Katharinas Vater ist an Krebs erkrankt und teilt seiner Tochter seine letzten Wünsche mit. Er möchte, dass Katharina in Portugal seine frühere große Liebe Marisa wiederfindet und damit die offenen Fragen ihrer damaligen Trennung herausfinden. Als Katharina sich in einem Wohnmobil mit ihrem Freund Arne auf die Suche macht, erlebt sie nicht nur die Schönheit Portugals, sie bekommt einen Einblick in die tragische Geschichte dieses Landes. Ihr wird mit der verlorenen Liebe ihres Vaters auch für ihr eigenes Leben klar, was Liebe ausmacht.
Anja Saskia Beyer verbindet in ihrem Roman eine Liebesgeschichte mit Einblicken in die Zeit der autoritären Diktatur unter Antonió Salazar in den Siebziger Jahren.
Die Protagonistin Katharina reist nach Lissabon und erfährt auf der Suche nach Marisa, die verlorene Liebe ihres Vaters, was sich in den Siebzigern in Portugal abgespielt hat. Marisa steht als Beispiel für Abertausende von Inhaftierten, Verschleppten und Unterdrückten in Portugal unter Salazar. Die Unterdrückung dieser Menschen, ihre Bildungsnot und Armut wird im Roman in Rückblenden um 1973 eindringlich geschildert. Auch die hohe Zahl an Analphabeten dieser Zeit wird angesprochen.
Die Verbindung von Neuzeit durch Katharinas Reise und Einblicken in die Vorgängen der Nelkenrevolution durch Marisas Schicksal macht den besonderen Reiz dieser Geschichte aus.
Wer Portugal kennt und liebt, wird in diesem Roman die Schauplätze und Stimmungen genießen, ebenso wie die süßen Pastéis de Nata (Portugiesische Spezialität), die Stadtansichten Lissabons und die Stimmung beim Fado. Katharina lernt in Lissabon Nuno kennen und entdeckt die wahre Liebe. Ihre Beziehung zu Arne ist längst nur eine Farce, der Leser ahnt schon von Beginn an, worauf es im Buch hinausläuft.
Vor dem zeitlichen Hintergrund der Diktatur unter Salazar entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. In eindringlichen Rückblenden wird auch auf die politischen Gegebenheiten und die Auflehnung der Portugiesen in der Nelkenrevolution eingegangen. Man bekommt das Elend und die Drangsale mit, der die Bevölkerung unter Salazar und seinen Getreuen ausgesetzt war. Relativ friedlich wurde dann die Revolution hauptsächlich durch die Frauen und ihre symbolträchtigen Nelken durchgesetzt. Die Unterdrückung dieser Zeit wird im Roman durch das Schicksal Marisas und ihrer Inhaftierung deutlich gemacht.
Während die Rückblenden unheimlich spannend sind, bewegt sich die Geschichte um Katharina eher im Chick-Lit-Bereich. Sie ist ziemlich vorhersehbar und teilweise eher uninteressant. Mich haben häufige Wiederholungen von Namen und Inhalten, aber auch die kindlich wirkende Art Katharinas im Verhältnis zu ihrem Vater gestört. "Paps hier, Paps der starke Held da." Als erwachsene Frau fällt sie in ein kindliches Raster und sucht nach Marisa, der verlorenen Liebe ihres Vaters, ohne sich einzugestehen, dass sie eigentlich damit auch Probleme hat. Schliesslich ist sie die Tochter einer anderen Frau. Aber sie will ihm alles recht machen, selbst ihren Mann sucht sie danach aus, ob er ihrem Vater gefällt.
Das Ende kommt dann in Happy-End-Stimmung daher und das steht sehr im Kontrast zu den tragischen Vorgängen, die mich im Roman aufgewühlt haben. Damit setzt die Autorin ein hoffnungsvolles Zeichen, das positiv stimmt.
Wer gern nach Portugal reist, findet hier viele interessante Einblicke in Gegenwart und Historie, auch die Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Nelkenrevolution ist lesenswert.