Als an der Hegel-Schule die Lehrerin der Theater-AG den Job hinwirft, schlägt die große Stunde von Gundula Buntschuh, denn sie übernimmt kurzerhand deren Job, obwohl sie sich damit einiges ans Bein bindet, denn es gilt, mit ihrem Engagement das Schuljubiläum zu krönen. Auch im heimischen Umfeld gibt es so einige Baustellen zu reparieren und dazu kommt noch die liebe Verwandtschaft, die sich kurzerhand bei ihnen einnistet. So hat sie nicht nur an der schulfront zu kämpfen, sondern muss sich auch um den Haussegen kümmern, der immer mehr in Schieflage gerät…
Andrea Sawatzki hat mit „Andere machen das beruflich“ einen wahnsinnig witzigen Roman vorgelegt, der den Leser wieder mitnimmt in die Welt der chaotischen Familie Buntschuh, deren Hauptakteurin Gundula beim Lesen eine Achterbahn der Gefühle beschert. Die Autorin lässt Gundula mit viel Charme und Situationskomik die täglichen Sorgen und Pannen des Alltags durchlaufen, wobei mit ungeahnten Zwischenfällen jederzeit gerechnet werden muss. Mit viel Humor beschreibt Sawatzki das familiäre Chaos so facettenreich, wie man es selbst tagaus tagein erlebt, so dass der Leser das Gefühl hat, die Autorin wäre ein Teil der eigenen Familie. Sei es die unliebsame Verwandtschaft oder eine unbedingt nötige Reparatur, selbst im größten Chaos steht die Familie zusammen und greift sich untereinander unter die Arme, auch wenn sie sich oftmals gegenseitig bekriegen oder aus dem Weg gehen. Gerade dieser ungeschönte, aber mit viel Liebe und einem Augenzwinkern versehene Blick in diesen Mikrokosmos genannt Familie versteht Sawatzki wunderbar zu beschreiben. Der Leser fühlt sich von Seite eins an als Teil der Buntschuhs, kennt er das abgebildete Chaos doch aus eigener Erfahrung und darf nun einmal bei anderen einen Blick durchs Schlüsselloch wagen um mit einer gewissen Genugtuung festzustellen, dass es bei denen auch nicht anders zugeht als daheim. Oftmals rennt einem bei der Lektüre durch den Kopf „Kenn ich, genauso ist es, bloß nicht, und täglich grüßt das Murmeltier, bleib mit weg damit!“
Die Charaktere sind mit Liebe zum Detail zum Leben erweckt worden. Sie wirken mit ihren individuellen Macken glaubhaft und authentisch, der Leser findet sich oder auch ihm nahestehende Personen in einigen von ihnen wieder, was sofort eine Nähe zu ihnen schafft. Gundula ist ein Muttertier der ersten Garde. Im ersten Moment denkt man immer, sie ist selbst so verpeilt, dass sie gar nichts im Griff hat, doch mit geschickter Manipulation hat sie ihre Lieben gut unter Kontrolle und schart sie unter ihrem Mantel der Sicherheit, während sie sich unkonventionelle Lösungen für jedes Problem ausdenkt und dann auch ausführt. Das Schwiegermonster ist ebenso nervig wie die eigene Mutter, die natürlich immer alles anders machen würde, während der eigene Ehemann nur auf seine Interessen fixiert ist, denn Mama wird’s schon richten.
„Andere machen das beruflich“ ist eine gelungene Familienstudie mit viel Charme und Witz, die einfach rundum Spaß macht und einmal mehr daran erinnert, nicht alles so verbissen zu sehen. Absolute Leseempfehlung!