Packender Historienschmöker!
Die Schöne Köhlerin Hanna lebt zusammen mit ihrem Vater, Bruder Arndt und der kleinen Schwester Marie etwas abseits der Stadt, nahe des Waldes. Die Arbeit ist hart und die Familie ist arm. Eines Tages ...
Die Schöne Köhlerin Hanna lebt zusammen mit ihrem Vater, Bruder Arndt und der kleinen Schwester Marie etwas abseits der Stadt, nahe des Waldes. Die Arbeit ist hart und die Familie ist arm. Eines Tages sorgt ein Erdbeben für eine Katastrophe. Ihre Hütte stürzt ein, dabei kommt der Vater ums Leben und auch ihre bisherige Köhlerarbeit ist zunichte gemacht. Daher schlägt Arndt erfreut ein, als ihn der reiche Müller Jobst Gessler um die Hand von Hanna bittet.
Hanna ist erzürnt, dass ihr Bruder sie so einfach verschachern will. Außerdem ist sie bereits verliebt in den jungen gutaussehenden Deutschordenritter Ulrich von Detwang, der Tage zuvor ihre kleine Schwester Marie rettete, die nun unter seinem Schutz steht.
Auch Ulrich zeigt großes Interesse an Hanna, doch eine Ehe zwischen ihm und Hanna scheint eigentlich unmöglich; zu groß sind die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen ihnen.
Dann überschlagen sich die Ereignisse, als Hanna mehrere Visionen bekommt, die sich kurze Zeit später bewahrheiten. Schnell wird sie als Hexe diffamiert. Sie gerät zwischen die Fronten und wird ein Spielball zwischen snobistischen Patriziern, Klerikern und den Bürgerlichen, die sich endlich gegen ihre schlechten Lebensumstände wehren wollen und zum Kampf rüsten. Kann Ulrich Hannah beistehen?
Kay Cordes entführt seine Leser mit diesem Roman in die Zeit des deutschen Bauerkrieges, nach Rothenburg ob der Tauber.
Eindringlich und realistisch schildert er die Problematik dieser Zeit, genau wie er es nicht versäumt auch die Zustände und Gründe die schließlich zum Aufstand führten, anzusprechen.
Das Buch zeichnet sich durch akribische Hintergrundrecherche aus, zudem sprechen und benehmen sich die Romanfiguren wie Menschen dieser Zeit, was dem Roman unglaublich viel Zeitkolorit verleiht.
Neben der beschriebenen brisanten politischen Lage erwartet den Leser in "Das Gesicht des Teufels" eine wunderbare Liebesgeschichte zwischen Hannah und Ulrich, zwei Menschen, die ebenfalls aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen und dennoch nicht voneinander lassen können. Beide sind starke Persönlichkeiten, die trotz aller Widrigkeiten für ihre Liebe kämpfen.
Der Schreibstil von Kay Cordes ist sehr flüssig und bildhaft, auch die Geschichte rund um die Köhlerin Hannah ist spannend und unterhaltsam inszeniert. Während der Autor viel Wert auf den historischen Hintergrund gelegt hat, kam mir persönlich die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren leider ein wenig zu kurz.
Zwar sind beide sympathisch, dennoch fehlten mir mehr Einblicke in ihre innerste Gedankenwelt. So wirken sie stellenweise ein wenig stereotypisch. Dennoch konnte ich den Roman nicht zur Seite legen, da der Schreibstil des Autors sehr fesselnd und die gewählte Zeitepoche des Buches unglaublich spannend ist.