In den Sanitäranlagen eines Gestütes in der Hohwachter Bucht werden 2 Jugendliche aufgefunden - der eine tot, der andere lebensgefährlich angeschossen. Die Kieler Kommissarin Lisa Sanders wird mit dem Fall beauftragt. Ihre Ermittlungen werden dadurch erschwert, daß der Sohn des verstorbenen Gestütsbesitzers Thomas Fehrbach ist, der Kieler Oberstaatsanwalt, der momentan außer Dienst ist. Und mit ihm hatte Lisa in ihrem vorherigen Fall einige Differenzen. Zeitgleich kauft eine Kieler Motorradgang finanziell im Ruin steckende Herrenhäuser auf, um dort ihre dubiosen Geschäfte abzuhalten. Auch Fehrbachs Gestüt steht finanziell vor dem Abgrund. Hat die Motorradgang etwas mit den Morden zu tun?
"Kielgang" ist die gelungene Fortsetzung von "Kiellinie". Obwohl dies der zweite Fall für Lisa Sanders ist, kann man diesen Krimi auch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen. Angelika Svensson hat es geschafft, den Leser hier perfekt in die Handlung zu führen, so daß man sofort ein Gespür für die Charaktere bekommt. Diese sind so gut beschrieben, man mag dies Ermittlerteam sofort. Sie entwickeln sich hier zwar weiter, aber selbst wenn man "Kiellinie" nicht kennt, sind Lisa und ihr Team sofort vertraut und sympathisch. Die Handlung wird hier ganz geschickt mit einem Prolog aufgebaut, bei dem zunächst nicht ersichtlich ist, was dieser mit dem Fall zu tun hat. Doch dann ergibt dieser einen eigenständigen Handlungsstrang, der zum Schluß mit der Handlung rund um das Gestüt zusammenfließt. Dadurch wird mit jedem Kapitel die Handlung immer intensiver ausgebaut. Man kann diesen Krimi einfach nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil von Angelika Svensson ist sehr schön flüssig, liest sich leicht und locker und man fliegt durch den Text. Sehr schön ist hier am Ende des Buches das Glossar mit der Rockersprache. Bei manchen Wörtern fand ich das sehr hilfreich!
Für mich besonders auffällig ist hier der wirklich tolle Lokalkolorit. Angelika Svensson beschreibt die Landschaft der Probstei wirklich sehr toll. Hier wird sich wirklich an die Realität gehalten! Man erkennt die Orte und Landschaften sofort, sie sind einfach liebevoll und detailreich beschrieben. Genau so wird man sie in der Probstei vorfinden (ich kann das glaube ich nach 25 Jahren Urlaub in genau dieser Region beurteilen). Fast kann man dies Buch auch als Reiseführer nutzen. Wie intensiv sich Angelika Svensson mit den Gegebenheiten der Landschaft und auch des Gestütes vertraut gemacht hat, kann man sehr deutlich daran erkennen, daß sogar die Blutlinie der Trakehnerzucht des für Lankenau als Vorbild dienenden Gestütes stimmt! Für mich war es beim Lesen des Buches ein kleiner Voraburlaub mit ganz großem Sehnsuchtsfaktor! Ich mußte nur die Augen schließen und hatte alle Örtlichkeiten vor Augen! Besser geht es für mich nicht.
Ich kann diesen Krimi ohne Einschränkungen empfehlen!