Sabine Grebing (Übersetzer), Johanna Marx (Übersetzer)
Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.
Im Mittelpunkt steht der Bienenzüchter Sergej, der in der Ukraine lebt. Er verschließt die Augen vor den Ereignissen ringsherum. Nur seinen Bienen zählen. Eines Tages will er jedoch mit ihnen weggehen. ...
Im Mittelpunkt steht der Bienenzüchter Sergej, der in der Ukraine lebt. Er verschließt die Augen vor den Ereignissen ringsherum. Nur seinen Bienen zählen. Eines Tages will er jedoch mit ihnen weggehen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es. zeichnet eine Weltordnung, die eigenartig ist und dann wieder sehr brisant nach den aktuellen Ereignissen. Auch etwas über die Hintergründe des Krieges zu erfahren, aber auch über die Bienen, war für mich sehr interessant. Ein Buch, das nachdenklich macht und das ich gerne empfehle.
Es ist kein Buch über Bienen, obwohl Bienen eine Rolle spielen.
Es ist kein Buch über den Krieg, obwohl auch der Krieg eine Rolle spielt.
Es ist ein ruhiges Buch, das trotz der Gewalt im Hintergrund (wie ...
Es ist kein Buch über Bienen, obwohl Bienen eine Rolle spielen.
Es ist kein Buch über den Krieg, obwohl auch der Krieg eine Rolle spielt.
Es ist ein ruhiges Buch, das trotz der Gewalt im Hintergrund (wie gesagt, der Krieg spielt eine Rolle, obwohl es keine beschriebenen Kampfhandlungen gibt und obwohl die Gefahr ständig gegenwärtig ist, stellt Graue Bienen ein positives Buch dar, ohne dass dabei irgend etwas verherrlicht oder verdammt wird.) ist es ein positives Buch, ein kleines Roadmovie, mit einer etwas naiven Hauptperson, der die Bienen wichtiger sind als alles andere.
Liebevoll erzählt Kurkow die Reise seines Protagonisten, benutzt dabei leise Töne, skurrile Situationen und Personen und viel Alkohol.
Es passiert nichts, obwohl man ständig darauf gefasst ist, dass etwas passiert, aber es wird nie langweilig.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, die Beziehungen nachvollziehbar und manchmal auch unerwartet und tatsächlich ist man etwas enttäuscht, wenn die Reise ein Ende findet, denn es hätte noch ewig weiter gehen können.
Ich gebe zu, dass ich mehr Bienen erwartet hätte, sie sind wichtig, aber nur Nebendarsteller. Wichtiger sind Land und Leute und obwohl der Krieg im Hintergrund ist (und größtenteils auch bleibt) ist es eine Geschichte über den Krieg und wie die Betroffenen damit umgehen.
Und zu guter Letzt ist es ein Buch, das zum Nachdenken anregt, trotz oder vielleicht gerade wegen der verschrobenen Charaktere und Situationen.
Graue Bienen – Andrej Kurkow
Ein Roman, der vor drei Jahren erschien, nun durch den aktuellen Ukraine-Konflikt nochmal topaktuell geworden ist.
Bienenzüchter Sergej lebt mit seinen Bienenstöcken im Donbass, ...
Graue Bienen – Andrej Kurkow
Ein Roman, der vor drei Jahren erschien, nun durch den aktuellen Ukraine-Konflikt nochmal topaktuell geworden ist.
Bienenzüchter Sergej lebt mit seinen Bienenstöcken im Donbass, genauer gesagt in der sogenannten Grauen Zone zwischen Russland und Ukraine. Er befindet sich quasi zwischen den Fronten, immer wieder wird geschossen, Strom gibt es seit Jahren nicht mehr. Doch Sergej hält sich raus aus allen menschlichen Konflikten. Auch um sein eigenes Leben macht er sich kaum Gedanken. Vielmehr treibt ihn die Sorge um das Wohlergehen seiner Bienenvölker um. Diese hält er ohnehin für wesentlich schlauer als die Menschen um ihn herum. Eines Tages beschließt Sergej, dass es nun nicht mehr sicher ist für seine Bienen, auszufliegen. Und so macht er sich mit ihnen auf eine wahnwitzige Reise um einen ruhigen Ort zu finden.
Orte wie Luhansk und Donezk wären mir wohl noch vor einem Jahr kaum ein Begriff gewesen. Nach den aktuellen Ereignissen hat sich das natürlich geändert. Kurkow gibt dieser umkämpften Gegend ein Gesicht und beschreibt die Situation, die dem aktuellen Konflikt vorausging.
Dafür hat der Autor eine ganz besondere Hauptfigur gewählt. Sergej ist ein Eigenbrötler, der seit Jahren kaum Kontakt zu anderen Menschen hat. Außerdem seit Jahren keinen Strom und kaum Nachrichten. Noch extremer: er hat nicht einmal das Interesse daran, zu erfahren, was um ihn vor sich geht. Er beschimpft die schießenden Soldaten als Idioten und macht sich Sorgen um seine Bienen. Auch auf seiner folgenden Reise verhält er sich sorg- und arglos, was die Konflikte der Menschen angeht. Dies ermöglicht eine ganz spezielle Sicht auf den schwelenden Krieg.
Im Prinzip ist dieser Roman total spannend und topaktuell. Tatsächlich konnte er mich allerdings nicht durchgehend fesseln. Immer wieder fand ich ganze Passagen recht zäh. Vielleicht war es für mich einfach nicht der richtige Zeitpunkt für diese Geschichte.
Trotzdem 4 Sterne, weil ich mir sicher bin, dass dies ein hervorragender Roman ist!
Ich gebe zu, dass ich zu Städten wie Donetsk und Luhansk in der Vergangenheit keinerlei Vorstellung im Kopf hatte. Heute assoziiere ich mit diesen Namen leider triste, traurige Bilder vom Krieg. Dennoch ...
Ich gebe zu, dass ich zu Städten wie Donetsk und Luhansk in der Vergangenheit keinerlei Vorstellung im Kopf hatte. Heute assoziiere ich mit diesen Namen leider triste, traurige Bilder vom Krieg. Dennoch würde ich jetzt nicht behaupten, dass ich großes Wissen zu dieser Gegend habe, auch wenn dieses Informationsdefizit gerade leicht zu beseitigen ist. Doch wie ich finde, kann auch Literatur in diesem Zusammenhang einen großen Beitrag leisten.
Eine große Entdeckung war für mich der Roman „Graue Bienen“ von Andrej Kurkow, der bereits 2019 erschienen ist, mir gerade aber wie das Buch der Stunde erscheint. Kurkow führt uns nicht ganz in den Donbass, sondern in die graue Zone, dem Gebiet zwischen dem Territorium der prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee. Das Dorf Malaja Starogradowka, in dem der Protagonist Sergej Sergejitsch lebt, ist inzwischen verlassen. Außer ihm lebt nur noch sein „Feindfreund“ Paschka dort. Alle anderen Bewohner haben ihren Heimatort längst verlassen. Zu groß war die Angst, zwischen den Fronten das Leben zu verlieren.
„Bei den übrigen Malostarogradowkern war gleich zu Beginn der Kriegshandlungen der Wunsch aufgekommen wegzuziehen. Und das hatten sie getan. Weil sie mehr Angst um ihr Leben bekommen hatten als um ihre Besitztümer und von zwei Ängsten die stärkere wählten.“
Und so verharren nun Sergej und Pawlak in friedlicher Koexistenz, denn sie haben doch nur noch sich außer vereinzelte Besucher, die Sergei aus dem ukrainischen Lager bekommt, Paschka aus dem der Separatisten.
Dennoch versuchen die beiden sich so gut es geht aus dem politischen Geschehen herauszuhalten. Bei Sergej sind es insbesondere seine Bienen, die ihm Möglichkeit zur inneren Emigration bieten.
Und diese sind für ihn auch der Anlass, sich auf einen Roadtrip Richtung Ukraine und Krim zu begeben, denn die Bienen sollen frei und unbeschwert vom Donnern irgendwelcher Kanonen ausschwirren und Honig sammeln können. Auf der Reise wird Sergej vielerlei Menschen begegnen, Ukrainern, Russen, Krim-Tartaren, von denen manche freundlich sind, andere weniger.
Eine leise, ernste Geschichte, die Andrej Kurkow aber mit so viel Leichtigkeit erzählt und in der er die Figuren, insbesondere Sergej Sergejewitsch mit so viel Herzenswärme zeichnet. Eine kleine Geschichte, die dennoch sehr zum Verständnis der Situation beitragen kann. Eine wunderbare Geschichte, die ich jedem sehr ans Herz legen möchte.