menschliche Abgründe
Es ist tiefster Winter, das Wetter eisig, die Landschaft verschneit. Was der Spaziergänger mit seinem Hund auf den ersten Blick für eine Schneewehe hielt, entpuppt sich als Leiche. Kommissarin Lisa Sanders ...
Es ist tiefster Winter, das Wetter eisig, die Landschaft verschneit. Was der Spaziergänger mit seinem Hund auf den ersten Blick für eine Schneewehe hielt, entpuppt sich als Leiche. Kommissarin Lisa Sanders und Oberstaatsanwalt Thomas Fehrbach beginnen mit den Ermittlungen, denn der Tote wurde übel zugerichtet, mit einem schweren Gegenstand zu Tode geprügelt. Relativ schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Kinderschänder- und Mörder handelt, er erst vor wenigen Monaten aus der Haftanstalt entlassen wurde. Seine frühere Ersatzmutter Berta hatte ihn vermisst gemeldet und mit dem Hinweis auf eine einzigartige Tätowierung den entscheidenden Hinweis gegeben. Die ersten Ermittlungen gehen in das Umfeld der getöteten Jungen, hier offenbart sich, dass beide Familien nie über den Tod des Kindes hinweg kamen. Sollte hier das Mordmotiv zu suchen sein?
"Wassersarg" ist nach "Kiellinie" und "Kielgang" der dritte Fall für Lisa Sanders von der Mordkommission Kiel und Oberstaatsanwalt Thomas Fehrbach. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind kann man den Krimi gut ohne Vorkenntnisse lesen, trotzdem empfehle ich die Reihe von Beginn an zu lesen, einfach weil es so viel mehr Spaß macht, wenn man die Protagonisten gut kennt.
Die beiden müssen in dem Fall zusammen ermitteln, was sich wegen der komplizierten Beziehung anfangs als schwierig gestaltet. Ich habe mich gefreut das alte Team wiederzusehen, es fühlt sich fast wie ein Treffen mit alten, lieb gewonnenen Bekannten an. Der Fall, der auf den ersten Blick in eine klare Richtung zu deuten scheint, gestaltet sich schwieriger als erwartet, vor allem, als es einen weiteren Mord gibt. Hängen die Mordfälle zusammen?
Das Thema ist berührend und wird wohl jeder Mutter an die Nieren gehen. Schon der Gedanke, ein Kind bei einem Gewaltverbrechen zu verlieren, ist entsetzlich. So ist die Mutter eines kleinen Jungen auch nie darüber hinweggekommen, die Ehe zerbrochen, sie selbst ein menschliches Nervenbündel, eine leere Hülle. Wenigstens hat sie ihre Schwester, die sich um sie kümmert. Auch die Familie des anderen getöteten Jungen ist an dem Unglück zerbrochen, die Mutter hat sich umgebracht, der Vater ist zwar wieder verheiratet, kann mit der Vergangenheit aber nicht abschließen. Ein schwieriges Thema, das nahe geht. Insofern ist die Wut und der Hass auf den Mörder nur zu verständlich.
Jedenfalls nimmt der Fall eine überraschende Wendung, die überhaupt nicht vorhersehbar ist. Es geht um alte Geheimnisse, die nie ans Licht kamen. Ich habe bis zum Schluss im dunklen getappt, gerätselt und Vermutungen angestellt. Letztlich wird aber alles zur Zufriedenheit und stimmig aufgeklärt.
Interessant ist die private Entwicklung was die Beziehung zwischen Fehrbach und Lisa angeht und was Lisas Schwester betrifft, hier möchte ich aber nicht mehr verraten.
Fazit: Wieder einmal konnte mich Angelika Svensson mit ihrem bildhaften Schreibstil überzeugen, der so viel Atmosphäre vermittelt. Beim lesen dringt die Kälte aus den Seiten, ich fühlte mich direkt in die Winterlandschaft versetzt. Dazu die sympathischen, mal auch weniger sympathischen Charaktere die authentisch wirken und die tolle Kulisse an der Küste. Für mich ein rundum perfekter Krimi den ich uneingeschränkt empfehlen kann. ich freue mich auf die Fortsetzung.