Ich singe den Leib, den elektrischen
Ich singe den Leib, den elektrischen - so Walt Whitman, der von Andreas Altmann Vielzitierte in einem seiner größten Gedichte ... und auch Altmann besingt hier den Leib der Welt, wenn auch nicht in Gedichtform. ...
Ich singe den Leib, den elektrischen - so Walt Whitman, der von Andreas Altmann Vielzitierte in einem seiner größten Gedichte ... und auch Altmann besingt hier den Leib der Welt, wenn auch nicht in Gedichtform. Er offenbart sich als Prediger der Achtsamkeit und diese kann für etliche Rezipienten, die damit einen Spiegel vorgeführt bekommen, zuweilen sehr schmerzhaft sein.
Ich selbst empfand das Buch als sehr, sehr sperrig und brauchte viel Zeit zum Lesen und Erfassen der diversen Botschaften von Andreas Altmann - aber ist nicht die Welt ein sperriger Platz? Von daher hat mich dies nicht weiter gestört, da es zum Thema passte, das aus meiner Sicht ein überaus individuelles ist, denn eine Gebrauchsanweisung für die ganze Welt kann zwangsläufig nur eine subjektive sein.
Der Leser sollte sich seine - ganz persönlichen - Juwelen heraussuchen: Das Kapitel über Sprache, Sprachempfinden und das Verhältnis zur Sprache finde ich bspw. wunderschön und sehe es als das für mich herausragende Element des Buches - m.E. sollte es in Schulbüchern abgedruckt werden, wenn auch noch zu überlegen wäre, in welchem Fach... Die Fähigkeit, Sprache zu lieben und zu schätzen, egal welcher Mißbrauch bereits im Laufe der Geschichte damit betrieben wurde, welche Gewalt in den Ländern, in denen sie gesprochen wird, herrscht bzw. herrschte und dass man zumindest "bitte" und "danke" in den Sprachen des Gastlandes lernen sollte, das alles hat mich sehr berührt. Andere Leser werden sich möglicherweise für andere Themen mehr erwärmen und sich so ihre eigenen Besonderheiten erwählen.
Auf der anderen Seite stört mich auch vieles: die vielen Frauengeschichten vor allem, die den Autor zum eitlen Geck werden lassen, aber es bringt mich auch etwas zum Lächeln. Nun ja, es ist sein persönlicher Akzent.
Nur in Einzelfällen prangert er andere Reisende an, so die Asien-Sextouristen: ich empfinde das als positiv. Das ist aus meiner Sicht ein Mißstand und er gehört angesprochen. Und er findet klare, harte Worte dafür: auch das ist ok für mich. Auf der anderen Seite kann er aber auch sehr zart sein wie in dem Bericht über Malouf, den afghanischen Jungen, der mich weinen ließ.
Ein Buch das polarisiert und das durchaus keine leichte Kost ist - mich haben die Erkenntnisse des Autors je nachdem nachdenklich, wütend, emotional werden lassen - und ein Buch, das so viele Botschaften beinhaltet und insgesamt lange nachwirkt, ist an sich schon die Lektüre wert!