Charlotte und Gideon
Mein Grundproblem mit diesem Roman ist die Tatsache, dass es sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie handelt - was aus irgendeinem Grund völlig an mir vorbeigegangen ist. Erst ...
Charlotte und Gideon
Mein Grundproblem mit diesem Roman ist die Tatsache, dass es sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie handelt - was aus irgendeinem Grund völlig an mir vorbeigegangen ist. Erst auf den letzten Seiten dämmerte es mir, da immer noch rein gar nichts aufgelöst war und im Gegenteil immer neue "Kriegsschauplätze" eröffnet wurden. Tatsächlich endet das Ganze dann mit einem üblen Cliffhanger.
Hm ja, die Geschichte an sich ist dadurch natürlich sehr langgezogen und konnte mich nicht hundertprozentig überzeugen. Auch mit Gideon bin ich bisher nicht wirklich warm geworden. Sicher hat er seine Gründe für sein Verhalten, aber naja, vermutlich liegt mir einfach diese Art der Trilogie nicht - bis Februar hab ich den Anfang bereits wieder vergessen....
2 Sterne
Der Zauberberg, die ganze Geschichte – Norman Ohler
Davos im Wandel der Zeit
Thomas Manns „Zauberberg“ wird hundert Jahre alt – und prompt erscheinen aktuell so einige Zauberberg-Bücher.
Ohler beleuchtet ...
Der Zauberberg, die ganze Geschichte – Norman Ohler
Davos im Wandel der Zeit
Thomas Manns „Zauberberg“ wird hundert Jahre alt – und prompt erscheinen aktuell so einige Zauberberg-Bücher.
Ohler beleuchtet in seiner plaudernden Sachbuch-Variante das verschneite Davos im Wandel der Zeit. Natürlich spielt Thomas Mann, seine Familie und sein Werk eine große Rolle. Doch er begibt sich auch auf andere Wege. Es gibt Informationen zur Tuberkulose an sich und wie es dazu kam, dass sich ausgerechnet dieser Ort in der Schweiz zur Hochburg der Lungen-Sanatorien entwickelte. Er zeigt auch die Schattenseiten, die im Original weniger eine Rolle spielen und schließlich auch den Niedergang. Warum es zum Beispiel nach dem zweiten Weltkrieg kein Wiederaufleben der Sanatorien gab.
Ein beträchtlicher Teil in der Mitte, der mich ehrlicherweise ein wenig langweilte, beschäftigt sich mit der Tatsache, dass Davos eine Zeitlang nicht nur eine Sanatorien-Hochburg, sondern leider auch eine Nazi-Hochburg war.
Zu meiner Freude kehrt er dann jedoch wieder zu Thomas Mann und seinen Schriftsteller- und Philosophenkollegen zurück, die sich gerne und immer wieder in Davos tummelten.
Man erfährt hochinteressante Hintergründe zu Davos und Thomas Manns „Zauberberg“. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man sich mit dem Bestseller bereits beschäftigt hat und ein gewisses Interesse dafür aufbringt.
Ohler hat einen wunderbar locker-leichten Plauderton. Er wandelt auf berühmten Spuren und lässt immer wieder Anekdoten aus seinem eigenen Liebes-/Familienleben mit einfließen. Es ist also tatsächlich ein ständiger Wechsel zwischen Vergangenheit und Moderne.
Sehr kurzweilig und unterhaltsam. Für Mann-Genießer ein Muss.
5 Sterne
Sag mir, was ich bin – Una Mannion
Das ist hier wohl noch ein spätes Jahreshighlight vom Steidl-Verlag.
Deena Garvey ist verschwunden. Ihre Schwester Nessa ist am Boden zerstört. Auch nach Jahren kann ...
Sag mir, was ich bin – Una Mannion
Das ist hier wohl noch ein spätes Jahreshighlight vom Steidl-Verlag.
Deena Garvey ist verschwunden. Ihre Schwester Nessa ist am Boden zerstört. Auch nach Jahren kann sie mit dem mutmaßlichen Tod Deenas nicht abschließen. Denn sie verdächtigt ihren Ex-Freund Lucas, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Dieser ist mit der gemeinsamen Tochter Ruby in ein anderes Bundesland, Vermont, gezogen und unterbindet jeglichen Kontakt zwischen Nessa und ihrer Nichte.
Ein großer Teil der Geschichte wird aus Rubys Sicht erzählt, die keine Ahnung von ihrer Geschichte hat und extrem abgeschottet bei ihrem Vater Lucas und dessen Mutter aufwächst.
Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit Nessa. Zum Einen wird die ganze (dramatische) Vorgeschichte erzählt und dann eben auch die unermüdlichen Versuche über all die Jahre Kontakt mit Ruby aufzunehmen bzw. irgendetwas über ihr Ergehen zu erfahren.
Recht schnell wird klar, um welche Art von Mann es sich bei Lucas handelt. Er ist ein manipulativer Psychopath, der sehr bald auch gewalttätig gegenüber Deena wird. Obwohl ihre Familie und Freunde aufmerksam sind und sie warnen, sind sie am Ende machtlos.
Dies ist eine extrem fesselnde, berührende Geschichte. Etwas zwischen literarischem Roman und Thriller. Dieses Buch hat mich sehr bewegt und auch begeistert!
Lesen! 5 Sterne
Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren ...
Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Beide hinterfragen ihre Lebensentwürfe und -entscheidungen. Die Ehe ist in einer Krise. Und dann ist da noch Jette, die unabhängige Single-Frau, die plötzlich immer wieder auftaucht.
Im Prinzip beschäftigt sich dieser Roman mit ganz alltäglichen Fragen. Wer kennt sie schließlich nicht, die kleinen und großen Krisen, die im Laufe einer langjährigen Beziehung immer mal wieder auftauchen? Auch die Zweifel, die einen im mittleren Lebensalter überkommen können, sind ganz normal. Aus irgendeinem Grund wurde ich mit dieser Geschichte dennoch nicht ganz warm.
Eva und Lukas sind beides authentische, sympathisch fehlerhafte Charaktere – nur finde ich, wird die Geschichte etwas emotionslos erzählt. Grundsätzlich ist die Handlung sehr ruhig, bis auf einen Ausreißer in der Mitte.
Gestört hat mich auch die Rolle, die Jette in dieser Geschichte spielt. So, wie sie anfangs beschrieben wird, ist vieles was folgt, einfach unglaubwürdig. Dann gibt es noch das Thema der Queerness, das immer mal wieder aufgegriffen wird. Fand ich auch etwas unnötig und bemüht wirkend, am Puls der Zeit zu sein.
Ein ruhiger Roman, der sich wunderbar liest und ein wenig dahinplätschert. Gegen Ende wollte ich dann doch wissen, wie es ausgeht – was mich dann aber doch wieder nicht überzeugt hat.
Also ich hatte mit diesem Buch so meine Schwierigkeiten… 3 Sterne
Wenn Nachts die Kampfhunde spazieren gehen – Anna Brüggemann
Wie schon der Untertitel verrät, ist dies ein Roman über Mütter und Töchter.
Zwanzig Jahre lang begleitet dieser Roman Regina und ihre beiden ...
Wenn Nachts die Kampfhunde spazieren gehen – Anna Brüggemann
Wie schon der Untertitel verrät, ist dies ein Roman über Mütter und Töchter.
Zwanzig Jahre lang begleitet dieser Roman Regina und ihre beiden Töchter Antonia und Wanda. Die Geschichte steigt ein bei der Abiturfeier von Antonia. Regina ist unzufrieden mit der Figur ihrer Tochter, mit ihrem Gemüt, ihrem fehlenden Ehrgeiz. Ihre zweite Tochter liegt ihr mehr, ist ihr ähnlicher. Was sie nicht sieht, ist, dass Wanda eine Maske trägt, alles tut um ihrer Mutter zu gefallen – und sich dabei geradewegs in eine Essstörung katapultiert.
Regina ist eine sehr unsympathische Protagonistin. Von außen sieht man nämlich fast auf Anhieb, wie hoch ihre Erwartungen an ihre Töchter sind, wie unzufrieden sie mit ihnen und eigentlich mit allem ist, was für ein negatives Selbstbild sie ihren Kindern vermittelt.
Antonia und Wanda sind recht unterschiedliche Mädchen. Wo die eine es längst aufgegeben hat, der Mutter gefallen zu wollen, kämpft die andere bis zur Selbstaufgabe. Gesund ist beides nicht. Auch die Beziehung zueinander leidet unter dem falschen Ehrgeiz Reginas.
Interessant wird es, als die beiden Mädchen zu jungen Frauen, zu Erwachsenen werden. Beide tragen schwere Komplexe und Unsicherheiten mit sich herum. Mit der Liebe tun sie sich, jede auf ihre Art, schwer. Und immer noch ist da im Hintergrund Regina. Sie lässt nie ganz los. Sie bewertet, kommentiert, setzt alles herab, was die beiden in Angriff nehmen.
Eine absolut fesselnde Geschichte über eine toxische Familie, die zwei gebrochene Mädchen in die Welt entlässt. Das Schlimme ist ja, dass Regina es niemals böse meint. Als Ergebnis ihrer eigenen Erziehung tut sie alles dafür, das Beste aus ihren Kindern herauszuholen. Ihr ist es sehr wichtig, was die Gesellschaft von ihr und ihren Töchtern hält. Beruflich hat man erfolgreich zu sein und Körper müssen perfekt und sportlich sein. So etwas wie bedingungslose Mutterliebe fehlt dabei komplett; generell ist Regina eine sehr kalte Frau.
Dieser Roman lässt sich unheimlich süffig lesen. Da mich zusätzlich die Thematik sehr fasziniert hat, habe ich ihn innerhalb zweier Tage durchgesuchtet.
Ein wichtiges und großartiges Werk! 5 Sterne