Die grausamen Kreuzüge im Zeichen des Glaubens
"Stadt der tausend Könige" ist ein historischer Roman von Andreas Otter. Die Geschichte beginnt in Augsburg mit dem Schicksal von Githeld und Richard. Über Nacht werden sie zu mittellosen Waisen, die nur ...
"Stadt der tausend Könige" ist ein historischer Roman von Andreas Otter. Die Geschichte beginnt in Augsburg mit dem Schicksal von Githeld und Richard. Über Nacht werden sie zu mittellosen Waisen, die nur Unterschlupf bei ihrem gewalttätigen Onkel in dessen Gasthaus finden. Dort erwartet Sie eine entbehrungsreiche Zeit, geprägt durch Misshandlungen und schwerer Arbeit. Als Richard Nähe zu ungeliebten Juden vorgeworfen wird, nützt dies der pädophile Ortspfarrer aus. Er bedrängt Githeld, sonst würde er ihren Bruder der kirchlichen Gerichtsbarkeit melden. Als diese die Vergewaltigungen nicht mehr ertragen kann, will er sie auf den Scheiterhaufen bringen. Richard verschafft sich eine Audienz beim Augsburger Bischof, kann aber seine Schwester nur retten in dem er selbst in den heiligen Krieg um Jerusalem zieht. Hiermit beginnt seine lange Reise, die ihn erst vier Jahre später wieder in die Heimat bringen soll. Andreas Otter stellt das Mittelalter so dar, wie es war. Dreckig, unerbittlich und grausam. Grausam zu den einfachen Menschen, deren Leben durch Hunger und Not geprägt war, grausam in den blutigen Schlachten um Antiochia und Jerusalem. In dieser Welt lange zu überleben bedurfte wahrscheinlich besonderer Schutzengel, außer man war in dem Prunk von Adel und Kirche vertreten, die das einfache Volk nur ausbeuteten. Aber mal ehrlich, da hat sich bis heute nicht viel geändert. Auch die grausamen Kriege, die im Zeichen des Glauben geführt wurden sind heute vergleichbar immer noch Realität. Um wieviel mehr Frieden hätten die Menschen vermutlich, gäbe es nicht all die Glaubenssekten und Fanatiker rund um die Welt - von Christentum bis Islam. Andreas Otter schildert diese Grausamkeiten im 11. Jahrhundert so realistisch, das ich beim Lesen öfter innehielt und auch Parallelen zur Gegenwart zog. Auch im dritten Abschnitt des Buches, als Richard, getrennt von mittlerweile Frau und Kind, zu dem moslemischen Arzt Ali in Kairo eine innige Freundschaft aufbaut ist diese tiefe Glaubenskluft der Menschen zu spüren. Doch fasziniert von Wissenschaft, Lernen und Heilen entwickeln die beide etwas besonderes, ihre Freundschaft und Wertschätzung gegenüber. Als Richard schließlich als schwerreicher Mann in seine Heimat zurückkehrt um Frau und Kind, sowie seine geliebte Schwester endlich bei sich zu haben, findet er letztendlich in Friesland sein Glück und sein Ziel. Für mich war dies ein gelungener Roman, der mich in diese grausame Zeit hineinzog und fesselte. Teilweise basierend auf historischen Personen und Geschehnissen, teilweise reine Fiktion. Genau das richtige, um mich auf meiner Lesecouch zu fesseln.