kapitel, für Kapitel sehr auf Kate und Vincent. So finden sich zwischen einzelnen Szenen oft sehr große Sprünge und über Nebenfiguren, wie etwa die Großeltern oder die Schwester von Kate, erfährt man nur am Rande nähere Informationen. Komischerweise würde ich im Nachhinein aber nicht sagen, dass sie oberflächlich geblieben sind, denn die Autorin umreißt diese Figuren so liebevoll, dass man als Leser trotzdem ein sehr gutes Gefühl für besagte Nebenfiguren bekommt. Hatte ich am Anfang noch das Gefühl, dass sie die Handlung überschlägt und das ich noch viel mehr über diese, am Rande auftretenden Charakter, erfahren will, so hat sich dieses Verlangen dann doch, nach und nach hinter den Seiten verloren. Irgendwann fällt es einem gar nicht mehr auf, dass der Fokus auf das Liebespaar gelegt wird. Denn irgendwann ist man mitten unter den Beiden und erlebt das Abenteuer mit Haut und Haaren. Auch wenn ich am Anfang meine Schwierigkeiten hatte, mich auf diesen sehr sprunghaften und fokusierten Schreibstil einzulassen, so muss ich am Ende gestehen, dass für die Spannung und das Interesse des Lesers, nicht hätte besser sein können. Keine Stelle war langweilig oder langatmig. Stattdessen hat jedes Kapitel seinen eigenen Charme und gibt genau die Informationen preis, die man wissen willl ohne dabei groß "drum herum" zu reden. So fliegen die Seiten dahin und vorallem die Hauptfiguren Kate und Vincent, um die sich alles grundlegend dreht, bekommen Tiefe und eine enorme Authenzität.
Charaktere:
Wie schon erwähnt, wirken Kate und Vincent sehr authentisch und machen diese Geschichte zu dem was sie ist. Ich konnte mich besonders mit Kate identifizieren und so ist sie mir nach und nach ans Herz gewachsen. Sie ist verträumt, tiefgründig und vorallem mutig und stark. Im Gegensatz zu vielen Anderen, weiblichen Buchheldinnen, überlegt und reflektiert sie Handlungen mit Verstand und stürzt sich nicht blindlings und naiv in eine Liebesgeschichte. Genau das hat sie für mich so außergewöhnlich gemacht. Mitlerweile bin ich sehr davon "genervt", dass Protagonistinnen den Buchmarkt beherrschen, die vor Naivität nur so trotzen. Kate ist ein wunderbares, angenehmes Gegenbeispiel gegenüber dieser sehr großen Gruppe an Figuren. Aber auch die Liebesgeschichte zeigt endlich einmal eine sehr überzeugende, andere Seite, im Vergleich zu anderen Geschichte. Langsam, seicht, und trotz fantastischen Elementen, sehr realitätsnah, baut sich nach und nach, eine herzliche Liebesgeschichte auf, die das Leserherz augenblicklich für sich gewinnen kann. Kate erlebt mit Vincent ihre erste große Liebe, aber sie stürzt sich nicht blind in diese Liebe und Vincent ist nicht die Sorte Wesen, die immer nur brüllt:" Ich bin zu gefährlich, wir dürfen nicht zusammen sein." Nein - Stattdessen entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel, mit Höhen und Tiefen, eine ganz normale, romantische und herzzerreißende Romanze zwischen den Beiden.
Als letztes muss ich aber noch etwas loswerden, dass obwohl ich Vincent sehr ins Herz geschlossen habe, eine andere Figur mein Herz zum Stillstand gebracht hat: Jules. Jules ist auch ein Revenant und er ist durch und durch einfach nur umwerfend. Er kommt zwar nicht oft vor, weil die Autorin wie erwähnt, einen sehr großen Fokus auf Kate und Vincent setzt, aber wenn er vorkam, hat mein Herz einen Sprung gemacht. Im Gegensatz zu Vincent ist er nicht so wohlerzogen, sondern hat eher eine dunkle und anziehende Aura. Ich finde Figuren, die nicht ganz so rund und perfekt sind, immer viel anziehender. Eben weil sie Ecken und Kanten und immer einen frechen Spruch auf den Lippen haben, können sie mich ganz gewinnen.
Cover / Innengestaltung:
Eigentlich muss man nicht mehr viel sagen, denn das Cover spricht einfach Bände. Für mich war vorallem dieses verträumte und tolle Gwand der Geschichte der Grund, warum ich sie unbedingt lesen wollte. Das grün, die Rosen, der Eifelturm, die engen Gassen - das Titelbild kreiert seine eigene und überzeugende Atmosphäre, die genau die Geschichte einfängt. Auch der Titel ist sehr gut auf besagtes Cover zugeschnitten und so bildet alles zusammen, auch durch die Innengestaltung, die Coverelemente aufgreift, ein perfektes Gesamtbild.
Ich muss jedoch an dieser Stelle sagen, dass ich auch die englischen Ausgaben nicht schlecht finde. Vorallem das Cover mit der "Gondel" fängt eine ganz bestimmte Stelle im Buch auf, die zu einer meiner Lieblingsszenen gehört. Und auch das rote Cover ist total schön, wenn es auch in meinen Augen, am Wenigsten die Geschichte einffängt. Aber am Besten finde ich bei den englischen Ausgaben den Titel "Die for me." Ich muss gestehen, dass er am aller, aller Besten zur Geschichte passt. "Von der Nacht verzaubert" greift nicht unbedingt ein Element der Geschichte auf, auch wenn es in der Gesamtheit gut zu der deutschen Gestaltung passt.
Fazit:
Es gibt diese Bücher... du siehst sie und weißt, dass du sie lesen musst. "Von der Nacht verzaubert" war für mich eines dieser Bücher. Dabei hat mir die Geschichte zugeflüstert, mir große Versprechungen gemacht und mich am Ende nicht enttäuscht. Amy Plum hat ein Buch voller Magie geschaffen. Jede Seite trägt ihre Leser davon und entführt sie in ein atemberaubendes Abenteuer. Die perfekte Mischung aus Hingabe, Authenzität und Spannung macht dieses Werk zu dem was es ist: Ein Portal in eine andere Welt. Deshalb lege ich die Geschichte, uneingeschränkt, jedem ans Herz! Denn trotz anfänglicher Startschwierigkeiten, kann dieses Buch nicht nur die Nacht, sondern auch jede Lesestunde verzaubern. Es bleibt: Die Vorfreude auf eine weitere, abenteuerliche Reise nach Paris, mit Kate und Vincent. Denn dieser Band war erst der Anfang, einer magischen Trilogie. Auch wenn die Geschichte als Einzelband hätte bestehen können, freue ich mich auf weitere Abenteuer mit den Revenants in Paris, der Stadt der Liebe.